Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Null-Bock-Melly

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
1/1

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Null-Bock-Melly und seine Messdiener

Der «Walliser Bote» ist das Publikationsorgan der CVP. Leider. Genauer eines Teils der CVP. Noch leider. Der «Wahl-Bote» bekämpfte die Wahl von Viola Amherd zur Bundesrätin. Die Redaktion feierte auf zwölf Seiten die Wahl der unfähigen Marianne Maret als historisch ab. Jener Marianne Maret, die als Präsidentin der Geschäftsprüfungskommission die Hinweise des fähigen Chefbeamten Joël Rossier verschwinden liess. Ohne die Kommission zu informieren.

Die sensationell gute Wiederwahl von Viola Amherd schaffte es nicht auf die Titelseite des «Wahl-Boten». Weiter hinten im Blatt fand sich eine Agenturmeldung.

Und jetzt ist Melly – gemäss meinem Spezial-Freund David Biner – ein Fels in der Brandung böswilliger Kritik.

Null-Bock-Melly 1: Vor einem Jahr stellte Werner Jordan eine Reihe konkreter und konstruktiver Fragen zu Blausee-Mitholz. Die Antwort von Melly: Das gehe nur die Berner etwas an, nicht uns Walliser. Ein Skandal, den die MengisMedien bis heute verschweigen.

Null-Bock-Melly 2: Während der kommenden vier Jahre ist der Vispertaltunnel gesperrt. Weil Melly keine innovativen Lösungen suchte.

Null-Bock-Melly 3: Melly hat in Stalden die neu gebaute Brücke Richtung Zermatt und Saas-Fee feierlich eröffnet. Während dreier Jahre kann niemand über diese schöne Brücke fahren. Weil Melly vergessen hat, das Mini-Anschlussbauwerk fristgerecht erstellen zu lassen.

Null-Bock-Melly 4: Datenschützer Fanti musste Melly zwingen, endlich das Quecksilber-Dossier den Medien zugänglich zu machen.

Null-Bock-Melly 5: Die 1980 beschlossene Sanierung der LonzaDeponie ist gescheitert. Seit zehn Jahren hätten die Gemeinde BrigGlis und der Kanton handeln müssen. Stattdessen mobbt Melly seinen kompetenten und engagierten Dienstchef in die Wüste. Und der für das Baudossier Lonza-Deponie zuständige Patrick Hildbrand jagt Rossier die Staatsanwaltschaft auf den Buckel.

Null-Bock-Melly 6: Anstatt den Busverlad Richtung Wallis zu fördern, sagte Melly keinen Pieps zur Einstellung des Verlades von Bussen zwischen Goppenstein und Kandersteg. Die BLS müsste das System der MGBahn mit Niederflur-Wagen kombinieren und optimieren.

Null-Bock-Melly 7: Der Simplonpass war während Tagen unnötigerweise gesperrt. Melly hätte mit dem Heli in Varzo auftauchen müssen. Um das Problem zu lösen.

Der äusserst liebenswürdige Melly hat null Bock auf einen Rücktritt. Irgendwie haben immer weniger Oberwalliserinnen und Oberwalliser Bock auf Melly und seine Pomona-Messdiener.

Keine Partei greift Melly härter an als die Unterwalliser SVP. Keine Partei – ausser die eigene – nimmt Melly mehr in Schutz als die Oberwalliser SVP. Was ist da los?


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Viele Böcke sind des Gärtners Not

«Null-Bock-Melly» deutet auf Arbeitsunlust hin. Ist das im Fall des Vorstehers des Walliser Baudepartements berechtigt? Wenn einer so viele Böcke schiesst wie er, ist eher von einem mit Inkompetenz gekoppelten Leerlauf auszugehen. Anscheinend wurde hier der Bock zum Gärtner gemacht. Da ist es nicht verwunderlich, wenn Bockmist gebaut und systematisch alle Dossiers verbockt werden. Weil aber der Umfang dieses Artikels nicht genügt, um die Liste aller Bockleichen zu erstellen, die in den Schränken von Mellys Departement herumgeistern, werde ich mich eher mit der Frage befassen, warum das Parlament angesichts des Schlamassels nur schüchtern mit dem Säbel rasselt, anstatt den Bockstall auszumisten. Millionen Staatsgelder gehen flöten, Dienstchefs tanzen dem Departementsvorsteher auf der Nase herum, in gewissen Dienststellen herrscht ein heilloses Chaos, Dossiers werden verschleppt, Fehlentscheidungen getroffen und die von Melly praktizierte Transparenz kommt einem vor wie das Mittelland bei Hochnebel – trotzdem herrscht im Parlament null Bock auf die Pensionierung des amtsmüden Magistraten, dem das Quecksilber, das er im Boden lange nicht wahrhaben wollte, unter dem Hintern allmählich ausgeht.

Warum diese Milde, sowohl seitens des «Nouvelliste» als auch der gewählten Volksvertreter? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil es niemandem etwas bringt, auf einen Kranken- oder Leichenwagen zu schiessen. Für die CVP wäre eine vorgezogene Staatsratswahl eine Katastrophe, weil sie keinen Kandidaten zur Hand hat, um den Sitz erfolgreich verteidigen zu können, und die anderen freuen sich, der Wählerschaft die Bockleichen des Baudepartements immer wieder unter die Nase zu reiben, um die angeschlagene CVP in Hinsicht auf die nächsten Wahlen weiter zu schwächen. So weiden sich denn alle genüsslich am vor sich hin dümpelnden Magistraten und tun so, als sähen sie nicht, dass der König nackt ist. Nur das Volk hat das Nachsehen, aber schliesslich hat man ja die Volksvertreter, die man verdient. Melly passt allen so sehr ins Konzept, dass seine Riesenböcke systematisch zu Sandkörnern reduziert werden. So wird Bockmist jedoch leicht zu Treibsand. Wen kümmert’s: Wo Sündenblindheit herrscht, da gibt es auch keinen Sündenbock, und Treibsand lässt sich so schön als Sonnenstrand verkaufen! Wie fern ist doch die Zeit, in der jedes Sandkorn im Umfeld von Maurice Tornay zum Elefanten wurde, weil ihn alle (selbst Teile der eigenen Partei) loswerden wollten, um einen geilen Bock zum Gärtner zu machen!

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31