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«Die ganze Familie litt unter dem Schulstress unseres Sohnes»

Kerstin und Silvio Bumann lachen wieder: «Seit unser Sohn die Staatsschule verlassen hat, blüht ­unsere ganze Familie richtig auf.»
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Kerstin und Silvio Bumann lachen wieder: «Seit unser Sohn die Staatsschule verlassen hat, blüht ­unsere ganze Familie richtig auf.»
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Eggerberg | Die Schule trieb die Eltern an den Rand der Verzweiflung. Heute kann die Familie wieder lachen. Dank einer Privatschule im Berner Oberland.

«Die Nerven unseres Sohnes Jonas und die unsrigen lagen blank», sagt Kerstin­ Bumann, vierfache Mutter und Ehefrau aus Eggerberg. Der Grund: Immer wieder muss Jonas (er besucht die untere Primarstufe) bis spätabends Hausaufgaben­ machen, spürt einen hohen Leistungsdruck mit mehreren Prüfungsaufgaben wöchentlich und ist selbst in den Ferien gezwungen, sich für angesagte Prüfungen vorzubereiten. Bumann betont: «Die Lehrer haben wir dazu nie verantwortlich gemacht. Sie sind Staatsangestellte und müssen ihr Programm durchziehen. Im Gegenteil­, wir haben die Lehrerin von Jonas als sehr kompetent empfunden, uns verbindet immer noch eine Freundschaft», so Bumann. Obwohl Jonas­ in der Schule gute Leistungen erbringt, verliert er an Lebensqualität. «Er war regelrecht unglücklich», weiss seine Mutter. Seine Hobbys und Freizeit­aktivitäten laufen auf Sparflamme. Für die Familie steht fest: So kann es nicht weitergehen.

Entscheid veränderte das Leben

Da sich im Wallis keine Lösung finden lässt, erweitert die Familie ihre Suche ausserkantonal und findet eine Privatschule in Steffisburg. Bumann: «Wir setzten uns mit einer Familie zusammen, die im Wallis wohnhaft ist und deren Kind bereits diese Schule besuchte, anschliessend sahen wir uns einmal die Schule vor Ort an.» Die Mutter hatte leise Zweifel, der Vater und der Sohn helle Begeisterung. Dann folgte familienintern die Einigung. Sie wollen­ es einmal versuchen. Für Bumann steht heute fest: «Dieser Entscheid hat unser Leben verändert – zum Guten.» Neben Jonas, dem Ältesten, besucht auch sein jüngerer Bruder die Privatschule. Die beiden Jüngsten besuchen­ die Staatsschule. Worin liegen die Hauptunterschiede zwischen Privat- und Staatsschule? Bumann: «Die Privatschule, in der der obligatorische Schulunterricht zehn statt neun Jahre dauert, legt den Fokus auf die individuellen Fähigkeiten­ jedes Schülers. Dabei werden das Sozial­verhalten, Musik oder Handarbeit ebenso gewertet wie Mathematik und Deutsch. Jedoch ohne ständigen Prüfungsdruck. Deshalb werden Zeugnisse mit Beurteilungsschreiben abgegeben. Noten gibt es erst ab den höheren Klassen, auf Wunsch  schon vorher. Die Schulkosten werden nach Lohneinkommen berechnet. So ist es auch finanzschwachen Familien möglich, ihre Kinder auf diese Schule zu schicken.

Das Echo im Dorf

Dass der Schritt, die beiden ältesten Kinder aus der Staatsschule zu nehmen, auch negative Reaktionen im Kanton auslösen würden, war für Bumann klar. Die Spekulationen im Bergdorf begannen: Zahlt die Gemeinde denen die Schulkosten? Wurden die beiden Buben in der Primarschule Visp etwa gemobbt? Rückblickend hat die ganze Situation durchwegs etwas Positives, wir haben dadurch unsere toleranten und wahren Freunde kennengelernt, schmunzelt die gebürtige Eggerbergerin. Die Schulkosten werden von der Familie übernommen. Die Gemeinde bezahlt den gleichen Betrag der Reisekosten, welche die Schulkinder für die Strecke Eggerberg – Visp erhalten. Der Schulweg beträgt neu 45 Minuten. «Wir haben das Glück, eine Begleitperson für unsere Kinder zu haben. Die Kinder haben sich zwischenzeitlich mit der Fahrstrecke bestens arrangiert.»  Warum jedoch wechseln nicht mehr Schulpflichtige in die Privatschule nach Steffisburg? «Das steht jedem frei. Es muss nicht für alle stimmen, aber für uns stimmt das voll und ganz, getreu dem Motto: Keiner ist klug genug, dem andern zu sagen, wie er sein Leben zu leben hat.

Simon Kalbermatten

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