Turtmann | Hirtin weilt einen Sommer auf der Alpe

«So passe ich auf die Schafe auf»

Sarah Müri weilt mit ihrem Hund «Wamiro» im Turtmanntal.
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Sarah Müri weilt mit ihrem Hund «Wamiro» im Turtmanntal.
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Quelle: RZ 0

Den ganzen Sommer lang verbringt sie Tag und Nacht an der Seite der Schafe. Wie Sarah Müri mit ihrem Hund die Tiere während der Sommersaison schützt.

«Möchtest du gerne einen Kaffee?», fragt mich Sarah Müri freundlich. Ich nehme dankend an und erhalte einen Einblick in den Container, in dem sich die Zürcherin eine kleine Küche eingerichtet hat. Geschlafen wird in einer kleinen mobilen Hütte nebenan. Dort findet sie Platz für sich und ihren Hund «Wamiro». Zusammen passen sie während der Sommersaison auf rund 200 Schafe im Turtmanntal auf.

Hund als wichtiger Begleiter

Dass Müri diesen Sommer auf der Alpe «Grindji» verbringt, ist nicht selbstverständlich. Bereits vor einem Jahr arbeitet sie als Hirtin während den Sommermonaten. «Am Ende der Saison war für mich damals klar, dass dies eine einmalige Aktion war», sagt sie. Dennoch packt sie die Lust auch diesen ­Sommer wieder, weshalb sie sich auf ein entsprechendes Stellen­inserat gemeldet hat. Müris Tage in den Bergen starten früh: Kurz nach 5 Uhr steht sie auf und lässt die Schafe aus dem Krummen auf die Weide. So haben sie rund drei Stunden Zeit, um zu fressen, bevor die Temperaturen ansteigen und sich die Tiere meist wieder hin­legen wollen. Der Hund und die Schafe respektieren sich gegenseitig. Wenn es darum geht, am Abend die Schafe in ihr Nachtlager zu führen, wird «Wamiro» jedoch zur unverzichtbaren Hilfe für die Hirtin. «Ohne ihn würde ich die Tiere wohl nie zurück in den Zaun führen können», sagt sie. Umso wichtiger sei es, dass sich der Vierbeiner am Nachmittag ausruhen dürfe und ungestört bleibe.

Keine Angst vor dem Wolf

Der Wolf ist der Grund, weshalb Sarah Müri überhaupt auf die Schafe aufpasst. Für sie ist klar, dass sich das Raubtier nicht unter dem Zaun zu den Schafen schleichen kann. «Bei uns wurde jede Stelle zugestellt, unter dem Zaun findet er keinen Raum, um sich an die Schafe ranzumachen», sagt sie und ergänzt, dass sie jedoch nicht ausschliessen könne, dass er über den Zaun hineinspringen würde. Obwohl dies unwahrscheinlich ist und nicht dem Verhaltensmuster des Wolfs entspricht, dürfe dies nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Die Scheu des Wolfs vor dem Menschen sowie die Anwesenheit des Hundes lassen die Wahrscheinlichkeit eines «Wolfsbesuchs» im Schafkrummen aber sinken. Der Hund reagiert stark auf die Nähe von Wildtieren. Müri erklärt: «Vor einem Jahr war er an einem Nebeltag sehr unruhig und bellte immer wieder. Später stellte er dann seine Nackenhaare auf. Ich wusste, etwas stimmt nicht. Am Tag darauf entdeckte ich dann mit dem Feld­stecher einen grossen Fuchs.» Müri ist überzeugt, dass ihr Hund auch auf einen Wolf reagieren würde. Hat sie Angst vor dem Wolf? «Nein. Aber ich schlafe weniger tief, als wenn ich zu Hause wäre», sagt sie.

Der Wunsch nach Information

Müri gefällt das Leben als Hirtin im Turtmanntal. Langweilig werde es nie. Im Zusammenhang mit dem Wolf findet sie es wichtig, damit zu leben, wie es ist. «Der Wolf ist da und er bleibt auch da, deshalb müssen wir Lösungen finden, damit umzugehen», sagt sie. Was sie sich jedoch wünscht, ist: eine ­bessere Information bezüglich Wolfsrissen. «Wenn ich weiss, wo und vor allem wie es zu einem Wolfsriss im Wallis gekommen ist, hilft mir das.» Heisst konkret: «Wenn ich weiss, dass der Wolf Schafe in einer ungeschützten ­Herde gerissen hat oder unter einem Zaun hindurch zu den ­Schafen geschlichen ist, weiss ich, dass dies bei uns nicht möglich ist.» Dies gäbe ihr ein gutes Gefühl, so Müri.

Simon Kalbermatten

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