Betrugsfall | 2,2 Millionen – Gemeinde Zermatt holt sich gestohlenes Geld zurück
Zwangsversteigerung unter Polizeischutz

Rappelvoll. Die Zwangsversteigerung zweier Wohnungen auf Betreiben der Gemeinde Zermatt stiess auf grosses Interesse bei möglichen Käufern.
Foto: Mengis Media / Andrea Soltermann
Die Zwangsversteigerung zweier Wohnungen in Zermatt spülte der Gemeinde Zermatt am Dienstag 2,2 Millionen Franken in die Gemeindekasse. Damit hat sie den Grossteil von 2,6 Millionen Franken zurückgeholt, um die sie vor Jahren vom Leiter der Wasserwerke Zermatt und dessen Komplizen betrogen worden war.
Die Zwangsversteigerung in der Aula des Landwirtschaftlichen Zentrums in Visp stand unter Polizeischutz, weil zuvor bei der Gemeinde Zermatt eine Drohung zur Versteigerung eingegangen war. Unter der Leitung von Alwin Gemmet, Chef des Betreibungsamtes Visp, kam es allerdings zu keinen Zwischenfällen, die das Eingreifen der beiden Kantonspolizisten vonnöten gemacht hätten. Das Interesse an den beiden zur Versteigerung gebrachten 4-Zimmer-Wohnungen in einem Zermatter Wohn- und Ferienhaus sowie an zwei Garagen im «Parkhaus Biner» war gross. Die rund 70 Sitzplätze der Aula waren restlos belegt.
Unter ihnen befanden sich auch Vertreter der Gemeinde Zermatt, die befugt waren, mitzubieten, sollten die Objekte unter den Preisvorstellungen der Gemeinde die Hand wechseln. Die betreibungsamtlichen Schatzungen der beiden Wohnungen lagen je über einer Million Franken. Eine Wohnung wird derzeit vom ehemaligen Leiter der Wasserwerke bewohnt, die andere ist bis Ende April an Touristen vermietet. Es handelt sich um Wohnungen in einem vierstöckigen im Jahr 1965 gebauten Haus, die sanierungsbedürftig sind und nicht über eine Sicht aufs Matterhorn verfügen. Allerdings macht die Immobilie ihre Nähe zum Bahnhof Zermatt und zur Sunnegga-Bahn wertvoll.
Die Angebote für die Wohnungen liessen nach Beginn der Versteigerung kaum auf sich warten. Rasch war klar, dass eine Handvoll Bieter durchaus bereit war, mehr als eine Million Franken hinzublättern. Letztlich hatte der Zermatter Immobilienunternehmer Mario Julen die Nase vorn. Er bot insgesamt 2'430'000 Franken für die beiden Wohnungen. Keiner der Mitbieter wollte diese Summe überbieten.
Der Gemeinde verbleiben allerdings lediglich rund 2,2 Millionen Franken, da eine der Wohnungen mit einer Hypothek von 370'000 Franken zugunsten der Raiffeisenbank Mischabel-Matterhorn belastet ist. Auch die beiden Garagen im «Parkhaus Biner» mit einer Schatzung von je 45'000 Franken waren rasch versteigert. Eine ging an den Zermatter Yvo Fux zum Preis von 83'000 Franken, die andere an die Firma Fux Projekt GmbH in Visp zum Preis von 86000 Franken.
Die Gemeinde Zermatt konnte mit dieser Versteigerung damit einen Grossteil von 2,6 Millionen Franken zurückholen, um die sie der ehemalige Leiter der Wasserwerke Zermatt betrogen hatte. Dieser hatte über einen Zeitraum von rund zehn Jahren mithilfe von Komplizen die Gemeinde um rund 3,5 Millionen Franken betrogen. Letztlich wurde der ehemalige Leiter der Wasserwerke vom Kreisgericht Visp im Mai 2017 wegen gewerbsmässigen Betrugs und mehrfacher Urkundenfälschung im Amt zu einer Freiheitsstrafe von 12 Monaten unbedingt und 24 Monaten bedingt verurteilt. Ferner wurden auch drei Mittäter schuldig gesprochen.
Während der Haupttäter der Gemeinde die gesamte Deliktsumme schuldet, haften zwei der Mittäter für 1,75 Millionen beziehungsweise 63000 Franken. Allerdings kam das Kreisgericht zum Schluss, dass nur 2,6 Millionen Franken von den Tätern an die Gemeinde Zermatt zurückzuzahlen seien.
Norbert Zengaffinen
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