Frontal-Interview | Drei Modeexperten zu den Trends 2017

Blumenmuster sind der Modetrend in diesem Jahr

Beata Schnydrig: "Bei Frauen sind Blumenmuster, Streifen und Ringe im Trend."
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Beata Schnydrig: "Bei Frauen sind Blumenmuster, Streifen und Ringe im Trend."
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Martin Schnydrig: "Herren können gut klassische Outfits mit sportlichen Sneakern kombinieren."
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Martin Schnydrig: "Herren können gut klassische Outfits mit sportlichen Sneakern kombinieren."
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Matthias Schnydrig: "Die Branche selbst hat auch Fehler gemacht."
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Matthias Schnydrig: "Die Branche selbst hat auch Fehler gemacht."
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Die Geschwister Beata, Matthias und Martin Schnydrig führen zusammen die Mode Schnydrig AG. Ein Gespräch über aktuelle Modetrends und die Schwierigkeiten für die Branche.

Martin Schnydrig (zuständig für Herren­mode), finden Sie, dass ich gut angezogen bin für das Interview (der Autor trägt dunkel­blaue Jeans, ein hellblaues Hemd, eine schwarze ­Lederjacke und schwarze Lederschuhe)?
Sie tragen viel Blau, damit liegen Sie sicher im Trend. Die schwarze Lederjacke erscheint mir etwas zu schwer für die Jahreszeit und bei den Schuhen würden Sie mit sportlichen Sneaker ­sicher dem Zeitgeist folgen. Aber es passt.

Womit wir direkt bei der entscheidenden ­Frage wären. Was trägt «Mann» denn in ­dieser Saison?
Bei der Farbe dominieren dieses Jahr ganz klar Blautöne. Bei den Hemden liegt tailliert geschnitten mit kleinen Blumenmustern sehr im Trend. Dabei sind die Muster dezent und fein. Bei den Hosen sehen wir in den Kollektionen viele sogenannte «Five-Pocket-Denims» und Chino-Hosen. Auch kurze Hosen, zum Beispiel Bermudas, können durchaus getragen werden, wobei man diese eher mit langärmligen Hemden trägt, deren Ärmel aufgerollt werden.

Wie sieht es bei den Jacken aus?
Hier dominieren sommerliche Tweedstoffe und
Softshelljacken. Auffallend ist, dass viel Stretchmaterial verarbeitet wird. Das Motto ist: «Eng, aber bequem.» Farblich dominieren auch hier Blau­töne, aber auch Beige ist angesagt. Anzug­jacken sind im Moment eher kurz mit zwei Knöpfen.

Was ist mit Schuhen?
Sehr im Trend sind sportliche Sneaker, die gerne auch mehrfarbig sein können. Diese können in diesem Jahr auch gut zu etwas klassischeren Outfits getragen werden. Was man in den Modemetropolen auch sieht, ist knöchelfrei bei Männern. Ob sich dieser Trend im Oberwallis durchsetzt, weiss ich jedoch nicht.

Beata Schnydrig (zuständig für Frauenmode), wie sieht es bei den Frauen aus. Was ist hier trendig?
«Alles kann man, nichts muss man», das ist in ­dieser Saison das Credo bei der Damenmode. Moderne, klassische und sportive Teile prägen das Bild dieser Saison. Sehr angesagt sind Stilbrüche. Sportive Stücke können gut mit eleganten kombiniert werden. Zum Beispiel können auch Frauen zu einem eleganten Outfit sehr sportliche Schuhe tragen. Wichtig ist, dass jedes Outfit ein Stück enthält, das heraussticht, das auffällt.

Gibt es denn ganz neue Trends für Frauen?
Was sehr angesagt ist, sind A-Linien, also tailliert geschnittene Stücke. Bei Hosen und Röcken dominieren knieumspielende Längen. Was zudem ganz neu ist, sind sogenannte Athleisure-Stücke. Athleisure setzt sich zusammen aus Atletics und Leisure. Dabei handelt es sich um Mode, die sich sehr stark an Sportbekleidung orientiert, aber dennoch elegant wirkt und einem aktiven Leben gerecht wird. Oft werden Streifen und Applikationen verwendet, um den sportlichen Aspekt dieses Trends zu unterstreichen.

Bei den Männern dominieren Blautöne, ­welche Farben trägt «Frau»?
Klare, kräftige Coloritis sowohl auch ruhige und helle Farben. Daneben sind auch Blumenmuster, Streifen und Ringe oft zu finden.

Streifen? Vor allem Querstreifen machen doch eher dick?
Viele denken dies, aber es stimmt so nicht. Der Schnitt ist viel wichtiger, der muss zur Figur ­passen. Dies sieht man auch daran, dass Produzenten, die auf grössere Nummern spezialisiert sind, ebenfalls Streifenmuster verwenden.

Welche Trends bestimmen sonst noch die Frühlings- und Sommerkollektionen?
Dieses Jahr sind Punkte, Streifen und vor allem Blumenmuster zu sehen. Die Hosen sind verkürzt, schmal und knöchelfrei. Zusätzlich sind sie auch dieses Jahr eher schmal geschnitten. «Spitzen» sind auch wieder oft zu sehen. Zudem sind in vielen Kollektionen schulterfreie Stücke vertreten.

Wir haben jetzt viel über Trends gesprochen. Diese kommen ja von den Laufstegen in den Modemetropolen. Früher hiess es immer, dass es eine Zeit dauert, bis neue Trends den Weg in die Geschäfte finden. Ist das immer noch so?
Nein, es ist nicht mehr so, da die Produktions­zeiten sich stark verkürzt haben. Zusätzlich werden während der Saison neue Trends gesetzt. Vor allem durch Berühmtheiten und Mode­blogger. So treffen monatlich Neuheiten bei uns ein. Die Labels und Marken haben auch ein grosses ­Interesse daran, ihre Kollektionen möglichst rasch in die Läden zu bringen, um trendig zu bleiben.

Sind die Oberwalliserinnen denn sehr trendbewusst?
Sie sind sehr modebewusst. Es gibt Frauen, die klare Vorstellungen haben, was sie möchten und wenig den Trends folgen. Dann gibt es aber auch Frauen, die sehr trendig sind, die darauf schauen, was angesagt ist und sich entsprechend kleiden. Diese Frauen haben es vielleicht ein bisschen einfacher, ein passendes Outfit zu finden.

Das müssen Sie erklären.
Wenn es darum geht, ein passendes Outfit zu finden, ist es von Vorteil, wenn man mutig oder offen ist. Oftmals ist es nämlich so, dass einem die Sachen gut stehen, die man von sich aus vielleicht nicht probieren würde. Ob einem etwas steht, weiss man aber immer erst, wenn man es anprobiert hat. Darum schlage ich den Kundinnen auch immer vor, etwas Neues oder bislang Unbekanntes anzuprobieren.

Sagen Sie denn auch Kundinnen direkt, dass ihnen etwas nicht steht?
Wenn ich das Gefühl habe, dass eine Kundin in einem anderen Outfit besser aussehen könnte, schlage ich ihr vor, ein anderes Outfit auszuprobieren. Grundsätzlich gilt aber immer, dass sich die Kundin im Outfit wohlfühlt.

Viele Leute sind beim Kleiderkauf sehr auf Marken fixiert. Ist das ein Nachteil?
Wie gesagt, findet man das beste Outfit, indem man offen ist, somit ist man in der Auswahl nicht eingeschränkt. Das Gesamtbild muss stimmen. Eine Marke kann von der einen zur anderen Saison sich stark ändern (Schnitte, Formen, Farben).

Matthias Schnydrig (verantwortlich für ­Finanzen, Personal, Marketing und Back­office), wie gehen denn die Geschäfte so in der Modewelt?
Die Branche hat zu kämpfen, das ist klar. Wir befinden uns am Anfang eines Strukturwandels. Es findet eine grosse Bereinigung der Modegeschäfte statt. Der zunehmende Kauf von Mode im Internet und im Ausland führt dazu, dass ­immer weniger Kunden in die Läden kommen. Das betrifft nicht nur die lokalen Fachgeschäfte, sondern auch die grossen Ketten.

Was heisst das konkret?
Man geht davon aus, dass 4000 Läden in der Schweiz ums Überleben kämpfen werden. Das heisst, durch das veränderte Konsumverhalten ist jedes zweite oder dritte Textilgeschäft gefährdet. Das hat natürlich Folgen, vor allem auch ­darauf, wie sich die Innenstädte künftig präsentieren werden. Vieles ist derzeit in Bewegung, der Ausgang noch ungewiss.

Sind denn nur die Online-Händler schuld an der Krise des stationären Handels?
Nein. Die Branche selbst hat auch Fehler gemacht.

Welche sind das?
Einerseits ist das Angebot der Zeit zu stark voraus. Wenn im Oktober im Wallis noch über 20 Grad gemessen werden, beginnt man in den grossen Städten bereits damit, Wintermode mit Rabatten zu verkaufen. Klar, dass dies nicht von Vorteil ist, denn die Kunden wollen Mode kaufen, die sie zur aktuellen Saison brauchen. Dann hat sich die Branche auch mit der «Rabattitis» keinen Gefallen getan. Früher gab es einen Sommer- und einen Winterschlussverkauf. Die Kunden wussten: Jetzt gibt es die Stücke, die nicht verkauft werden konnten, zu günstigeren Preisen. Heutzutage werden immer Rabatte gewährt. Das führt zu einer grossen Verunsicherung bei den Kunden. Diese wissen nicht mehr, ob die Stücke tatsächlich verbilligt sind, oder ob der Rabatt «künstlich» ist. Die «Rabattitis» hat natürlich auch zur Folge, dass die Margen kleiner werden, was, zusammen mit der Konkurrenz im Internet, die stationären Händler massiv unter Druck bringt. Der Markt ist übersättigt, das zeigen zum Beispiel Zahlen in Fachzeitschriften. In der Schweiz sind Kleider vorhanden, um 21 Millionen Menschen einzukleiden.

Was können stationäre Händler wie Sie tun, um zu überleben?
Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen. Und die liegen im persönlichen Kontakt, demFace to Face, in der Fachberatung und diversen Dienstleistungen, bei denen das Internet nicht mithalten kann. Das Internet mag die besseren Preise – bei einzelnen Marken – und Rund-um-die-Uhr-Öffnungszeiten bieten. Wir jedoch ­können auf unsere Kunden viel persönlicher und individueller eingehen. Ich denke, dass die stationären Händler deshalb auch nicht aussterben werden. Wir müssen nur die «Nischen» finden und uns richtig positionieren.

Martin Meul

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