Zermatt | Grossjagd auf Murmeltiere

Zermatter Murmeltierplage: Fast 200 Tiere geschossen

In Zermatt wurden 170 Murmeltiere geschossen.
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In Zermatt wurden 170 Murmeltiere geschossen.
Foto: Eugen Haug/pixelio.de

Quelle: RZ 1

Weil es zu viele Murmeltiere gibt, wurden letzte Woche bei einer «Selbsthilfemassnahme» rund um Zermatt über hundert Tiere geschossen. Das gefällt nicht allen.

Es sei während mehrerer Tage «wild» geschossen worden. Die Murmeltiere seien regelrecht «ausgerottet» und die betroffenen Gebiete «richtiggehend gesäubert worden», berichten aufgebrachte Anwohner. Die Hintergründe: In den Zermatter Gebieten Findeln, Zum Biel und Furi gibt es laut Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere eine Überpopulation an Murmeltieren (insbesondere im Bereich von Bergbahnen und Wanderwegen). Das ist offenbar vielen ein Dorn im Auge (die RZ berichtete). «Seitens der Gemeinde und der Landwirtschaft sind Beschwerden eingegangen und wir wurden nach einer Lösung angefragt», sagt Dienst­stellenchef Peter Scheibler.

Mehrere Jäger unterwegs

Offenbar gebe es mittlerweile so viele Tiere, dass diese sogar Häuser untergraben und bewirtschaftete Flächen durchwühlt hätten, so Scheibler. Die Lösung: Letzte Woche erhielt der Wildhüter von der Dienststelle die Erlaubnis, zusammen mit Jägern in diesen Gebieten Murmeltiere zu schiessen. Wie «drastisch» die Massnahme war, zeigt der Umstand, dass sogar auf Privatboden und bis auf 100 Meter um bewohnte Gebäude gejagt werden durfte. «Es handelt sich um eine «Selbsthilfemassnahme», die das Gesetz für solche Situationen vorsieht», so Scheibler. Es wurden aber keine konkreten Abschuss­zahlen definiert. Dies lag im Ermessen des Wildhüters, erlegt wurden schliesslich 170 Tiere.

Zermatt als «Testgebiet»

Mit der Regulierung bis zur bald beginnenden offiziellen Jagdsaison abzuwarten, kam nicht infrage. «Es musste vorher sein, da sich die Tiere bis dahin je nach Wetterlage allenfalls bereits in ihre Bauten verzogen haben», so Scheibler. Offen bleibt die Frage der Nachhaltigkeit. Aber: Wenn sich zeigen sollte, dass die Population damit tatsächlich eingedämmt werden kann, «wird die Massnahme künftig allenfalls auch in weiteren betroffenen Gebieten des Kantons angewendet», so Scheibler.

«Schon keine Freude» daran hat der Zermatter Kurdirektor Daniel Luggen, gelten Murmeltiere doch als beliebtes Fotosujet für Gäste. «Für uns ist das aber eine zusätzliche Motivation, die Gäste entsprechend hinzuweisen, dass es sich um Wildtiere handelt, welche auch als solche zu behandeln sind», sagt er. Für Gemeindepräsidentin Romy ­Biner-Hauser ist es zwar ein «unpopulärer Entscheid, aber eine Situation, die man erkennen und entsprechend handeln muss», sagt sie.

Pro Natura Oberwallis hätte sich eine vorherige Begehung gewünscht, bei der die Problemzonen gezielter hätten eingeschränkt werden können. «Dass jeden Sommer schwere Baumaschinen rund um Zermatt an ­diversen Stellen das Gelände aufwühlen, stört scheinbar niemanden. Ein paar Murmeltiere sind dann ein Problem. Das ist totaler Verhältnisblödsinn.» so Geschäftsführerin Eva-Maria Kläy.

Peter Abgottspon

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Kommentare

  • Helen Gorsatt-Imhof, Binn - 3913

    Ich selbst erfreue mich an der Präsenz dieser putzigen Überlebenskünstler in unserem wertvollen Alpenraum.

    Es wird jedoch in diesem Artikel ausser Acht gelassen, wie gefährlich die Bauten
    für Vieh und Mensch sein können.
    Auch wird die Kraft unterschätzt,
    mit der die Tiere Steine,
    auch Mauersteine und Holz untergraben und imensen Schaden anrichten können.

    Es braucht deshalb eine Regulation,
    die aber sicher nicht in ein Gemetzel ausarten soll, wie dies der Artikel
    glauben machen will.

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