Bratsch | Wochenend-Messen sollen gestrichen werden

Bratsch will die Kirche im Dorf behalten

Geben sich kämpferisch: alt Gemeindepräsident Fabian Kohlbrenner und seine Frau Erika.
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Geben sich kämpferisch: alt Gemeindepräsident Fabian Kohlbrenner und seine Frau Erika.
Foto: RZ

Quelle: RZ 1

Die Brader Bevölkerung wehrt sich dagegen, dass in ihrem Dorf nur noch vereinzelt Messen gehalten werden sollen. Mit einer Unterschriftensammlung hat sie der Pfarrei ihren Unmut mitgeteilt.

Die Nachricht im Pfarrblatt liest sich unscheinbar: «Da die Messen von den Einheimischen wenig besucht werden, hat der Pfarreirat beschlossen, das Angebot an Messen zu reduzieren. Ab September 2019 werden an den Wochenenden in Bratsch keine Messen mehr gefeiert.» ­Diese Mitteilung sorgt im 122-Seelen-Dorf für Aufregung.

Stellungnahme gefordert

«Mir ist fast schlecht geworden, als ich das gelesen habe. Ich habe die ganze Nacht fast kein Auge zugemacht», ereifert sich Fabian Kohlbrenner, der als letzter Gemeindepräsident in Bratsch geamtet hat. Darum beschliesst er, sich gegen den Entscheid des Pfarreirats zu wehren. Und mit ihm zusammen fast das ganze Dorf. «Es kann nicht sein, dass ein Dorf mit 122 Personen (zum Teil ältere Personen) nur viermal im Jahr eine öffentliche Messe offiziell feiern darf», heisst es im Schreiben an den Pfarreirat, das 85 Personen, das sind rund drei Viertel der Brader Bevölkerung, mitunterzeichnet haben. Allein die Aussage, dass nur wenige Einheimische die Messe besuchen würden, könne man so nicht stehen lassen. «An den Wochenenden sind im Durchschnitt zwischen 15 und 25 Kirchgänger anwesend. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil zwischen 12 und 20 Prozent. Wenn dieser Prozentsatz auf alle Dorfschaften angewandt wird, könnte der Gottesdienst wohl flächendeckend gestrichen werden», rechtfertigen sich die Brader mit einem Seitenhieb auf die vielen leeren Kirchenbänke in anderen Gemeinden. Zudem gebe es praktisch keine Alternativen. «Wie sollen ältere Personen ohne Fahrzeug und ohne öffentliche Verbindung an den Stift- und Gedächtnismessen in Niedergampel teilnehmen?», heisst es rhetorisch. In diesem Zusammenhang drohen einige Personen, die einbezahlten Stiftmessen ihrer Verstorbenen zurückzufordern, falls der Entscheid des Pfarreirats nicht rückgängig gemacht werde.

Bistum nicht informiert

Bei den zuständigen Stellen gibt man sich zurückhaltend. Sowohl Pfarrer Joseph Shen als auch die zuständige Pfarreiratspräsidentin Myriam Manz wollte sich nicht dazu äussern. Demgegenüber zeigt sich Generalvikar Richard Lehner überrascht vom Vorhaben der Pfarrei. «Das Bistum Sitten wurde bis anhin in dieser Sache nicht konsultiert. Ich höre zum ersten Mal von einer Streichung einer Messe in Bratsch und kann deshalb nicht Stellung beziehen», schreibt Lehner, der in den Ferien weilt, in einer Mail. Zuständig für die Seelsorge in Bratsch sei der Pfarrer und der Pfarreirat der Pfarrei Gampel. Diesen fordern die Braderinnen und Brader nun auf, «im Sinne einer transparenten und zeitnahen Kommunikation» eine Stellungnahme abzugeben. «Wir hoffen, dass Sie den getroffenen Entscheid nochmals überdenken, da es unseres Erachtens zumutbar ist, eine Messe pro Wochenende wie bisher in Bratsch zu feiern, damit der christliche Glaube angemessen zelebriert werden kann», heisst es abschliessend.

Walter Bellwald

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Kommentare

  • Rose-Marie Bumann-Amacker, Visp - 00

    Wo zwei oder Drei in meinem Namen versammelt sind.....

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