Weinwirtschaft | Zukunft des Walliser Weinhauses scheint gesichert. Heute wird informiert
Fenaco soll Provins übernehmen

Morgenröte. Provins wird eine Tochtergesellschaft von Fenaco, der Agrargenossenschaft mit Sitz in Bern.
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Provins kann den Konkurs abwenden. Und erhält neue Eigentümer. Fenaco soll Mehrheitsaktionärin von Provins werden. Die Walliser Traditionsmarke bleibt bestehen.
Es hat sich in den letzten Tagen abgezeichnet, nun ist sicher: Fenaco übernimmt das Walliser Weinhaus Provins. Mehrere Quellen bestätigen gegenüber dieser Zeitung, dass die Berner Agrargenossenschaft das Rennen macht. Rouvinez, der zweitgrösste Akteur auf dem Walliser Weinmarkt, zeigte ebenfalls Interesse an Provins (siehe WB vom 10 März), konnte den Verwaltungsrat dem Vernehmen nach indes nicht vollumfänglich überzeugen. So wird Provins Teil des Fenaco-Konzerns.
Diskussionen hinter den Kulissen
Provins hat heute Donnerstagmorgen zu einer Medienorientierung geladen, um über das konkrete Vorgehen und die Details zu informieren. Otmar Hofer, seit Mitte Januar Geschäftsleiter von Provins, teilt im Einladungsschreiben mit, dass in den letzten Tagen und Wochen viel über die Zukunft von Provins geschrieben worden sei. Hinter den Kulissen habe man indes hart gearbeitet, viele Diskussionen und Verhandlungen geführt. «Wir freuen uns, unseren Mitgliedern nun eine umfassende und nachhaltige Lösung anbieten zu können – eine Lösung, mit der wir zuversichtlich in die Zukunft blicken können», so Hofer. In einem Schreiben werden heute zudem sämtliche Provins-Genossenschafter über die Umstände der Übernahme informiert.
Wie funktionierts? LautInformationen des «Walliser Boten» soll Provins in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Nach einer Aktienkapitalerhöhung erhalten die Genossenschafter pro Anteil eine Aktie. Der Fenaco-Konzern übernimmt 70 Prozent von Provins, den Genossenschaftern verbleiben 30 Prozent. Der Vorteil der Lösung: Die Marke Provins bleibt bestehen, die Produktion im Wallis ist gesichert. Und vor allem: Fenaco überweist sämtliche ausstehenden Beträge an die Winzer. Aufgrund von Liquiditätsproblemen war der grösste Weinproduzent der Schweiz seit Längerem mit den Auszahlungen im Rückstand, was für viele Winzer existenzbedrohend war. Der Fenaco-Deal kommt so auch den Weinbauern zugute. Denn klar ist: Ohne Genossenschafter wird die Transformation zu einer Aktiengesellschaft nicht möglich sein.
Der Wechsel von einer Genossenschaft zu einer privaten AG ist das Kernstück der neuen Strategie. Die Umwandlung hätte zur Folge, dass Provins nicht mehr wie bis anhin verpflichtet wäre, jeweils die ganze Ernte seiner Genossenschafter aufzukaufen. An der Generalversammlung von Mitte Dezember wurde dies noch abgeschmettert – obwohl Provins arg am Taumeln war: Die Verschuldung des grössten Schweizer Weinproduzenten belief sich Ende 2019 auf rund 52 Millionen Franken, bei Eigenmitteln von knapp über 30 Millionen Franken. Und weil Provins seine Weine derzeit nicht verkaufen kann, bleiben die Lager voll und die Kassen leer. Dabei erreichen die Lagerbestände in den Walliser Kellereien Rekordwerte. Ende 2018 waren die Reserven um elf Prozent höher als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Alleine Provins soll sieben Millionen Liter unverkauften Wein in seinen Tanks haben.
Fenacos Trümpfe: Landi, Volg und TopShop
In diesem Umfeld liegen die Vorzüge von Fenaco auf der Hand: Die Fenaco-Gruppe beschäftigt gut 10'000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von 6,77 Mrd. Franken. Die Genossenschaft hat über 80 Tochterfirmen, unter anderem das Nahrungsmittelunternehmen Frigemo, den Fleisch- und Fleischwarenhersteller Ernst Sutter oder den Getränkehersteller Ramseier Suisse. Vor allem aber betreibt Fenaco die Detailhandelsketten Volg, Landi sowie die TopShop-Tankstellenshops. Dies ermöglicht neue Marktzugänge, insbesondere in der Deutschschweiz – dort, wo Potenzial für Walliser Weine vorhanden ist.
Zum Fenaco-Konzern gehört auch die DiVino SA, die die Caves Garnier und Volg-Weinkellereien vereint. Während Caves Garnier einer der grössten Anbieter von Westschweizer Weinen ist, sind die VolgWeinkellereien auf Weine aus der Ostschweiz spezialisiert. Vor einem Jahr hat die DiVino SA zudem ein neues Weinangebot lanciert, das die Regionalität und das traditionelle Handwerk der Traubenproduzenten hervorhebt.
Walliser Lösung bleibt aussen vor
Einige Vorteile, die für Fenaco sprechen – und gegen Rouvinez. Der Walliser Landwirtschaftsminister Christophe Darbellay soll sich trotzdem für die Rouvinez-Lösung ausgesprochen haben. Eine entsprechende Anfrage lässt der CVP-Staatsrat zwar offen, teilt jedoch mit: «Die privilegierte Lösung ist für uns die Walliser Lösung gewesen, weil sie uns die besten Garantien zu geben schien. Kriterien wie Wertschöpfung, Autonomie, Arbeitsplätze, Selbstbestimmung waren massgebend. Wir haben hier dem Verwaltungsrat berechtigte Fragen gestellt», so Darbellay. Der Provins-Verwaltungsrat hat die Antwort gefunden: Fenaco.
Armin Bregy
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