Kolumne | Diese Woche zum Thema: «Dollar-Ermotti»

Schlagabtausch zwischen Peter Bodenmann und Oskar Freysinger

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben ab sofort in der Rhonezeitung.
1/1

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben ab sofort in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 0

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger duellieren sich jeden Donnerstag in der RZ Oberwallis. Diese Woche zum Thema: «Dollar-Ermotti».

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Dollar-Ermotti gegen Wallis

Die älteren Leserinnen und Leser mögen sich an die Zeiten erinnern, als die UBS in Brig das wirtschaftliche Zentrum des Oberwallis war. Mit den Brüdern Erich und Hermes Kronig als Direktoren. Bis zu 170 Angestellte arbeiteten unter ihnen. Heute schlafen die Briger Polizisten vor ihren Videobildschirmen ein, bevor sie auf dem Stadtplatz einen UBS-Angestellten ausmachen können. Die UBS-Arbeitsplätze wanderten nach Zürich und weiter nach Indien.

Vor zehn Jahren retteten die Nationalbank und der Bund die UBS. Der dank der UBS von und mit Blocher gewählte Bundesrat Hans-Rudolf Merz – der uns an den CVP-Bundesratskandidaten Peter Hegglin erinnert – war dem Druck nicht gewachsen. Eve­line Widmer Schlumpf und Pascal Couchepin mussten übernehmen.

Leider haben sie es verpasst, die Rettung der UBS mit der Auflage zu verbinden, dass kein Boni-Banker mehr als doppelt so viel verdient wie ein Bundesrat. Heute verdient deshalb kein Boni-Banker in Europa mehr als Sergio Ermotti. Und kein Verwaltungsratspräsident mehr als Axel Weber. Ermotti 14 Millionen pro Jahr. Weber 5 Millionen pro Jahr.

«Freche UBS profitiert von Gratis-Staatsgarantie»

Die Resultate sprechen gegen die Überbezahlten. Einst war die UBS-Aktie mehr als 70 Franken wert. Heute nur noch 13 Franken. Viele Pensionskassen und ihre Versicherten haben Geld verloren. Und dies alles, obwohl die UBS immer noch von einer Gratis-Staatsgarantie profitiert.

Und jetzt das: Die UBS wird künftig in Dollar und nicht mehr in Franken bilanzieren. Dies nachdem Ueli Maurer kurz zuvor widerrechtlich Tausende von Daten an die Amerikaner geliefert hat. Typisch: ausrufen gegen die EU und kuschen vor Trump.

Nicht genug: Für Sergio Ermotti soll die Nationalbank – unabhängig von der Entwicklung der Zinsen im Euroraum – die Negativzinsen aufheben. Und ihr Volksvermögen von inzwischen mehr als 700 Milliarden Franken an die Reichen und Superreichen verschenken.

Unser Kanton hat wirtschaftlich zwei Standbeine. Erstens die Industrie. Und zweitens den Tourismus. Beide Branchen haben in den letzten Jahren unter dem zu starken Franken brutal gelitten. Jetzt geht es besser, und dies nur dank den Negativzinsen. Wer sie jetzt aufhebt, schiesst der Walliser Wirtschaft, schiesst den Walliser Arbeitsplätzen in die Beine.

Das Vermögen der Nationalbank ist das Blut, das unter anderem die Walliser Unternehmen und Lohnabhängigen geschwitzt haben. Man müsste 500 Milliarden der Nationalbank in einen Staatsfonds legen und mit diesem die AHV-Renten erhöhen und die Krankenkassenprämien senken. Dies vorab im Interesse der finanzschwachen Kantone.


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Dollar-Ermotti

Ermottis Jahreslohn stieg letztes Jahr von 13,7 auf 14,2 Millionen Franken. Nur Neider fänden, das sei zu viel, sagt er und kauft für 13,12 Millionen Franken Aktien der eigenen Bank, um angeblich sein Vertrauen in das von ihm ­geleitete Finanzinstitut konkret zu untermauern. Nun, bei einem Tiefstand der UBS-Aktie von 13 Franken (fünfmal geringer als in den besten Zeiten) läuft er höchstens das Risiko, eine happige ­Summe zu verdienen, denn tiefer kann die UBS-Aktie kaum sinken. Es würde Ermotti genügen, einen etwas aggressiveren Wachstumskurs einzuschlagen, und seine «mutige» Investition erwiese sich als wohlkalkulierte Gewinnmaximierung.

«Wenn es ums Geld geht, hat jeder die gleiche Religion» (Voltaire)

Dass Ermotti zugleich die aufgeblähte Bilanz der BNS kritisiert, um vom eigenen Laden abzulenken, mag angesichts seiner eigenen, dürftigen Bilanz als CEO etwas seltsam anmuten, aber im Grunde hat er recht: Die BNS stellt ein ­grösseres Klumpenrisiko dar als die UBS. Und seine vorsichtige Politik, die davon absieht, sich angesichts der drohenden Schulden- und Eurokrise auf hochtrabende finanzielle Abenteuer einzulassen und lieber treue Aktionäre belohnt, anstatt auf aggressive Art neue zu gewinnen, ist nachvollziehbar.

Was jedoch sauer aufstösst, ist seine Aussage, dass es keine Garantie für ein Festhalten der UBS am Standort Schweiz gebe. Das urschweizerische Finanzinstitut könnte demnach sehr wohl in anderen, steuergünstigeren Gefilden sein Heil suchen. Die Bindung an unser Land und seine Insti­tutionen zählt angesichts möglicher Profite nicht. Hier liegt das eigentliche Problem der heu­tigen Entwicklung: Auf allen Stufen spielen die Verantwortungsträger ein Spiel, bei dem es nur darum geht, durch Phrasendreschen und hohles Gutmenschentum von der eigenen Gewinnsucht abzulenken. Pierre Maudets tiefer Fall, die hohen Spesenentschädigungen der CVPler Barazzone und Darbellay, die lukrativen Verwaltungsratsposten der meisten Nationalräte, die käufliche Walliser Justiz, Gianni Infantinos Doppelspiel und Macrons Schmusekurs mit Saudi-Arabien, sie alle haben eine gemeinsame Grundlage: skrupellose Gewinnsucht. Der Aufschrei von Economie Suisse gegen das Prinzip der Selbstbestimmung und die Wahrung der Volksrechte ist vom selben Kaliber. Vor dem lieben Geld hat sich alles zu beugen. Weg mit Grenzen, Werten, Traditionen, demokratischen Institutionen, Rechtsstaat, Ethik und Moral! In einer wertelosen Gesellschaft zählt nur noch der Wert, mit dem man alles kaufen kann, sofern man gewillt ist, seine Seele zu verkaufen. Faust lässt grüssen!

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login

Sitemap

Impressum

MENGIS GRUPPE

Pomonastrasse 12
3930 Visp
Tel. +41 (0)27 948 30 30
Fax. +41 (0)27 948 30 31