Circus Musical | Rolf Knie präsentiert ein Musical zum 100-Jahr-Jubiläum des Circus Knie

«Auch der WB sorgt für Lacher»

200 Jahre Familie Knie – 100 Jahre Circus Knie. Mit einem Musical gibt Rolf Knie überraschende Einblicke in die Familien- und Zirkusgeschichte.
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200 Jahre Familie Knie – 100 Jahre Circus Knie. Mit einem Musical gibt Rolf Knie überraschende Einblicke in die Familien- und Zirkusgeschichte.
Foto: WB / Alain Amherd

Quelle: WB 22.05.19 0
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BERN | 100 Jahre Zirkus und 200 Jahre Familiengeschichte Knie – das alles hat Platz in «Das Circus Musical von Rolf Knie». Ein Gespräch mit Rolf Knie über die besondere Beziehung der Bevölkerung zum Circus Knie und warum der «Walliser Bote» im Musical regelmässig für Lacher sorgt.

Herzliche Gratulation Rolf Knie zum Ehren-Prix-Walo, der Ihnen kürzlich für Ihr Lebenswerk verliehen wurde.

«Danke. Ich war überrascht. Mit dem Preis hatte ich gar nicht mehr gerechnet.»

Als Clown, Schauspieler und Kunstmaler feierten Sie grosse Erfolge. Sie hätten auch eine Fussballer- oder Tenniskarriere hinlegen können. Jetzt sind Sie als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent für «Das Circus Musical von Rolf Knie» tätig. Was können Sie eigentlich nicht?

«Am Computer arbeiten. Die sozialen Medien sind für mich auch eine fremde Welt. Sie rauben uns die Menschlichkeit. Die Technik und ich werden wohl nie Freunde sein.»

Dieses Jahr werden sie 70. Mit dem Musical beschäftigen Sie sich mit 200 Jahren Familien- und 100 Jahren Zirkusgeschichte, also mit Ihren Wurzeln. Wird die eigene Herkunft wichtiger, je älter man wird?

«Nein, ich denke nicht. Das ist vielleicht bei allen ein bisschen anders. Ich lebe nicht im Rückspiegel. Ich habe noch so viel vor und orientiere mich an der Zukunft. 70 ist ja noch kein Alter, sofern man gesund und fit ist. Wenn sich dann eines Tages der Körper zu kompostieren beginnt, muss ich dann wohl oder übel kürzertreten, aber im Moment will ich das noch nicht.»

Ein Projekt wie «Das Circus ­Musical von Rolf Knie» verlangte bestimmt ausführliche Recherchen. Stiessen Sie dabei auf Überraschendes?

«Ja. Um die Jahrhundertwende wollte sich die Familie Knie in Rapperswil einbürgern lassen. Wir wurden aber nicht akzeptiert. Fahrende und Gaukler waren nicht erwünscht. Im zweiten Anlauf wurde dann mein Grossvater Friedrich Knie auf der Gemeindekanzlei vorstellig und machte ­richtig Rabatz. Danach klappte es. Im Musical wird die Szene humoristisch aufgelöst. Ich behandle ernste Themen humorvoll und wende eine chaplineske Form der Regieführung an.»

Entdeckten Sie auch Lustiges?

«Für Lacher im Publikum sorgt jeweils der ‹Walliser Bote›.»

Wie das?

«Im Musical gibt es eine Szene aus den 1950er-Jahren, bei der sich mein Vater mit seinem Bruder Rolf unterhält. Rolf sagt: ‹Fredy, ich habe in der Zeitung gelesen, es gebe schon bald eine Million Fernsehgeräte in der Schweiz. Wie können wir da bestehen?› Mein Vater erwidert: ‹Solange es den Pfarrer von Sitten gibt, haben wir keine Probleme. Der predigt von der Kanzel: Geht nicht in den Schweizer National­zirkus, da sieht man halb nackte Frauen.› Rolf darauf: ‹Ja, und der ‹Walliser Bote› hat noch nachgedoppelt und geschrieben, dass die Schlangenfrauen im Bikini auftreten.› – ‹Ja, und seither sind unsere Vor­stellungen im Wallis immer ausverkauft.› Dieser Dialog im Musical endet immer mit riesigem ­Gelächter im ­Publikum.»

Spielte die Politik in der ­Geschichte des Circus Knie eine Rolle?

«Mein Vater wurde von der deutschen Propaganda genötigt, in Berlin vor Hitler eine Vorstellung zu spielen. Durch einen Trick konnte er verhindern, dass er Hitler dabei die Hand reichen musste. Es war eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Wäre er der Einladung nicht gefolgt, hätten die Deutschen die Grenzen für Artisten aus den okkupierten Ländern rings um die Schweiz zugemacht. Das wäre das Ende des Circus Knie gewesen. Mit dem Auftritt in Berlin riskierte er jedoch, als Nazi abgestempelt zu werden. Eine brutale, wahre Geschichte. Aber diese harten Szenen lösen sich im Musical wieder durch Leichtes auf. Es folgen die 1950er-Jahre mit Showgirls, Entertainment und Glamour.»

Bundesrat Willi Richard schrieb im Programmheft 1978: «Welcher helvetische Politiker möchte nicht einmal in der Manege stehen, im Rampenlicht glänzen, mit der Peitsche knallen.» – Ein Politiker als Dompteur. Könnten Sie sich eine solche Aussage heute noch vorstellen?

«Warum nicht? Politik ist ja auch ein Zirkus. (lacht) Ich denke, der Zirkus ist ein Ort, der alle Schichten der Bevölkerung anzieht. Damit können sich viele identifizieren. Das Vorwort zum Programmheft des Musicals hat übrigens wieder ein Bundesrat geschrieben, nämlich Bundespräsident Ueli Maurer.»

«Politik ist ja
auch ein Zirkus»

Rolf Knie, Musical-Produzent

Dass sich sogar Bundesräte nicht zu schade sind, für das Programmheft eines Zirkus zu schreiben, zeigt den besonderen Status des Circus Knie. Obwohl immer wieder vom Schweizer Nationalzirkus gesprochen wird, erhielt der Zirkus ja nie Subventionen. Über ein Crowdfunding beteiligte sich die Bevölkerung erst kürzlich an den Kosten eines neuen Zirkuszelts. Wie erklären Sie sich die besondere Beziehung vieler Schweizer zum Circus Knie?

«Diesen Nimbus hatten meine Vorfahren mit dem Namen ‹Schweizer National-Circus› aufgebaut. Was den Circus Knie heute ausmacht, ist geprägt von meinem Vater Fredy Knie senior. Mein Vater war der beste Pferdeflüsterer aller Zeiten und er dachte innovativ. Die Verbundenheit der Bevölkerung hat mit ihm und vielleicht auch noch mit der ‹Popstar›-Generation der ­Zirkus-Familie zu tun, zu der mein Bruder Fredy, ich und meine Cousins Louis und Franco gehören. Früher durften wir nach jeder Vorstellung Tausende Autogramme geben. Diese Zeiten sind brutal vorbei. Der Zirkus muss mit der Zeit gehen. Wer das nicht schafft, verschwindet von der Bildfläche.»

Ein schwieriges Thema ist die Rolle der Kleinwüchsigen im Zirkus.

«Der kleinwüchsige Peter Brown Bill hält im Musical ein Plädoyer für die Arbeit im Zirkus und erklärt, warum er sich da so wohlfühlt. Da werde er nicht nach Zentimetern gemessen, sondern nach seinem Charakter und dem, was er könne. Als ich noch Clown im Zirkus war, integrierte ich immer einen Kleinwüchsigen in die Nummer. Heute meinen wir, vor lauter politischer Korrektheit sei das nicht mehr machbar. Lachen über Kleinwüchsige geht gar nicht. Ich frage aber: Nur weil jemand kleinwüchsig ist, soll er nicht Clown sein dürfen? Über mich lachten doch auch alle, aber einem Kleinwüchsigen soll auch noch das Clown-sein verboten werden? Da sind wir irgendwie falsch gewickelt.»

Trotz der langen Tradition ­erhielt der Zirkus nie die Anerkennung, wie sie Theater-, Opern- oder Ausstellungshäusern entgegengebracht wird. Kämpfen Sie mit dem Musical auch um die Akzeptanz der Zirkuskunst?

«Ja. Der Zirkus gab mir sehr viel. Und mit dem Musical kann ich dem Zirkus etwas zurückgeben. Musical-Besucher sagen oft zu mir: ‹Jetzt sehe ich den Zirkus mit ganz anderen Augen.› In der Schweiz haben wir die höchste Zirkuskultur. Zirkus ist hier aber im Gegensatz zu allen anderen europäischen Ländern nicht als Kultur anerkannt. Wir wollen keine Subven­tionen, aber wir möchten gewisse ­Erleichterungen. Die ständig neuen Vorschriften und Bestimmungen sind völlig idiotisch. Die kann ein Zirkus gar nicht mehr stemmen. Da müssen sich die Behörden an der Nase nehmen, sonst wird ein Zirkus nach dem anderen aufgeben müssen.»

Warum endet das Musical in den 1970er-Jahren?

«Ich wollte die Geschichte aufarbeiten und ich bin ja noch nicht Geschichte! (lacht) Das kann dann die nächste Generation machen.»

Sind die Tierskulpturen auf der Bühne eigentlich noch Requisiten oder ist das schon Kunst?

«Die können Sie nennen, wie Sie wollen. (lacht) Ich habe die Tiere selber entworfen. Drei Meter hohe Elefanten, Löwen, Tiger, Zebras und Krokodile tummeln sich auf der Bühne. Die können sogar Stepp tanzen. Die Szenen mit ihnen sind völlig schräg. Die Tiere sind ein Hingucker und lösen einen Wau-Effekt aus.»

Am 12. März 2019 feierte «Das Circus Musical von Rolf Knie» in Dübendorf Premiere. Ab dem 7. Juni ist das Spektakel in Bern zu sehen. Wie kommt das Musical beim Publikum an?

«Ich habe schon viel gemacht in meinem Leben, aber was im Musical abgeht, habe ich noch nie erlebt. 56 Vorstellungen in Dübendorf und jeden Tag Standing Ovations. Worte sind zu schwach, um auszudrücken, was das für mich bedeutet. ‹Das Circus ­Musical von Rolf Knie› ist kein nor­males Musical, es ist kein Theater und es ist kein Zirkus. Es ist eine neuartige Show.»

Interview: Nathalie Benelli
22. Mai 2019, 16:54
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