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«Sitten gegen Basel ist derzeit der absolute Traumfinal»

Bonvin: «Im Cup stehen die Chancen 50/50 – in der Meisterschaft 80/20»
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Bonvin: «Im Cup stehen die Chancen 50/50 – in der Meisterschaft 80/20»
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Quelle: RZ 1

Er gewann den Cup mit dem FC Sitten viermal und erzielte dabei drei Tore. Christophe Bonvin (50) fiebert dem 13. Endspiel entgegen und wird dem FC Sitten bei einem Sieg bis auf die «Planta» folgen.

Christophe Bonvin, in zwei Tagen steigt in Basel der Cupfinal. Wie hoch ist bei Ihnen das Cupfieber?

Das Fieber ist sehr hoch, denn ich freue mich sehr auf dieses Spiel. Sitten hat in seiner langen Cupgeschichte viele interessante Spiele bestritten. Die Mannschaft siegte mehrmals nach einem 0:2-Rückstand, das Team gewann als Unterklassiger, Sitten siegte aber auch auf Kunstrasen und vor vier Jahren erstmals in Basel gegen Xamax. Doch dieser Final bricht alles: Sitten gegen Basel in Basel ist das Beste, das der Schweizer Fussball zurzeit zu bieten hat. Ein Traumfinal. Aus Walliser Sicht zudem sehr symbolisch, denn heuer kann es der 13. Titel werden und das alles 50 Jahre nach dem ersten Triumph.

Basel ist der Ligakrösus, wie gross ist Ihre Zuversicht, dass Sitten dem Schweizer Meister ein Bein stellen kann?

Ich bin sehr optimistisch und habe Vertrauen in die Mannschaft; sie hat die Qualität zu gewinnen.

Sie haben es bereits angesprochen. Sitten spielt den 13. Final. 50 Jahre nach dem ersten Cupsieg und das alles im Jahr des 200. Geburtstages unseres Kantons. Es kommt vieles zusammen in diesem Jahr.

Ja, das stimmt, doch ich finde, vieles davon ist sekundär. Wenn du im Final stehst, willst du ihn einfach gewinnen. Egal, ob das die zweite, siebte oder zehnte Teilnahme ist. Ältere Spieler, die einen oder mehrere Cupfinals gewonnen haben, werden gerade in diesen Tagen immer wieder auf den Final angesprochen. Wenn wir jedoch damals verloren hätten, wäre das ganz anders. Keiner will der Erste sein, der ein Endspiel verliert, das setzt Kräfte frei.

Wie war es bei Ihnen, als Sie 1986 zum ersten Mal im Cupfinal standen. Hatten Sie Angst zu versagen?

Ja, ich war damals sehr nervös. Ich habe vorgängig mit Balet, Pittier oder Fournier gesprochen, die bereits einen Final gewonnen hatten. Sie sagten, es sei magisch und spektakulär zugleich, wenn man den Rasen in einem Final betrete.

Und sie behielten recht.

Absolut. Ich erinnere mich noch bestens an das alt-ehrwürdige Wankdorf-Stadion in Bern, wo früher sämtliche Finals ausgetragen wurden. Ich kam die Treppe hoch zum Spielfeld und sah eine rot-weisse Mauer vor mir. Bis zum Anpfiff ging es jedoch noch 90 Minuten, doch das Stadion war bereits proppenvoll und fast ausschliesslich in rot-weisser Hand. Das hat mich sehr beeindruckt und gab mir auf dem Rasen sehr viel Energie und Power. Das Publikum trägt dich. Im Jahr 1996 lagen wir gegen Servette Genf nach einer Stunde 0:2 hinten, doch wir spürten die Unterstützung des Publikums und fanden ins Spiel zurück. Am Schluss siegten wir 3:2. Es war auch ein Sieg des Walliser Publikums, das uns getragen hat.

Die zahlreichen Walliser Fans im Stadion sind demnach mehr Motivation als Druck für die Spieler?

Bei meinen vier Finalteilnahmen war das zu hundert Prozent der Fall. Wenn du diese Begeisterung und Unterstützung im Stadion miterlebst, macht dich das richtig stark. Ich habe mir damals oft gedacht, dass wir dieses Finalspiel gar nicht verlieren können.

«Im Cup stehen die Chancen 50/50 – in der Meisterschaft 80/20»

Sie haben mit Ihren Toren auch Finals mitentschieden. 1995 erzielten Sie gegen das damals schier übermächtige GC das wegweisende 3:1. Wie erlebten Sie Ihre ­Finaltore?

Das war wie ein Traum. Ich habe einen Flankenball mit dem Kopf versenkt und alle jubelten, ich wusste vorerst gar nicht, was passiert. Das war überwältigend.

1986, 1995, 1996 oder 1997. Welcher Cupsieg war Ihr Schönster?

Das kann ich wirklich nicht sagen. Jeder war irgendwie einzigartig und speziell. Wir stiegen stets mit unterschiedlichen Voraussetzungen in das Endspiel. 1995 waren wir gegen das grosse GC krasser Aussenseiter und siegten. 1997 gingen wir als Meister ins Endspiel gegen Luzern und lagen drei Minuten vor Schluss 2:3 hinten. Erst im Elfmeterschiessen gelang uns damals der Sieg. Etwas vom Allerschönsten war jeweils die Rückkehr ins Wallis, in die Stadt Sitten, auf die «Planta».

…wo die Feier ihren Höhepunkt erreichte.

Genau. Die Leute standen in der Bahnhofstrasse und bedankten sich bei uns. So hatten auch wir die Möglichkeit, Danke zu sagen. Für die einmalige Unterstützung eines phänomenalen und einzigartigen Publikums. Auf der Planta waren stets etwa 25 000 Leute, die mit uns den Finalsieg feierten. Dort erlebte ich die schönsten Momente meiner ganzen Fussballkarriere.

Reden wir vom Endspiel 2015. Die letzten Tagen und Wochen haben alle nur noch vom grossen Final gesprochen. Gibt das für einen Spieler auch einen gewissen Druck?

Ja, jeder Spieler, der in einem Cupfinal steht, hat Druck. Doch dieser Druck löst sich genau in dem Moment, wo das Spiel beginnt und die Konzentration und der Fokus voll und ganz auf den Match gerichtet sind. Ab diesem Moment ist ein Spieler frei und bei mir war es so, dass ich dann eine grosse Motivation gespürt habe, weil ich diesen Pokal einfach unbedingt gewinnen wollte.

Christophe Bonvin, Sie haben heuer Ihren 50. Geburtstag gefeiert. Vor 50 Jahren gewann Sitten erstmal einen Cupfinal. Sprechen Sie viele Leute darauf an?

Ja, es sind viele, die kommen. Ich falle deshalb nicht gleich in Ekstase, eher bleibe ich ruhig. Doch die Euphorie in den vergangenen Tagen war riesig. Wenn ich die ganze Vorfreude mit derjenigen der vergangenen Jahre vergleiche, ist sie heuer sogar noch ungleich höher. Das ganze Wallis will diesen 13. Triumph. Heuer, im Jahr 2015. Ich spüre da eine beispiellose Begeisterung in der Bevölkerung, das ist toll.

Nach Ihrer Aktivkarriere stand der FC Sitten noch dreimal im Endspiel (2006, 2009, 2011). Stets waren Sie im Stadion. Auch heuer?

Ja, ich werde wieder im Stadion sitzen und vielleicht werde ich mir auch einen rot-weissen Stern auf die Backe auftragen (lacht). Immerhin soll es ja heuer den 13. Sieg für den 13. Stern geben.

Sie sind ein richtiger Fan im Stadion?

Nein, das wäre wiederum übertrieben. Ich freue mich sehr auf das Spiel und werde es eher ruhig verfolgen. Natürlich freue ich mich, wenn Sitten Tore schiesst und hoffentlich gewinnen wird.

«Nach meinen Toren im Cupfinal fühlte ich mich wie in einem Traum»

Sie wurden Cupsieger mit zahlreichen Walliser Spielern wie Geiger, Fournier, Wicky, Quentin oder Piffaretti. Auch heuer stehen mit Follonier oder Perrier Walliser im Kader. Wie wichtig sind die Walliser in einem Cup­final für den FC Sitten?

Natürlich sind diese Spieler wichtig, doch grosse Bedeutung in diesen Spielen haben für mich auch Spieler wie Vanczak oder Vanins, die beide bereits Cupsieger mit Sitten geworden sind. Ich weiss, dass Präsident Constantin jedem im Kader klarmachen wird, was der Cup für den Verein und den Kanton bedeutet, jeder wird mit einer grossen Motivation ins Endspiel steigen. Ob der Spieler nun Walliser ist oder nicht, ist sekundär. Wichtig ist, diese Trophäe zu gewinnen. Als Mannschaft, als Sportler und als ehrgeiziger Spieler. Ich bin überzeugt, dass der Hunger in der Mannschaft riesig sein wird.

Dennoch wird immer wieder über das Thema «Walliser im FC Sitten» diskutiert. Zu Recht?

Das Publikum wünscht sich immer möglichst viele einheimische Spieler auf dem Platz. Doch im Vergleich zu meiner Zeit hat ein grosser Wandel stattgefunden. Das Geld hat heute eine viel grössere Bedeutung, deshalb ist es auch nicht einfach, einerseits erfolgreich zu sein und andererseits einheimische Spieler einzusetzen. Trotzdem, finde ich, gelingt dies dem FC Sitten zurzeit viel besser als auch schon. In der Rückrunde gab es Spiele, in denen vier Walliser auf dem Platz standen.

Gehen Sie eigentlich regelmässig an die Heimspiele des FC Sitten ins Tourbillon?

Nein, ich gehe nicht so oft hin. Das hat auch damit zu tun, dass ich am Wochenende sehr oft arbeite. Weiter will ich die freie Zeit am Wochenende auch mit meiner Familie verbringen. Sozusagen bin ich ein Fan, wenn es um den Schweizer Cup geht.

«Auf der Planta erlebte ich die schönsten Momente meiner Karriere»

Reden wir noch konkret über das Spiel am Sonntag. Was erwarten Sie für ein Spiel?

Ich bin nicht der Trainer und zurzeit auch nicht nahe dran an der Mannschaft, doch ich erwarte, dass Sitten gegen Basel mitspielen wird. Wenn sie sich nur hinten reinstellen und auf schnelle Konter hoffen, dann werden sie das Spiel nicht gewinnen. Das weiss jedoch auch der Trainer und er wird sein Team optimal auf die Aufgabe vorbereiten.

...und Sitten hat die Mittel, um Basel zu schlagen, einverstanden?

Natürlich wird es ein schwieriges Spiel sein in Basel gegen den grossen FC Basel. Doch zu Ihrer Frage: Ja, Sitten hat die Mittel, um zu bestehen und den FCB zu bezwingen. Die Rückrunde hat gezeigt, zu was die Mannschaft fähig ist. Sitten kann Basel auch im St. Jakob-Park unter Druck setzen und sein Spiel spielen. Wichtig ist, dass jeder an einen Sieg glaubt. Ich bin überzeugt, bei Sitten gegen Basel in der Meisterschaft stehen die Chancen für einen Sitten-Sieg bei 20 Prozent. Im Cupfinal mit all seiner Tradition und Geschichte sowie den vielen Walliser Fans, steigen die Chancen auf 50 Prozent. Ich erwarte ein ausgeglichenes Spiel, indem Details über Sieg und Niederlage entscheiden werden.

Simon Kalbermatten

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Infos

Zur Person

Vorname Christophe
Name Bonvin
Geburtsdatum 14. April 1965
Familie Verheiratet mit Christine, drei Kinder
Status Vierfacher Cupsieger
Hobbies Lesen, Wein

Nachgehakt

Ein Cupsieg zählt im Wallis mehr als ein Meistertitel.  Ja
Wenn der FC Sitten den Cup gewinnt, feiere ich mit der Mannschaft auf der Planta.  Ja
Auf den Cupsieg stosse ich mit einem guten Schluck Wein an.  Ja
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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Kommentare

  • David - 34

    Der Fussball hat sich aber schon verändert seit der Zeit von Bonvin und co... Auch der Hype Allgemein um dem Cup hier im Oberwallis ist nicht mehr soooo krass - das miese Image von CC und dem Verein hat seine Spuren hinterlassen. Der FC Basel ist schon ein anderes Kaliber als ein YB oder Xamax das in der Krise gewesen ist... Aber die Hoffnung stirbt zuletzt!

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