Mörel-Filet | Drei geschlossene Restaurants in Mörel-Filet

Mörel-Filet verliert auf einen Schlag die Hälfte der Beizen

In Mörel-Filet stösst man bei vielen Restaurants auf geschlossene Türen und Fensterläden.
1/1

In Mörel-Filet stösst man bei vielen Restaurants auf geschlossene Türen und Fensterläden.
Foto: RZ

Quelle: RZ 0

Im Dorf haben innert kürzester Zeit gleich drei Restaurants den Betrieb eingestellt. Der Grund: Fehlende Nachfolger oder aber das Geld für eine Übernahme fehlt. Bei der Gemeinde herrscht Bedauern. Mörel-Filet ist aber kein Einzelfall.

Wer sich derzeit in Mörel-Filet umschaut, dem fallen gleich mehrere geschlossene Restaurants auf. Innert kürzester Zeit haben gleich drei Betriebe (Tunetsch, Furka, Taverne) ihre Türen geschlossen. Das «Tunetsch» wurde von der Besitzerfamilie während mehrerer Jahre vermietet, steht aber mittlerweile seit längerer Zeit zum Verkauf. Interessenten gebe es immer wieder, zu einem Abschluss sei es aber bisher nicht gekommen, sagt Miteigentümerin Astrid Schwery. Als Stolperstein sieht sie die schwierige Finanzierung. Vor der gleichen Ausgangslage steht Albert Jossen von der «Taverne». Aus gesundheitlichen Gründen hat er das Wirten sein lassen, eine Nachfolgelösung hat er nicht und will daher verkaufen – bisher ohne Erfolg. Auch er gibt die schwierige Finanzierung als Hauptgrund an. Obwohl der Betrieb gut laufen würde, sagt er. Gleich gegenüber befinde sich ein Hotel, mit welchem er ausgezeichnet zusammengearbeitet habe. «Dieser Umsatz wäre ziemlich sicher auch weiterhin garantiert», sagt er. In der Zwischenzeit hat Jossen gar den Verkaufspreis gesenkt – ohne Erfolg. Offenbar reicht auch das nicht aus, um ­jemanden einen Kauf schmackhaft zu machen.

Sechs Betriebe auf 700 Einwohner

Auch das «Furka», welches als Treff für Einheimische und somit noch als «richtige» Dorfbeiz galt, ist schon seit Längerem zu. Heisst: In Mörel-Filet gibt es daher nur noch zwei Restaurants und ein Tearoom, was seitens Gemeinde bedauert wird. «Für das Dorf ist das natürlich schade», sagt Gemeindepräsident Alban Albrecht. «Obwohl», gibt er zu, «sechs Betriebe für ein Dorf mit rund 700 Einwohnern schon etwas viel waren.» Dennoch würde man es begrüssen, wenn es zu Wiedereröffnungen kommen würde. Das Beispiel Mörel-Filet zeigt: Die Gastrobranche vor allem in den eher kleinen Gemeinden und Berggemeinden hat zum einen mit fehlender Nachfolge/Nachwuchs und den oftmals fehlenden finanziellen Mitteln allfälliger Kaufinteressenten zu kämpfen. Aber nicht nur: Auch andere Gemeinden sind davon betroffen. So sind Dörfer gar ohne Restaurant keine Seltenheit oder aber viele Betriebe stehen wegen fehlender Nachfolge kurz vor dem Ende.

Beizensterben in den Bergdörfern

Wie stark die Branche derzeit im Wandel ist, belegen auch Zahlen des Branchenverbands «Gastrovalais». Seit dem Jahre 2012 hat der Verband gut fünf Prozent Mitglieder verloren. Im gleichen Zeitraum haben fast 200 Mitglieder auf­gehört zu wirten, ohne einen neuen Betrieb zu übernehmen. Betrachtet man die Zahlen genauer, so ist ein Unterschied zwischen Berg- und ­Talgemeinden auffällig: «Es zeigt sich, dass das Beizensterben vor allem in den Berggemeinden stattfindet», sagt Gastrovalais-Vizepräsident Heinrich Lauwiner. Im Talgrund hingegen habe aufgrund des veränderten Konsumverhaltens die Anzahl an Take-away-Betrieben zugenommen. Heisst: Dort gibt es dadurch nicht zwingend weniger Betriebe, dafür aber aufgrund der besagten Zunahme von Take-aways eine Veränderung des Angebots. Für die Zukunft der Gas­trobranche sieht er das Hauptproblem beim Mangel an Fachkräften. «Wenn niemand mehr gewillt ist, in der Gastronomie zu arbeiten, brauchen wir über weitere Punkte wie beispielsweise die Finanzierung gar nicht zur reden», sagt er. Ein Restaurant zu führen sei zeitintensiv, verlange viel Engagement und bringe eine hohe Präsenzzeit mit sich. Diese Schattenseiten seien viele nicht bereit, in Kauf zu nehmen. «Ohne genügend Nachwuchs stirbt die Branche», bringt es Lauwiner auf den Punkt.

Klare Positionierung und viel Engagement

Damit beschäftigt sich der Verband schon seit Längerem und organisiert demnächst zusammen mit einer Fachstelle einen Mitgliederanlass, um über allfällige Lösungsansätze zu informieren. Trotz eher negativen Aussichten gibt es auch positive Signale. In Simplon Dorf beispielsweise gibt es vier Restaurants und ein Tearoom, und die Planungen für weitere Eröffnungen laufen. Oder auch in Ulrichen: Dort stand das Hotel Restaurant Walser kurz vor dem Aus, wurde aber von Quereinsteiger Andy Imfeld gekauft, welcher es sogar ununterbrochen während 365 Tagen im Jahr offen lässt. Er sieht darin sogar Vorteile: «Wir können damit Jahresstellen anbieten was die Rekrutierung wesentlich vereinfacht», sagt er. Es brauche aber eine scharfe Positionierung, viel Leidenschaft und den Willen, «rund um die Uhr» im Betrieb zu sein. Mit diesen Voraussetzungen lasse sich nach wie vor gut Geld verdienen.

Peter Abgottspon

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31