Guttet-Feschel | Vor zwanzig Jahren ereignete sich der Glockensturz von Guttet

«Ich hatte mehr als tausend Schutzengel»

Remo Kuonen: «Wenn mich die Glocke getroffen hätte, wäre ich tot.»
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Remo Kuonen: «Wenn mich die Glocke getroffen hätte, wäre ich tot.»
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Fast auf den Tag genau vor zwanzig Jahren fiel die grosse Glocke von Guttet aus der Halterung. Nur mit viel Glück kamen keine Personen zu Schaden.

Wenn Remo Kuonen (70) auf das Ereignis vor zwanzig Jahren zu sprechen kommt, dann kommt er ins Grübeln. «Wenn ich damals nicht tausend Schutzengel gehabt hätte, wäre ich heute nicht mehr am Leben», ist der Pensionär überzeugt. Doch der Reihe nach: Wir schreiben den 21. Mai 1998, Christi Himmelfahrt. Anstelle von Josef Kuonen, der als Sakristan amtet und just an diesem Tag sein 25-Jahr-Jubiläum feiert, übernimmt Remo Kuonen das Mittagsläuten. «Kurz vor Mittag stieg ich in den Glockenturm, um die grosse Glocke über das Seil in Schwung zu bringen. Als die Glocke endlich Schwung aufgenommen hatte und die ersten Schläge ertönten, dachte ich noch so bei mir: ‹Lieber Gott, dieses Gebet hörst du sicher.›» Kaum hat Kuonen den Gedanken zu Ende gedacht, passiert es. Mit einem Riesenknall bricht die Halterung und die Glocke knallt auf die Holzbalken der obersten Ebene des Glockenturms. Obwohl einige Balken bersten, bleibt die 950 Kilogramm schwere Glocke an den Kanten von zwei starken Holzbalken hängen. Wie durch ein Wunder bleibt Remo Kuonen unverletzt. «Ich stand unter Schock», erinnert sich Kuonen, der sich später als Dorfchronist einen Namen macht.

Schadensexperte fällt in Ohnmacht

Der «Walliser Bote» schreibt über das Unglück: «Der Einsturz hörte sich an wie eine Detonation. Ein Unglück ahnend, trafen umgehend die ersten Helfer auf dem vermuteten Schadenplatz ein (...). Es war auch gut, dass Hilfswillige sofort zur Stelle waren, kamen sie doch gerade rechtzeitig, um die schwere Glocke abzustützen. Mit der besonnenen Art verhinderten die Retter den möglichen weiteren Absturz, bei dem die Glocke wohl unwiedergutzumachenden Schaden erlitten hätte.» Noch während die ersten Helfer eintreffen, macht sich Remo Kuonen aus dem Staub. «In meinem Schock stieg ich über die Treppe den Glockentrum hinunter, rannte an den Helfern vorbei und einmal ums ganze Dorf», erinnert er sich. «Als ich endlich wieder zu mir selber kam, stand ich abermals vor der Kirche.» Remo Kuonen mag gar nicht daran denken, was hätte passieren können. «Wenn mich die Glocke getroffen hätte, wäre ich tot», stellt er nüchtern fest. Als sich Tage später ein Experte der Herstellerfirma den Schaden vor Ort anschaut, fällt dieser in Ohnmacht. «Der Anblick der Glocke und die Gewissheit, wie viel Glück dabei war, dass nicht mehr passierte, hat ihn übermannt», glaubt Kuonen, der seither jedes Jahr den Feiertag Christi Himmelfahrt wie einen zweiten Geburtstag feiert.

Walter Bellwald

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