Polemik | Die regionale Produktförderung an der Junioren-WM greift (teils) doch noch. Der Geschichte zweiter Teil
Argentinischer Wein sorgte für staatsrätliche Magenverstimmung

Soooo kleinlich. Die Staatsräte Christophe Darbellay (rechts) und Frédéric Favre.
Foto: Keystone
Dass an der Junioren-WM der Langläufer im Goms in der «Festwirtschaft» argentinischer Wein ausgeschenkt wurde, sorgte bis in höchste Walliser Gremien für verstimmte Laune. Gestern wurde korrigiert.
Da soll noch niemand sagen, unser Staatsrat führe nicht. Was er Anfang Jahr bei der Präsentation seines Regierungsprogrammes unter dem Motto «Das Potenzial des Wallis entwickeln, indem auf seine Stärken gesetzt wird» ans Volk brachte, erlebt nun einen ersten Tatbeweis. Ob thematisch ernsthaft genug oder nicht, bleibt, wie schon beim ersten Teil dieser Geschichte über ausländischen Wein an der «Walliser» Junioren-WM vor zwei Tagen, im Auge des Betrachters. Sicher aber ist, dass der Betreiber der «Festwirtschaft» in einem Hangar in Ulrichen gestern via den Gommer OK-Vizepräsidenten Roberto Imoberdorf die ultimative Direktive von der Walliser Regierung erhielt, den bis dahin unter argentinischer Flagge ausgeschenkten Rot- und Weisswein von der Karte zu nehmen. Als Sportminister Frédéric Favre der Veranstaltung seine Aufwartung machte und zur Mittagszeit in der «Festwirtschaft» Platz nahm, wurde subito süffiger Walliser Wein serviert. Der «Puro» von «Yellow»-Musiker Dieter Meier, als Geschenk an den Caterer aus Kloten gedacht, war unsichtbar verstaut worden.
Darbellays Reaktion
Staatsrat Christophe Darbellay hatte sich höchstpersönlich für diesen Wechsel auf der Weinkarte verwendet. «Es geht nicht an, dass wir solche Veranstaltungen mit öffentlichen Geldern unterstützen, und dann ausländischer Wein ausgeschenkt wird», enervierte er sich auch gegenüber dem WB. Fürs «Weinland Wallis», das sich seit Jahren um die Positionierung seiner regionalen Produkte bemühe, sei das ein «No- Go». Dass es dabei nicht um die Qualität von Meiers «Puro», sondern um Grundsätzliches geht, ist jedermann klar. «Wir unterstützen diese WM mit 100 000 Franken», sagt Darbellay. Also könnten vom Organisator auch gewisse weitsichtige Gegenleistungen erwartet werden. Verträge mit Sponsoren, Lieferanten und Depositären seien da für ihn nicht weiter von Belang.
Helle Aufregung
Meldungen in den sozialen Medien und der Artikel im «Walliser Boten» vom Mittwoch hatten den Staatsapparat mit seinen Oberhäuptern in helle Aufregung versetzt. Vertrauliche Informanten sprechen von einer echten Flut von Mails und Telefonaten, die zwischen den Beamten der verschiedensten Dienststufen, den Veranstaltern und eben auch den Regierungsmitgliedern für Betrieb gesorgt hätte. Das WM-OK wurde schliesslich ultimativ aufgefordert, umgehend dafür besorgt zu sein, dass der ausländische Wein von den Tischen verschwinde. Beim Mineralwasser funktionierte dies freilich (noch?) nicht: serviert wird hier gestern weiterhin «Arkina» statt «Aproz».
Ein offenes Feld
Dass sich Christophe Darbellay mit dieser Absolutheit auf ein heikles (Neben-)Terrain begibt, das noch so manchen Fallstrick beinhalten dürfte, zeigt vor Ort ein anderes Beispiel. So wird im Gelände der Siegerzeremonien in Gluringen nicht etwa das Walliser «Blonde 25», sondern in grossen Lettern «Appenzeller Bier» feilgeboten. Den Gommern hier einen Strick drehen zu wollen, wäre, weil realitätsfern, fehl am Platz. Auch an anderen Walliser Grossevents mit internationaler Ausstrahlung, die durch öffentliche Gelder unterstützt werden, gibts nicht nur Verpflegung vom Rhonestrand.
100 000 Franken
Die gesetzliche Grundlage für Sponsorenbeiträge aus öffentlichen Geldern wird im Wallis von der Dienststelle für Wirtschaftsentwicklung eingehalten. Zusammen mit Beiträgen vom «Sportfonds» sowie von der «Loterie Romande» wurde für die Junioren-WM ein Paket von 100 000 Franken geschnürt. Das ist bei einem Budget von 430 000 Franken ein massgeblicher Beitrag, der auch ein Mitreden erlaubt. Heikel ist dabei jedoch die Frage, ob bei der Forderung von Leistungen durch den Geldgeber nicht auch Mehrwertsteuerpflichten erwachsen. Bei der WM der Skispringer in Kandersteg steht im Übrigen der Kanton Bern mit dem gleich hohen Betrag als Sport- und Jugendförderer Pate.
Repräsentanten aufgescheucht
Für zusätzliche Verstimmung sorgte neben dem ungenossenen Wein auch der Hinweis im WB-Bericht darauf, dass die offiziellen Repräsentanten von Sportverbänden und Politik an der Eröffnungsfeier weitgehend mit Abwesenheit geglänzt hatten. Gestern wurde mächtig nachgebessert. Der Staatsrat war, wie gesagt, durch Frédéric Favre vertreten, Swiss-Ski trat mit Präsident Urs Lehmann und Direktor Markus Wolf an. Von verschiedenen Staatsstellen wurde schier ein Dutzend Spitzenbeamte gezählt. Landeshauptmann Diego Wellig war schon zum zweiten Male vor Ort. An der Eröffnung wurde er in Begleitung der beiden Bundesparlamentarier Beat Rieder und Franz Ruppen gesehen.
Sion 2026 nicht präsent
Für heute Freitag ist Christophe Darbellay angekündigt. Er wird bei der Siegerehrung die Medaillen übergeben. In dieser Rolle war gestern auch alt Bundesrat Adolf Ogi im Goms, einen Appell haltend für die Kandidatur «Sion 2026». Wenn das noch hilft! Die Walliser Kandidatur ist im übersichtlichen Start- /Zielgelände anderweitig jedenfalls nicht präsent. Auf Nachfrage heisst es, die Werbebanner «Sion 2026» seien halt noch nicht gedruckt.
Thomas Rieder
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Kommentare
Kurt Salzgeber, Glis - ↑1↓0
Wenn wir Walliserwein AOC trinken, sind wir sicher ob es auch Wein aus der Region ist? Laut WB vom 26.01.2018 ist eine Untersuchung im Gange über gepanschte Weine aus dem Wallis.
Darum warum regt sich der Staatsrat so auf. Sie würden besser die Namen bekannt geben, um welche Weinhändler es sich handelt.
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Othmar Müller, Buttisholz - ↑1↓4
Bravo. Ob Appenzeller Bier oder Blonde 25. In der Schweiz hergestellte Produkte ist das Minimum, wenn immer möglich Walliser und Berner Produkte.
Othmar
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