Frontalinterview | Martinach

«In der Meisterschaft werden wir eine Aufholjagd starten»

Veroljub Salatic.
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Veroljub Salatic.
Foto: RZ

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Veroljub Salatic.
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Er lebt seit einem Jahr im Kanton Wallis und spielt für den FC Sitten. Vero Salatic (30) spricht über das Leben im Wallis, seine Ambitionen für die Rückrunde und die Wichtigkeit des Oberwallis für den Verein.

Vero Salatic, wir haben ein Geschenk für Sie. Eine Packung M&M’s. Ihr Laster.
Oh, vielen Dank. Die nehme ich sehr gerne.

Wie viele Süssigkeiten verträgt es im Spitzensport?
Zwischendurch liegt etwas Süsses sicher drin, wenn du derart viel Bewegung hast. Trotzdem: Ich habe das Essen generell umgestellt, man muss auch darauf Rücksicht nehmen, was man isst.

Neben dem Fussballplatz sind Ihre Frau und Ihre vier Kinder die Süssigkeit in Ihrem Leben. Wann ziehen sie ins Wallis?
Das ist keine einfache Situation. Meine ältesten drei Kinder sind zwischen 2- und 4-jährig. Sie gehen regelmässig in eine Kinderkrippe in Zug. Also wenn sie ins Wallis ziehen würden, kommt nur das deutschsprechende Oberwallis infrage. Zurzeit ist es, wie es ist: Meine Familie wohnt in Zug und ich im Wallis.

Sie betonen oft, wie wichtig Ihnen Ihre Familie ist. Wie belastend ist die Distanz zu ihr?
Das ist in der Tat ein Problem, das sich nicht wegdiskutieren lässt. Meine Familie hat mich bereits mehrere Male im Wallis besucht und ich fahre stets nach Hause, wenn ich frei habe. Das kam in der Rückrunde vor einem Jahr sehr oft vor, doch mit den zahlreichen englischen Wochen im Herbst fand ich nur noch selten Zeit, um nach Hause zu fahren. Dennoch gilt es zu sagen, ich wusste, auf was ich mich einlasse, wenn ich zum FC Sitten wechsle.

…unter anderem auf ein französisch sprechendes Umfeld.
Ich verstehe zwischenzeitlich sehr viel, immerhin habe ich früher in der Schule auch den Französischunterricht besucht. Auch mit dem Sprechen geht es mir zunehmend besser. Ich finde es toll, eine zusätzliche Sprache zu lernen. Doch die Tatsache, dass es im Kader des FC Sitten mehrere deutsch sprechende Spieler gibt, ist dazu nicht immer sehr fördernd.

Sie sind im Kanton Zug aufgewachsen, wechselten im Juniorenalter zu den Grasshoppers und kennen die Grossstadt bestens. War der Wechsel ins Wallis ein Kulturschock?
Ich kam vor circa einem Jahr ins Wallis. Damals nach einer sehr turbulenten Zeit bei GC habe ich die Ruhe sehr genossen. Ich konnte mich total auf den Sport fokussieren. Daran hat sich seither wenig geändert. Das Wallis ist noch immer wunderschön und ich kann mich weiter voll aufs Fussballspielen konzentrieren.

Nur die sportliche Ausgangslage hat sich verändert. Vor Jahresfrist war Sitten mitten im Abstiegskampf. Heute tanzt der Verein noch auf allen drei Hochzeiten. In der Meisterschaft liegt ein Top-4-Platz drin, europäisch wartet Braga und der Cupfinal winkt.
Das freut mich, dass diese Entwicklung rund um den Verein so wahrgenommen wird. Sie haben Recht, die Mannschaft hat in den vergangenen zwölf Monaten mehrere Schritte nach vorwärts gemacht. Der Cupsieg gegen Basel in Basel war ein erstes Highlight im Kalenderjahr, im Herbst dann die Qualifikation für die nächste Runde im Europacup. Daran gilt es nun anzuknüpfen. Aber ich finde, es hat auch sonst eine positive Entwicklung rund um den FC Sitten gegeben.

Was meinen Sie?
Früher holte man oft in jedem Transferfenster gleich mehrere Spieler. So schafft man jedoch keine Kontinuität, die im Fussball so wichtig ist. Sitten hat in den vergangenen zwölf Monaten wenig Spieler geholt und Trainer Didier Tholot steht weiterhin an der Linie. Das ist sehr positiv.

Stichwort Cupfinal. War der Cupsieg mit Sitten Ihr Karrierehöhepunkt?
Es war unbestritten einer meiner Höhepunkte. Ich bin zuvor schon mit GC gegen Basel Cupsieger geworden und es hatte damals sehr viele GC-Fans im Stadion, doch das Ganze ist nicht zu vergleichen mit dem Cupfinal 2015. Das Stadion war Rot-Weiss. Die Stimmung elektrisierend. Das Gefühl als Spieler unbeschreiblich, das war wirklich phänomenal.

Wie viel «Wallis» steckt nach einem Jahr im Rhonetal in Ihnen?
In mir steckt nach einem Jahr im Wallis definitiv schon Walliser Blut. Nicht zuletzt nach dem Cupsieg, den ich im Wallis feiern durfte. Die Identifikation mit dem Verein ist für mich wichtig, sonst könnte ich langfristig nicht hier spielen.

Nach dem 3:0-Finalsieg sahen Experten den FC Sitten schon als grossen Herausforderer des FC Basel in dieser Saison. Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Hat man das Team damals zu hochgejubelt?
Vermutlich schon. Basel hat einen sehr grossen und qualitativ hochstehenden Kader für Schweizer Verhältnisse. Nehmen wir den Cup: Mit sechs Siegen kannst du einen Titel gewinnen, das ist für jedes Team möglich. Doch eine Meisterschaft gewinnt der, der nach 36 Spielen an der Spitze steht. Da brauchst du ein breites Kader, um konstant in der oberen Tabellenhälfte klassiert zu sein.

Sie haben einen Vertrag bis im Sommer 2018 unterschrieben. Bleiben Sie so lange im Wallis?
Mein Vertrag verlängert sich bei einer erzielten Anzahl Spiele sogar von selber. Ich will so lange wie möglich auf einem hohen Niveau spielen und plane langfristig im Wallis. Es ist für mich durchaus denkbar, auch nach meiner Aktivkarriere als Fussballspieler weiter für den FC Sitten zu arbeiten. Doch das ist Zukunftsmusik, im Fussball weiss man bekanntlich nie.

Reden wir über das Sportliche. Platz 6 zur Halbzeit ist für dieses Team klar zu wenig. Einverstanden?
Das stimmt, das ist viel zu wenig, da müssen wir uns nichts vormachen. Bereits beim ersten Spiel in Luzern (2:2 die Red.) liessen wir in den letzten Minuten unnötig zwei Punkte liegen. Anschliessend haben sich durch die Doppelbelastung im Europacup immer wieder unnötige Punktverluste eingeschlichen. Doch die Saison dauert noch lange. Unser Rückstand auf Platz drei beträgt sechs Punkte. Da ist vieles offen.

Die Spiele nach den Europa-League-Einsätzen waren meist gut. Jene vorher eher schlecht. Wie erklären Sie sich das?
In erster Linie führe ich das auf die fehlende Breite im Kader zurück. Weiter muss man jeden Spieler individuell betrachten: einer hat einmal eine mentale Schwäche, ein anderer hat physische Defizite nach sieben Spielen in einem Monat. Das zerrt an den Kräften. Doch diese Probleme kennt die ganze Super League mit Ausnahme des FC Basel, deshalb darf das keine Entschuldigung sein.

Sie sprechen die fehlende Breite an. Wen würden Sie als Sportchef des FC Sitten verpflichten?
(lacht) Ich hätte da schon meine Wunschkandidaten.

Die da wären?
Ich möchte keine Details nennen. Primär fände ich es gut, das Oberwallis wieder näher an den FC Sitten anzubinden, indem man einem jungen Oberwalliser Spieler in der ersten Mannschaft die Chance gibt. Das gäbe einen Ruck bei den Fans. Kürzlich weilte ich in Siders mit ein paar älteren Herren aus dem Oberwallis, die mir bestätigten, dass das Fan-Volumen im Oberwallis sehr gross ist. Deshalb verstehe ich nicht, dass nur wenige den Weg ins Stadion finden. Ein junger Spieler könnte dabei eine Brücke schlagen.

Die fehlenden Zuschauer im Stadion sind wohl nicht nur aufs Oberwallis zurückzuführen. Es gilt: Hat Sitten Erfolg, so kommen die Leute ins Stadion.
Das kann ich verstehen, doch gerade in einer schwierigen Meisterschaftsphase brauchen wir unsere Fans am meisten. Was möglich ist, zeigt die Begeisterung an einem Cupfinal. Doch ich bin überzeugt, mit dieser Unterstützung wäre auch in der Meisterschaft noch viel mehr möglich für uns. Was ich nicht nachvollziehen kann, ist die Ungeduld des Publikums. Dass jemand nach zehn torlosen Minuten beginnt zu pfeifen, ist für mich unerklärlich. Das geht nicht. Wir Spieler spüren immer, was das Publikum fordert. Dass sie einen Sieg fordern, wenn sie Eintritt zahlen, um unser Spiel zu sehen, kann ich nachvollziehen, doch es braucht manchmal auch ein bisschen Geduld.

Was erwartet die Fans in der Rückrunde im «Stade de Tourbillon»?
Wir tanzen auf drei Hochzeiten gleichzeitig und spielen den Cup-Halbfinal zu Hause gegen den FC Zürich. Die Final-Quali ist unser erstes grosses Ziel. In der Europa-League wollen wir ein gutes Resultat gegen Braga erzielen, dann liegt druchaus etwas drin, wohlwissend, dass Braga eine gute Mannschaft aus einer soliden Liga ist. Und in der Meisterschaft wollen und werden wir eine Aufholjagd hinlegen. Eine Klassierung in den Top 4 ist mit unserem Kader Pflicht, das müssen wir erreichen.

Dem Team fehlen dabei jedoch die Skorer. Vieles hängt von Moussa Konaté ab.
Das müssen wir in der Rückrunde schnell ändern. Die Mittelfeldspieler – und da nehme ich mich persönlich auch in die Pflicht – müssen mehr Tore erzielen. So können wir unseren Stürmern ein bisschen Druck abnehmen und sie entlasten, wenn es einmal nicht so gut läuft.

Simon Kalbermatten

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Infos

Zur Person

Vorname Veroljub (Vero)
Name Salatic
Geburtsdatum 14. November 1985
Familie verheiratet, vier Kinder
Beruf Fussballprofi
Hobbies Tennis

Nachgehakt

Das Walliser Raclette ist zu einer meiner Lieblingsspeisen gworden. Ja
Ein Cupsieg im Wallis ist schöner als jeder Meistertitel. Ja
Nach meiner Profikarriere ziehe ich in den Kanton Wallis. Joker
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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