Lötschental | Rote Köpfe wegen geplanter Arrondierung

Aufstand der Bauern im Lötschental

Im Lötschental sind viele Bauern mit der Zuteilung der landwirtschaftlichen Flächen im Rahmen der
«Bewirtschaftsarrondierung» unzufrieden.
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Im Lötschental sind viele Bauern mit der Zuteilung der landwirtschaftlichen Flächen im Rahmen der
«Bewirtschaftsarrondierung» unzufrieden.
Foto: Symbolbild Archiv WB/Peter Ritler

Quelle: RZ 0

Mit einem neuen Projekt soll die Landwirtschaft im Tal nachhaltig gesichert werden. Schon in der Vergangenheit regte sich dagegen Widerstand. Und auch jetzt ist es nicht ruhiger: Viele Landwirte und Bodenbesitzer sind unzufrieden.

Die Lösung scheint simpel: Um die Bewirtschaftung der insgesamt 12 000 landwirtschaftlichen Parzellen des Lötschentals zu vereinfachen, sollen sie zu 360 Einheiten zusammengelegt und unter den Bewirtschaftern (Bauern) neu verteilt werden («Bewirtschaftsarrondierung»). Die Eigentumsverhältnisse werden dabei nicht tangiert. Für die Verwaltung des Bodens ist eine dafür gegründete örtliche Genossenschaft zuständig, welche den Grundeigentümern einen jährlichen Pachtzins auszahlen wird. Mit dem Projekt soll die Landwirtschaft nachhaltig gesichert und die Vergandung der Landschaft verhindert werden. Doch das Projekt hat seit Anfang an mit Gegenwind zu kämpfen. So gingen bereits gegen die Genossenschaftsgründung 2013 zahlreiche Einsprachen ein, welche zwei Jahre später vom Bundesgericht abgewiesen wurden. In der Folge wurde das Projekt weiterverfolgt und die besagte Genossenschaft erarbeitete zusammen mit einem externen Planungsbüro und unter Mithilfe der Bewirtschafter einen Entwurf, wie die Einheiten zugeteilt werden können, damit womöglich nächstes Jahr gestartet werden kann. Dieser wurde öffentlich aufgelegt und sorgt für mächtig Unruhe.

Vorwurf der unfairen Verteilung

Zahlreiche Bauern sind mit der Zuteilung nicht zufrieden und haben dagegen eingesprochen. Dem Vernehmen nach sollen es «zwei Drittel» der insgesamt 46 Bewirtschafter sein. Einer davon ist Anton Rieder aus Wiler. Sein Vorwurf: Unfaire und bevorzugte Behandlung bei der Zuteilung. «Es gibt Landwirte, die nun ebene, sonnige und einfach zu bewirtschaftende Einheiten zugeteilt erhalten, welche vorher Parzellen in Hang- und Schattenlage oder aber in der Lawinenzone hatten, wie alle anderen auch», sagt er. Zudem gebe es Bewirtschafter, die nun weniger Fläche erhalten würden als bis anhin. «Das wiederum geht zugunsten anderer, welche bisher weniger hatten», sagt er. Einige Landwirte hätten sogar dreimal so viel wie bisher. Weil offenbar so viele mit dem vorliegenden Entwurf nicht einverstanden sind, stellt er sogar die Frage, ob das dafür vorhandene Gesetz überhaupt angewendet werden kann. «Der Sinn einer Arrondierung ist ja, dass sie fair und korrekt vonstatten geht. Darum darf es an sich gar keine Verlierer geben», so Rieders Meinung. «Ich verstehe aber, dass es durchaus schwierig ist, jedem gerecht zu werden», sagt er. Kurzum: Seine Kritik richtet sich gegen die Art und Weise der Zuteilung und nicht gegen die Arrondierung an sich. Denn grundsätzlich befürworte er eine Strukturverbesserung. «Für mich persönlich stimmt es. Es geht mir um diejenigen, welche zu den Verlierern gehören», so Rieder. Kritisch ist auch Werner Bellwald aus Ried/Blatten. Er ist zwar nicht Bewirtschafter, besitzt aber rund 150 000 Quadratmeter landwirtschaftliche Flächen, welche der Genossenschaft für die Zuteilung zur Verfügung gestellt und künftig von ihr verwaltet werden. «Da es sich um eine Zwangsgenossenschaft handelt, wird der Grundeigentümer damit faktisch enteignet», sagt er. Dieser habe nichts mehr zu sagen und Bewirtschafter würden womöglich Böden bearbeiten, welche ihnen gar nicht gehören würden. «Das ist eine sozialistische Idee», so Bellwald. Zudem sei das Konzept auf eine Dauer von zwölf Jahren ausgelegt, wonach er die Frage der Nachhaltigkeit stellt.

Alternativer Vorschlag

Nichtsdestotrotz unterstützt er grundsätzlich die Idee, die Bewirtschaftung zu vereinfachen. «Sonst ist die Landwirtschaft wahrscheinlich nicht überlebensfähig.» Als Alternative schlägt er einen «Pool» vor. «Da das Eigentum bei der geplanten Arrondierung nicht tangiert wird, bleibt die Zerstückelung der Parzellen bestehen», sagt er. Darin sieht er das Hauptproblem. Der «Pool» würde Böden kaufen, sie zusammenlegen und neu parzellieren. «Damit wäre dieses Problem gelöst und jeder Bewirtschafter kümmert sich um jene Einheiten, die ihm tatsächlich auch gehören», so Bellwald. Wie geht es nun weiter? Derzeit laufen die Einspracheverhandlungen, welche eine dafür eingesetzte Ausführungskommission führt. «Die bisherigen Gespräche verliefen sehr konstruktiv», sagt Präsident Martin Leiggener. Die vorliegende Zuteilung basiere auf den gemachten Angaben der Bewirtschafter gemäss ihrer Direktzahlungsanmeldungen des Jahres 2016. Nun würden sämtliche Daten eruiert und anschliessend Entscheide gefällt. «Wir werden versuchen, für alle Beteiligten gute Lösungen zu finden», sagt er. Der Genossenschaftspräsident Daniel Ritler sowie der planende Ingenieur der begleitenden Fachstelle äusserten sich nicht zur Angelegenheit.

Peter Abgottspon

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