Bettmeralp/Baar (ZG) | Frontalinterview mit Sven Furrer

«Als Sportjournalist will ich Hintergründe beleuchten»

Sven Furrer.
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Sven Furrer.
Foto: RZ

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Nach 13 Jahren «Edelmais» moderiert Sven Furrer nun zwei Sporttalks auf Teleclub. Im Frontalinterview spricht er über den Wechsel in den Sportjournalismus, seinen Dokfilm mit Nico Hischier und über ­seine Freundschaft zu Arno Del Curto.

Herr Furrer, wir sind hier auf der Bettmeralp, Zufall?

Nein, das ist kein Zufall. Schon als Kind hatte ich meine Ferien oft auf der Bettmeralp verbracht. Jetzt besitze ich hier selber eine Ferienwohnung. Ich lebe ja mit meiner Familie in Baar im Kanton Zug. Mir ist aber sehr wichtig, auch hier im Wallis eine Homebase zu haben. So können meine Kinder einen Bezug zu meinem Heimatkanton, dem Wallis, entwickeln.

Nach 13 Jahren war im vergangenen Herbst Schluss mit Edelmais – traurig?

Wir hatten mit Edelmais 13 super Jahre. Wir haben drei abendfüllende Programme gemacht, waren mit dem Zirkus Knie auf Tournee und ­haben beim Schweizer Fernsehen eine Sketch-Show gemacht. Eine Schwierigkeit besteht darin, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um aufzuhören. Irgendwann mussten wir uns entscheiden: ­Machen wir jetzt noch ein Programm oder lassen wir es gut sein. Und so haben wir entschieden, uns wieder unseren eigenen Projekten zu widmen.

Ganz treten Sie von der Comedybühne aber nicht ab?

Das ist richtig. Ich arbeite zurzeit an einem ­neuen Bühnenprojekt zusammen mit einer Schau­spielerin. Wer «Edelmais» gemocht hat, wird auch dies mögen, obwohl wir natürlich den ­Anspruch haben, wieder etwas Neues, Eigenes zu entwickeln. Die Premiere findet im Herbst 2019 statt. Mehr kann ich dazu im Moment nicht ­sagen.

Ist ein Spielfilm auch einmal eine Option für Sie?

Im Moment konzentriere ich mich auf die Bühne, aber ich bin immer offen für neue Abenteuer…

Seit Herbst 2017 arbeiten Sie als Sport­moderator bei Teleclub. Ist dies nicht ein ziemlich grosser Sprung vom Comedian zum Sportjournalisten?

Ich war schon früher journalistisch tätig, allerdings nicht im Sport-, sondern im Kultur­bereich. Aber ich bezeichne mich schon als sehr sport­affin, verfolge den Sport seit Jahren intensiv und stamme ja selber aus einer Sportlerfamilie. Dazu habe ich auch viele Freunde aus dem Sport.

Arno Del Curto ist einer davon – wie kam es zu dieser Freundschaft?

Tatsächlich – mit Arno habe ich eine sehr vertrauensvolle Freundschaft. Vor gut zehn Jahren war ich beruflich in Davos engagiert, hatte dort einen Moderationsjob. Ich besuchte in einer Pause das Training des HC Davos. Arno hat mich an der Bande erkannt und wir kamen ins Gespräch. So haben wir uns kennengelernt, und seither sind wir eng befreundet.

Was sagen Sie zum Abgang von Del Curto nach 22 Jahren beim HCD?

Schon seit Längerem hat Arno versucht, den HCD von sich zu emanzipieren und Leute auf­zubauen, die dann irgendwann übernehmen könnten. Nach so vielen Jahren ist es nicht ­einfach, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, wenn es den überhaupt gibt!

Weshalb hat Del Curto keine längere Auszeit genommen, sondern nach sieben Wochen ­Pause schon wieder einen neuen Vertrag unterschrieben – kann er nicht leben ohne Eishockey?

Arno könnte problemlos aufs Eishockey verzichten, er braucht dies nicht als Lebenselixier. Ich glaube, das Engagement beim ZSC, wo er in der Vergangenheit schon einmal gearbeitet hatte, war einerseits eine Herzensangelegenheit und anderseits eine sehr reizvolle Arbeit. Auch da kann man nicht auslesen. Arno ist ein sehr ­intuitiver Mensch, er liebt das Risiko und grosse Herausforderungen, und ich weiss, dass er in dieser Aufgabe auch das Potenzial von nachhaltigem Erfolg sieht!

Sie haben selber mit HCD-Spielern gearbeitet. Worin genau bestand Ihre Aufgabe?

Sportler leben häufig in einem Mikrokosmos und wenn sie nicht aufpassen, «entfernen» sie sich von der Gesellschaft. Am Karriereende werden sie aus diesem Tunnel wieder ausgespuckt. Nach dem Ende ihrer Karriere ist die Fallhöhe zurück in die Gesellschaft bei Sportlern sehr gross. Nicht wenige sind in ihrer Sozialkompetenz auf dem Niveau von dem Alter, als sie den ersten Profivertrag unterschrieben haben, stehengeblieben. Niemand übernimmt aber die Verantwortung dafür, was nach der Karriere mit diesen Sportlern passiert. Auf der Basis solcher Diskussionen stellte ich Schulungen zusammen, für die Sportler zum Thema Persönlichkeitsentwicklung und Horizonterweiterung. Noch bevor ich aber bei Teleclub als Sport­journalist eingestiegen bin, habe ich damit ­aufgehört.

Und wie kam es zum Engagement bei ­Teleclub?

Claudia Lässer, die Programmchefin von Teleclub, ist bei derselben Agentur wie ich und hat von meiner Sportaffinität Wind bekommen. Sie kam auf mich zu mit dem Vorschlag, einen Fussballtalk zu moderieren. Für mich war das eine grosse Chance, denn der Sport gibt mehr her als nur die Live-Berichterstattung. Mich interessiert es, in die Tiefe zu gehen und Hintergründe ­beleuchten zu können.

Wie sieht das Konzept aus?

Der Fussballtalk «Heimspiel» ist eine wöchent­liche Livesendung am Sonntag nach den Spielen auf dem Free-TV-Sender Teleclub Zoom. Rolf Fringer ist als Experte immer mit dabei. Dazu kommen drei weitere Gäste. Jede Sendung widmet sich einem grossen Hauptthema und wir diskutieren über Hintergründe, Phänomene und die Menschen, die hinter den Sportresultaten stecken.

Zusätzlich moderieren Sie auch noch den ­Eishockeytalk «Boxplay».

Boxplay wird alle zwei Wochen am Donnerstag ausgestrahlt mit zwei Gästen und einem Experten. Im «Boxplay»-Expertenpool sind Hockeygrössen wie Arno Del Curto, Simon Schenk, ­Martin Plüss, Victor Stancescu, Peter Lüthi. Es geht immer nur um ein Thema, beispielsweise das Tessiner Derby, Schweizer Trainer oder die Ausgeglichenheit der National League usw.

In der NLB starten die Playoffs. Wie sehen Sie die Perspektiven des EHC Visp?

Die neue Halle ist sicherlich sehr wichtig für den Verein. Ich glaube aber, das sportliche und wirtschaftliche Einzugsgebiet im Oberwallis ist zu klein für NLA-Hockey. Deshalb: lieber ein guter NLB-Club sein, Erfolge feiern und Zuschauer glücklich machen, als zum Kanonenfutter in der NLA werden.

«Ich arbeite zurzeit an einem neuen Bühnenprojekt»

Und wie beurteilen Sie die Situation beim FC Sitten?

Für Christian Constantin ist der Fussball ein Wirtschaftsmodell. Getrieben von seiner Leidenschaft investiert er sehr viel in den Verein, will mit dem Fussball aber auch Geld verdienen. Deshalb holt er jedes Jahr junge Spieler aus Afrika oder Südamerika und hofft, sie mit Gewinn weiterzuverkaufen. Nachhaltigen Erfolg wird er damit nicht haben. Kontinuität gehört bekanntlich nicht zu den Kernkompetenzen von CC. ­Sitten wird so weiterhin ein guter Cup-Club sein, wo es gilt, am Tag x die Maximalleistung abzurufen. Mit diesem Konzept kann Sitten aber nie um die Meisterschaft mitspielen, wo kontinuierlich über eine längere Zeit etwas aufgebaut werden muss und während einer ganzen Saison konstant gute Leistungen gefordert sind.

Neben dem Sporttalk haben Sie im letzten ­August auch einen 25 Minuten dauernden Dokfilm über Nico Hischier gemacht. Wie kam es dazu?

Ich kenne die Familie Hischier sehr gut. Nico hat als Nummer 1 NHL Draft Schweizer Sport­geschichte geschrieben und ist durch seinen sportlichen Erfolg ein junger Mensch von starkem öffentlichen Interesse, aber man wusste ­wenig über den Menschen Nico Hischier. Privat scheut er das Rampenlicht, und dies reizte mich, im Rahmen eines Dokfilms, sich seiner Persönlichkeit anzunähern. Schauplatz meines Films ist die Massaschlucht. Nico ist ja wenige Hundert Meter Luftlinie davon entfernt, oberhalb von Naters, aufgewachsen. Mir war es sehr wichtig, dass er sich bei diesem Unterfangen wohlfühlte.

Und was ist Nico privat für ein Mensch?

Nico spielt sich sportlich ins Zentrum, weil er aussergewöhnlich gut ist. Er ist aber nicht der klassische Superstar, der gerne alle Aufmerksamkeit auf sich vereint. Als Mensch ist es ihm eher unangenehm, wenn er im Mittelpunkt steht. Er ist sehr zurückhaltend, aber auch unheimlich fokussiert: Nico hat schon jetzt in seinen jungen Jahren die Gabe, alles auszublenden, was im weitesten Sinne einen negativen Einfluss auf seine Karriere haben könnte. Bei ihm besteht nicht die Gefahr, dass er abhebt.

Ihr Vater war ein bekannter Eishockeyspieler, wie sah es mit den eigenen sportlichen ­Ambitionen aus?

Ich spielte selber Eishockey und besonders Fussball. Nach einem Kreuzbandriss waren meine Ambitionen allerdings begraben und ich musste mich auf eine Berufsausbildung konzentrieren. So absolvierte ich das Lehrerseminar in Zug.

Andere berühmte Komiker wie Marco Rima, das Kabarettduo Divertimento oder Christof Wolfisberg (ohne Rolf) haben ebenfalls diese Schule in Zug besucht. Haben Sie dort den Weg auf die Bühne gefunden?

Die Schauspielerei hatte ich schon immer in mir, allerdings war mir während meiner Jugend der Sport im Weg. Das Lehrerseminar war ein Nährboden für Gleichgesinnte, ein Tummelfeld für musische Experimente. Ein Mikrokosmos, wo man sehr viel ausprobieren konnte. Ein Lehrer ist in gewissem Sinn ja auch ein Show-
master. Sein Ziel ist es, Stoff zu vermitteln, der bei den Kindern hängen bleibt. Heute gibt es die Insti­tution Lehrerseminar leider nicht mehr. Dieser ­Berufsweg fiel der Verakademisierung zum Opfer – schade! Die pädagogische Fachhochschule Zug hat meines Wissens noch keine ­Comedians hervor­gebracht.

Haben Sie keine Probleme, zwischen den ­beiden Welten Sport und Comedy hin und her zu switchen?

Die Welten ergänzen sich sehr gut. Es ist hilfreich, dass ich zwei komplett unterschiedliche Welten bedienen darf. Dies fordert mich, ist sehr abwechslungsreich und macht mein Arbeits­alltag unheimlich spannend. Ich fühle mich in beiden Welten zu Hause.

Frank O. Salzgeber

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Infos

Zur Person

Vorname Sven
Name Furrer
Geburtsdatum 7. Dezember 1971
Familie Verheiratet, 4 Kinder
Beruf Journalist, Moderator, Schauspieler
Hobbies Sport, Lesen, Kultur

Nachgehakt

Ich werde eines Tages wieder mit René ­Rindlisbacher auf der Bühne stehen. Joker
Ich wäre gern Profisportler geworden. Ja
Mein Herz schlägt mehr für den Sport
als für Comedy/Schauspiel.
Nein
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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