Landschaftspflege | Gegen vier Kilometer Trockenmauern instandgesetzt
«Schön, nicht präzise»

Ortsschau im Gebiet Hopsche.
Foto: Walliser Bote
Simplon | Die Geteilschaft Simplon Bergalpe hat auf dem Simplon gegen vier Kilometer Trockenmauern instandgesetzt – und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der wertvollen Kulturlandschaft geleistet.
Neben Hochmoorflächen und Feuchtbiotopen wird der Simplonpass geprägt durch eine Kulturlandschaft, die sich aufgrund einer seit Jahrhunderten betriebenen Landwirtschaft entwickelt hat. Zeugen der Bewirtschaftung dieses Gebiets sind verschiedene alpwirtschaftliche Gebäude und die zahlreichen Trockenmauern, die teilweise eine Stützfunktion haben oder als Grenzmauern und Umzäunungen erstellt wurden. Einige Mauern säumen auch wichtige Wegverbindungen.
Weil die Geteilschaft Simplon Bergalpe die traditionellen Mauern nicht der Verbuschung überlassen und dem Zerfall preisgeben wollte, hat sie im Jahr 2012 ein mehrjähriges Projekt zur Instandsetzung der Trockenmauern gestartet. Es handelt sich dabei um eine erste Etappe, welcher aufgrund des Zustands der Mauern, der Landschaftswirksamkeit, der touristischen Einbindung, der landwirtschaftlichen Funktion und nicht zuletzt wegen der Finanzierbarkeit Priorität eingeräumt wurde. In einem vorgängig erstellten Inventar sind im Simplongebiet insgesamt mehr als zehn Kilometer Trockenmauern aufgelistet.
Keine Schnur, kein Mörtel
Zu den grossen Herausforderungen gehörte gemäss Adrian Kräuchi nicht nur die Sicherstellung der Finanzierung: «Es war nicht leicht, jemanden zu finden, der das alte Handwerk des Trockenmauerns beherrscht», sagte der Projektleiter vom Büro Landplan AG in Lohnstorf anlässlich einer Ortsschau zum Projektabschluss am Donnerstag. Mitarbeiter des Forstbetriebs Brigerberg/Ganter und des Forstreviers Simplon-Süd waren es schliesslich, die bei den Sanierungsarbeiten Hand anlegten. Die Forstarbeiter hatten teilweise Trockenmauerkurse besucht und bereits beim Bau des Stockalperwegs einschlägige Erfahrungen sammeln können, wie Revierförster Martin Schmidhalter berichtete.
Keine Schnur, kein Mörtel, keine zugeführten Steine und möglichst die Umgebung schonen – so lauteten die Vorgaben für die Sanierungsarbeiten, die unmittelbar vor dem Abschluss stehen. «Die Mauern müssen schön sein, nicht präzise», resümierte Schmidhalter. Dass es den Forstleuten gelungen ist, die teilweise stark verbuschten und beschädigten Mauern wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen, bestätigten mehrere Fachleute von Bund und Kanton, darunter auch Cornel Doswald: «Die Mauern sind nirgends gerade, sondern folgen der Geländelinie», lobte der Fachexperte für historische Verkehrswege.
Viel Unterstützung, viel Eigenarbeit
Bei der Umsetzung des Projekts konnte die Geteilschaft Simplon Bergalpe auf breite Unterstützung zählen, vor allem auch aus finanzieller Sicht. Die Gesamtkosten belaufen sich immerhin auf 1,2 Millionen Franken. Daran beteiligen sich der Fonds Landschaft Schweiz (FLS) mit 332 000 Franken und das Bundesamt für Strassen (ASTRA) mit 150 000 Franken. Der Kanton Wallis steuert über das Inventar der historischen Verkehrswege (IVS) 90 000 Franken bei. Und weil die Massnahmen zur Entbuschung der Trockenmauern als regionales Kompensationsprojekt für Waldrodungen gelten, hilft die Dienststelle für Wald, Flussbau und Landschaft (DWFL) mit weiteren 108 000 Franken. Die Binding Stiftung unterstützt die Pflege der Kulturlandschaft auf dem Simplon mit 35 000 Franken.
Die Bauherrin selbst investierte neben Eigenmitteln in der Höhe von 160 000 Franken vor allem auch viel Eigenarbeit, wie Projektleiter Adrian Kräuchi betonte.
Unter den Beteiligten herrschte schliesslich Einigkeit darüber, dass nach der gelungenen Instandsetzung der Trockenmauern deren Unterhalt nicht vernachlässigt werden darf.
Franz Mayr
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