Raphael Wicky | Der Ex-FC-Basel-Trainer und seine neue Herausforderung als U17-Trainer der USA
«Das Projekt hat mich überzeugt»

Abschied vom Klubfussball. Raphael Wicky wird neuer U17-Trainer der USA.
Foto: Keystone
Nach seinem Abgang beim FC Basel kein Wiedereinstieg im Klubfussball, sondern ein Verbands-Job als Nachwuchstrainer: Raphael Wicky wird neuer U17-Coach der USA.
Der 41-Jährige verschiebt damit seinen Lebens-Mittelpunkt in die Vereinigten Staaten. In Los Angeles beendete er 2009 nach einer letzten Saison bei CD Chivas seine Spielerkarriere, seither besitzt er hier ein Haus. An Silvester des letzten Jahres heiratete er seine amerikanische Freundin Laura, seit der Entlassung als Trainer des FC Basel zog er sich in die USA zurück.
Raphael Wicky hat sich medial noch nirgends zu seinem Abgang in Basel geäussert, er wird es demnächst tun. Seit einer Woche ist er auf Heimaturlaub in Steg, mit der Gewissheit, einen neuen Trainervertrag in der Tasche zu haben.
Eher ein Projekttrainer
Mit dem Engagement beim US-Verband als Trainer der U17-Nationalmannschaft kehrt Wicky zu seinen Wurzeln zurück. Vor seinem Einstieg beim damaligen Liga-Krösus Basel trainierte der Oberwalliser zuerst U-Junioren bei Genf-Servette und daraufhin die U18 und U21 des FC Basel. Als erste Profistation gleich den damaligen Meister zu übernehmen, schien für Aussenstehende eher riskant zu sein, doch musste er eine derart hochkarätige Chance packen. Gescheitert ist Wicky als Profi-Trainer keineswegs, trotz seinem schnellen Abgang im Sommer nach nur einem (!) Ligaspiel in seiner zweiten Saison hier. Der Rückstand des einst grossen FC Basel auf den neuen Dominator YB ist auch unter Marcel Koller enorm angewachsen.
Wicky war bei seiner ersten Profistation eher als Krisenmanager gefragt, und die Fehler des sportlichen Umfeldes bei der Kaderzusammenstellung und den nicht vollwertig kompensierten Abgängen (Steffen, Akanji, dafür kamen Frei und Stocker ohne Spielpraxis) waren grösser als jene, die Wicky an der Seitenlinie begehen konnte. Zudem hat er dem FC Basel mit vier Siegen die letzten magischen Nächte in der Champions League für lange Zeit beschert.
Dass Raphael Wicky nicht beim ersten Job-Angebot in der Schweiz oder Deutschland, wo er einen guten Ruf geniesst, zugegriffen hat, überrascht nicht wirklich. Er sieht sich nicht als «Feuerwehr-Mann» für komplizierte Situationen im Abstiegsbereich, sondern als Projekttrainer mit gesicherten Strukturen.
Deshalb passt das neue Engagement als U17-Trainer der USA zu ihm. Hier geht es mithin noch um die Ausbildung der Spieler im internationalen Vergleich und um mittelfristige Ziele.
Vor einem Monat setzte es für Wicky ein erstes Gespräch ab mit Gregg Berhalter (45), der seit Ende 2018 als neuer Nationalcoach der USA fungiert. Man fand sich schnell einmal, was Ideen und Spielphilosophie betrifft. Ein Meeting in Chicago, dem Standort des Head- Centers des US-Verbandes, brachte Klarheit.
«Die neue Aufgabe reizt mich, das Konzept passt»
Raphael Wicky
Wicky sollte die U17-Nationalmannschaft übernehmen. «Die neue Aufgabe reizt mich, das Konzept passt.»
Bis zu sieben Trainings-Camps mit Testspielen stehen pro Jahr an, zudem geht es für die U17 der USA bald einmal um die WM-Ausscheidung, die im Mai beginnt. Wicky tritt seinen neuen Job in Chicago Anfang April an. Die Beobachtung der Talente, die mehrheitlich in ihrem Heimatland spielen, übernimmt ein eigenes Scouting-Team.
«Nach dem Verpassen der letzten WM ist im amerikanischen Verband vieles in Bewegung geraten», so Wicky, der teilweise auch ins Trainerteam von andern US-Teams inte-griert wird. «Es ist somit für mich ein guter Zeitpunkt, hier einzusteigen.»
Hans-Peter Berchtold
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