Portrait | Rinaldo Pfammatter, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Schafzuchtverbands

Pfammatter: «Die Schafe sind mein Psychiater»

Fühlt sich Pfammatter gestresst, dann geht er in den Stall.
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Fühlt sich Pfammatter gestresst, dann geht er in den Stall.
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Rinaldo Pfammatter mit seiner Frau Nadine und seinen beiden Kindern.
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Rinaldo Pfammatter mit seiner Frau Nadine und seinen beiden Kindern.
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Nach den Turbulenzen im Schweizerischen Schafzuchtverband (SSZV) des letzten Jahres hat Rinaldo Pfammatter ein schweres Erbe angetreten. Der Brigerberger Schäfer wurde vor kurzem in den Schweize­rischen Vorstand gewählt.

Im Februar wurde Rinaldo Pfammatter aus Ried-Brig als Vertreter des Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverbands und Nachfolger für den abgetretenen Präsident des Schweizerischen Schafzuchtverbands (SSZV) in den nationalen Vorstand gewählt. «Ich wurde von Experten, von Vorstands- und anderen Schäferkollegen immer wieder angegangen, mich doch zur Verfügung zu stellen, ich habe aber partout Nein gesagt», erzählt Pfammatter. Doch seine Kollegen liessen nicht locker. Schliesslich überliess Pfammatter den Entscheid seiner Frau. «Wenn sie Ja sagt, werde ich mich fügen», so Pfammatter.

Ehefrau sagt Ja

Ehefrau Nadine Pfammatter war sofort einverstanden. «Ich bin mit meinem Mann schon seit über 20 Jahren zusammen und kenne ihn gut genug um zu wissen, dass er Herausforderungen wie diese braucht», erzählt sie und sichert ihm ihre Unterstützung zu. Obschon auch ihr bewusst ist, dass «Rini», wie ihr Mann sich gerne nennen lässt, ein schweres Erbe antritt. Pfammatter weiss: «Auch mit der Wahl von Ehrenpräsident Peppino Beffa aus Schwyz zum neuen Übergangs-Präsidenten sind noch nicht alle Probleme gelöst.» Eine der ersten Herausforderungen für den erneuerten SSZV-Vorstand wird etwa sein, die Verbandsrechnung noch einmal zu prüfen. Diese wurde nämlich an der DV, die in Aigle stattfand, nicht genehmigt, womit auch der Vorstand nicht entlastet wurde.

«Wir wollen vorwärts»

Trotzdem zeigt sich Pfammatter zuversichtlich: «Wir wollen wieder vorwärts schauen und mit Vollgas einen Neustart in eine neue Ära wagen.» Falls es trotzdem zu Konflikten kommt, weiss Pfammatter, wo er wieder Halt finden wird, nämlich bei seiner Familie, beim Jodeln im Jodlerklub «Zer Tafernu», Ried-Brig, und bei seinen Schafen. «Meine rund 60 Schafe sind für mich Leidenschaft, Ausgleich – und mein Psychiater», meint Pfammatter. Ehefrau Nadine, sie arbeitet als «Hebamme» und ist immer zur Stelle, wenn eine Aue ablammt, ergänzt: «Manchmal schicke ich meinen Mann, wenn er gestresst von der Arbeit nach Hause kommt, erst mal in den Stall, danach ist er meist wieder ruhig.» Pfammatter arbeitet als Lokführer bei SBB Cargo.

Der Quereinsteiger

In der Schäferei sei er dagegen ein Quereinsteiger. Als seine Eltern in den 1990er-Jahren für ihre Milchkühe einen neuen Stall bauten, habe er sich lieber beim Nachbarn aufgehalten und hat beim Füttern, beim Waschen und beim Scheren geholfen. «Irgendwann hat er mir die ersten drei Schafe geschenkt, für die ich fortan selbst sorgen durfte», erinnert sich der heute 44-Jährige. Im Sommer arbeitet die ganze Familie mit, namentlich beim Heuen – neben Ehefrau Nadine auch die beiden Kinder Jonah (11) und Joy (9). Etwas vom Schönsten ist für die Familie Pfammatter, wenn sie den Rucksack mit Proviant vollpacken darf und zur Steinenalp oberhalb von Rosswald wandert. «Das ist die grösste reine Schwarznasen-Alp der Welt», wie Pfammatter stolz betont. Knapp 700 Schwarznasenschafe verbringen da den Alpsommer. Auch hier oben hat der langjährige Alp-Vereinspräsident – von diesem Amt will er im April jedoch zurücktreten – schon gelernt, mit Krisen umzugehen. «Es gab manch hitzige Diskussionen, bevor wir gemeinsam beschlossen haben, die Schafherden zusammenzulegen und einen Berufsschäfer als Hirt einzustellen», erinnert sich Pfammatter. Nicht zuletzt, weil die Herdenschutzhunde, welche versuchsweise ein Jahr eingesetzt wurden und die Schafe vor dem Wolf schützen sollten, auf der Alp oberhalb Rosswald immer wieder Konflikte mit Touristen auslösten. Heute werden die Schafe auf dem Rosswald vom Hirten bewacht und Herdenschutzhunde werden aus ­Sicherheitsgründen nicht mehr eingesetzt.

Christian Zufferey

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