Frontal | Siders/Region

«Für das Thema Wolf braucht es doch keine teuren Konzepte»

Pierre-Alain Grichting
1/2

Pierre-Alain Grichting
Foto: RZ

Pierre-Alain Grichting
2/2

Pierre-Alain Grichting
Foto: RZ

Quelle: RZ 0

Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, verfügt über ein ausgezeichnetes Netzwerk und will in den Ständerat. Pierre-Alain Grichting (48) über seine politische Unerfahrenheit, seine Verwaltungsratsmandate und sein politisches Programm.

Herr Grichting, nach der KV-Lehre wurden Sie Metzger. Dann haben Sie sich hochgearbeitet bis zum Bankdirektor und jetzt sind Sie Firmeninhaber. Wie charakterisieren Sie sich?
Ich bin ein Macher mit strategischen Fähigkeiten in Personal- und Wirtschaftsfragen. Diese Kompetenzen habe ich mir unter anderem in meinen langjährigen Tätigkeiten als Direktor der UBS Wallis, als Leiter der Coop Verkaufsregion Bern sowie jetzt als VR-Präsident von Provins geholt. Ich habe die Fähigkeit, Menschen für ein gemeinsames Ziel zu begeistern. Wenn ich etwas sage, so mache ich das auch. Ganz wichtig dabei ist aber immer der Mensch. Dieser steht bei mir immer im Mittelpunkt und wird mit dem notwendigen Respekt behandelt. Damit bin ich bisher immer gut gefahren.

Sie machen das erste Mal Erfahrungen mit einem Wahlkampf. Wie erleben Sie diesen?
Es ist zweifellos eine intensive, aber hoch spannende Zeit. Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit habe ich mich entsprechend gut organisiert und setze klare Prioritäten. Da ich grundsätzlich immer sehr gerne mit Menschen zu tun habe, ist es eine tolle Zeit.

Haben Sie während dieser intensiven Phase überhaupt noch Zeit für Ihr Privatleben?
Das ist eine Frage der Organisation. Wir haben vorgängig alles durchdiskutiert. Dabei haben wir nicht nur über die Zeit vor den Wahlen gesprochen, sondern auch über die Zeit danach, falls ich gewählt werden sollte. Falls dies nicht der Fall sein sollte, so war der Wahlkampf auf alle Fälle eine gute Erfahrung.

Reden wir über Ihre Kandidatur. Sie sind ein Mann der Wirtschaft. Eine Kandidatur für die FDP ist also naheliegend. Oder?
Damit habe ich mich natürlich intensiv auseinandergesetzt. Dabei war eine Frage ganz zentral: Welche Partei liegt meiner Philosophie am nächsten? Dafür kommt für mich nur eine infrage – die FDP. Die politischen Inhalte liegen der Wirtschaft und den Unternehmen am nächsten. Für die FDP Wallis gibt es keine Trennung von Ober- und Unterwallis. Einzig und allein die Interessen des ganzen Kantons stehen im Mittelpunkt.

Wie stehen Sie zu anderen Parteien?
Ich habe Respekt vor anderen Ideen und Meinungen. Wichtig ist für mich dabei, dass die jeweilige Partei immer dazu steht, für was sie eintritt.

Gab es für Sie nie eine andere Option?
Wie gesagt, habe ich mich mit der Parteifrage intensiv auseinandergesetzt. Nochmals: Die FDP entspricht mir und meiner Philosophie.

Ein Blick auf Ihren Lebenslauf zeigt: Sie verfügen über grosse Führungserfahrung, hingegen über keine politische Vergangenheit. Somit gelten Sie als ein politischer Quereinsteiger. Reicht das, um als Ständerat gewählt zu werden?
Das entscheidet der Wähler. Ich kann nur sagen: Ich bin kommunal, regional, kantonal sowie national ausgezeichnet vernetzt. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn schon manches Unternehmen erfolgreich aus der Krise geführt und bin kein Bürokrat. Ich bin ein Macher.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Dazu möchte ich das Thema Wolf erwähnen. Für dieses Thema braucht es doch keine teuren Studien oder Konzepte. Mit dem Wolf muss umgegangen werden, wie mit anderen Wildtieren auch. Gibt es davon zu viele und machen diese Probleme, wie beispielsweise der Hirsch, so muss dieser bejagt werden.

«In Bern werde ich kein Bittsteller, sondern ein Macher sein»

Sie sind ein erfolgreicher Unternehmer und zeitlich entsprechend ausgelastet. Sie könnten sich darauf konzentrieren und auf eine politische Karriere verzichten. Warum tun Sie sich das an?
Schauen Sie die aktuelle Zusammensetzung der eidgenössischen Räte an. Im Nationalrat sind rund 30 Prozent Unternehmer. In der kleinen Kammer lediglich zehn Prozent. Das ist doch eindeutig zu wenig. Wie soll so die Wirtschaft vertreten werden? Und das ist doch das A und O. Dabei geht es um Arbeitsplätze und nicht zuletzt auch um unseren Wohlstand.

Kommen wir zu Ihrer politischen Agenda und da zu Ihrer Kernkompetenz, der Wirtschaft. Diese kommt im Wallis immer mehr unter Druck. Wie wollen Sie den Kanton diesbezüglich stärken?
Ohne die Beibehaltung der bilateralen Abkommen mit der EU wird die Wirtschaft künftig ganz hartes Brot essen. Gerade hier bei uns in einer Randregion. Doch jammern bringt nichts. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und uns anpassen, sprich global denken – lokal umsetzen. Damit meine ich beispielsweise die Erreichbarkeit. Ohne entsprechende Verkehrswege kann sich unsere Wirtschaft nicht weiterentwickeln. Die bei uns nach wie vor fehlende Autobahn ist der grösste Entwicklungshemmer. Es braucht Topverbindungen mit Strasse und Schiene. Dazu gehört auch der Vollausbau des Lötschbergtunnels und die damit verbundene Ausfahrt Richtung Westen, sprich Unterwallis.

Und für den Tourismus?
Auch hier braucht es uneingeschränkte Erreichbarkeit. Sonst kommt niemand. Weiter braucht es schlanke Strukturen, eine komplette Entpolitisierung und eine totale Liberalisierung.

Beispiel?
Wenn ein Leistungsträger beispielsweise längere Öffnungszeiten in seinem Betrieb einführen möchte, weil das Gästebedürfnis da ist, so muss er doch länger öffnen lassen dürfen. Und der Weg, um das zu erreichen, muss so einfach und unbürokratisch ablaufen wie nur möglich. Innovation und Fleiss muss seitens Behörden zwingend unterstützt werden.

Was fällt Ihnen beim Thema Energie ein?
Atomausstieg ja, aber nicht ohne brauchbare Nachfolgeregelung. Die Wasserkraft muss als Einheit vermarktet werden. Ich bin ein Gegner von subventionierter Energie wie das zum Beispiel in Deutschland der Fall ist.

Raumplanung?
Die Abstimmung war eine grosse Niederlage fürs Wallis. Aber wir müssen das so akzeptieren. Jedoch gibt es Spielraum bei der Umsetzung und diesen müssen wir ausreizen. Meiner Meinung nach haben unsere Politiker im Vorfeld der Abstimmung ihre Arbeit nicht gut gemacht. Mit Drohungen kommt man nicht weit. Es braucht Argumente, um politische Mehrheiten schaffen zu können. Das Wallis braucht in Bern Politiker mit weiser Voraussicht, um zu spüren, wann und auf welchem Perron der Zug abfährt. Damit man dann auch ja zur rechten Zeit dort ist. Ihm im Nachhinein hinterherzulaufen, davon hat niemand etwas. Dasselbe gilt übrigens auch für die Zweitwohnungsinitiative.

«Wir brauchen Politiker, die wissen, wann der Zug abfährt»

Warum soll Herr und Frau Walliser gerade Sie wählen?
Ich bin unbelastet, frei und bin fähig, Allianzen zu schmieden. Diese Punkte sind meiner Meinung nach stärker zu gewichten als eine politische Unerfahrenheit. Das Wallis ist viel zu gut, um in Bern nur zu betteln. Jedoch müssen wir mit unseren zahlreichen Stärken viel mehr versuchen, Anhänger für unsere Anliegen zu gewinnen. Bei einer allfälligen Wahl werde ich die Aufgabe top vorbereitet in Angriff nehmen und alle Kantons- und Sprachteile des Wallis vertreten. Und das alles mit einem neuen Stil und frischem Wind. Ich lebe in Naters und arbeite in Siders. Somit kenne ich die Anliegen unseres Kantons sehr gut. Dafür werde ich stets ein offenes Ohr haben. All das macht mich für alle sozialen Schichten wählbar. Und ich werde versuchen, eine Vorbildfunktion zu übernehmen.

Wie meinen Sie das?
Mit meiner Art und Persönlichkeit will ich versuchen, junge Menschen zu begeistern, Verantwortung zu übernehmen. Damit sich diese in der Politik, in der Wirtschaft oder ganz einfach in einem Verein engagieren. Wichtig dabei ist immer, sich selber treu zu bleiben.

___________

Kandidaten an der Urne

Pierre-Alain Grichting, FDP
Im grossen Frontalinterview kommt jeweils ein Oberwalliser Ständeratskandidat zu Wort. Damit sich das Wahlvolk ein besseres Bild über die Ansichten und Positionen der Kandidaten machen kann, müssen die Interviewpartner an der RZ-Urne Stellung beziehen.
Wie jeder Stimmbürger kann der Kandidat mit Ja, Nein oder Stimmenthaltung (leer) antworten.

Stimmabgabe von Pierre-Alain Grichting Ständeratskandidat FDP

Soll der Wolf in der Schweiz bejagt werden? Ja
Sind Sie für eine Erhöhung des Rentenalters? Ja
Ist eine Festlegung der Obergrenze bei den Krankenkassenprämien notwendig? Nein
Sollen die Gelder für Sozialhilfeempfänger gekürzt werden? Ja
Muss die Schweiz gegenüber Deutschland bei den Strompreisen aggressiver auftreten? Nein
Soll das SRF weniger Gebührengelder erhalten? Ja
Muss die Schweiz mehr in die Terrorbekämpfung investieren? Ja
Soll die Schweiz an den bilateralen Verträgen festhalten? Ja
Sollen mehr Gelder aus der Mineralölsteuer in das Strassennetz investiert werden? Ja
Finden Sie, dass die Schweiz aus der Atomenergie aussteigen muss? Ja
Soll die Schweiz mehr Flüchtlinge aufnehmen? Ja
Soll der Wechselkurs des Frankens wieder an den Euro geknüpft werden? Nein
Befürworten Sie einen mittelfristigen Beitritt der Schweiz zur EU? Nein

Peter Abgottspon

Artikel

Infos

Zur Person

Vorname Pierre-Alain
Name Grichting
Geburtsdatum 24. September 1967
Familie Fünf Kinder, Partnerin Anja Volken
Beruf Unternehmer
Hobbies Golf, Velofahren, Lesen, Sport allgemein

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31