Region | HIV-Test kann falsche Resultate anzeigen

HIV-positiv, obwohl man gesund ist – Warnung vor HIV-Selbsttest

Ein HIV-Test sollte nicht leichtfertig gemacht werden.
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Ein HIV-Test sollte nicht leichtfertig gemacht werden.
Foto: Walliser Bote

Quelle: RZ 0

Die Migros verkauft seit Kurzem HIV-Schnelltests. Ärzte warnen jedoch: Zeigt der Test ein positives Resultat an, muss dies noch lange nicht heissen, dass man krank ist. Grund dafür ist die Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Viel abgewinnen kann die Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft den HIV-Tests, die nun im Grosshandel und online erhältlich sind, nicht. Das aus mehreren Gründen. Einerseits aus Datenschutzgründen. «Wir raten beim Kauf eines solchen Tests dringend davon ab, die Kundenkarte einzusetzen», sagt Lehky Hagen. «Es ist nicht klar, wie diese Daten später verwendet werden und man sollte sich gut überlegen, ob man der Migros diese Information geben will.» Zudem betont die Ärztepräsidentin, dass der an und für sich gute Test nur zuverlässig sei, wenn er von der richtigen Person im richtigen Zeitpunkt durchgeführt werde. Diese Person habe aber auch ein Risiko für andere Geschlechtskrankheiten, die bei einem negativen HIV-Selbsttest nicht abgeklärt und somit weiterverbreitet würden. Deshalb empfiehlt die Walliser Ärztegesellschaft, sich besser bei Fachleuten oder den anonymen Anlaufstellen der SIPE testen zu lassen. Auch um mit dem Testergebnis nicht allein gelassen zu werden «Stellen Sie sich vor, Sie sitzen alleine zu Hause und der Test zeigt ein positives Resultat an», sagt Lehky Hagen. «Wie wird es Ihnen in dem Moment wohl gehen, wenn niemand an Ihrer Seite ist, um Sie kompetent zu beraten?»

Die Wahrscheinlichkeit im Weg

Dazu komme, so die Ärztepräsidentin, dass ein positives Resultat mit grosser Wahrscheinlichkeit falsch sei, wenn ein Schweizer ohne besonderes Risiko den Test mache. Der Grund dafür liegt in der statistischen Wahrscheinlichkeitsrechnung, im Konkreten im Satz von Bayes. Dieser besagt, dass die Zuverlässigkeit eines Tests nicht nur von der Qualität des Tests selbst abhängt, sondern auch davon, wie häufig eine Krankheit in der getesteten Bevölkerung tatsächlich vorkommt. Da HIV in der Schweiz relativ selten ist (2 bis 3 Fälle auf 1000 Einwohner), wird ein positiver Test in 60 bis 70 Prozent der Fälle falsch positiv sein, wenn bei der Testperson kein besonderes Risiko für eine HIV-Infektion vorliegt. «Eine Münze zu werfen, um einen Infekt korrekt vorauszusagen, wäre somit für eine solche Person zuverlässiger und billiger, als der eigentlich technisch sehr gute Test», sagt die Ärztepräsidentin. Analoges gelte für praktisch alle medizinischen Abklärungen. Deshalb mache man auch nicht bei jedem Kopfschmerz ein Schädel-MRI. «Medizin basiert auf dem Umgang mit Wahrscheinlichkeiten», sagt dazu Lehky Hagen. «Ein sicheres Testergebnis hängt von den Umständen ab. Bei einem höheren Risiko für eine HIV-Infektion, zum Beispiel bei homosexuellen Männern, steigt dagegen die Wahrscheinlichkeit für ein richtig positives Testergebnis rapide.»

Erst Risiko abklären

Lehky Hagen rät darum zunächst einmal, das eigene HIV-Risiko zu klären, zum Beispiel mit dem Online-Test der Aidshilfe Schweiz. «Besteht kein Risiko für eine Infektion, so Hände weg von diesem Selbsttest», betont die Ärztepräsidentin. «Denn dieser Test ist absolut ungeeignet, um einfach einmal so zu schauen, ob man HIV-positiv ist oder nicht.»

Martin Meul

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