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Bitte keine Zebrastreifen in den Alpen

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Seit Dezember gab es im Wallis schon 29 Bergtote – so viele wie seit Jahren nicht mehr. Besonders präsent sind die Geschehnisse im Gebiet Pigne d’Arolla, als 14 Tourengänger von einem heftigen Sturm überrascht wurden. Die Gruppe musste die Nacht auf über 3000 Meter über Meer bei Windböen von bis zu 200 Stunden­kilometern verbringen. Nach Angaben von MeteoSchweiz herrschten gefühlte Temperaturen von –20 Grad. Sieben Menschen haben das Drama nicht überlebt. In so Fällen stellt sich immer die Frage nach dem Warum und wie man eine derartige Katastrophe hätte verhindern können. Ein Überlebender des Unglücks am Pigne d’Arolla erhebt in einem Artikel der «NZZ am Sonntag» nun happige Vorwürfe gegen den verstorbenen Bergführer und Tourenleiter. Dieser sei ungenügend ausgerüstet und der Situation nicht gewachsen gewesen. Der italienische Tourenteilnehmer ist davon überzeugt, dass es mehr Regeln und Kontrollen am Berg braucht. Sonst verkomme der Alpenraum zum Wilden Westen. Doch bringen mehr Vorschriften wirklich mehr Sicherheit? Zweifel sind erlaubt. Im hochalpinen Gebirge ein lückenloses Sicherheitsnetz aufzuziehen, ist unmöglich und wohl auch gar nicht erwünscht. «Berge sind Orte der Freiheit. Wir wollen keine Zebrastreifen in den Alpen», sagt der Extrembergsteiger und Höhenmediziner Oswald Oelz. Jeder erfahrene Alpinist weiss: Absolute Sicherheit wird es nie geben, ein Restrisiko existiert immer. Letztlich ist jeder freiwillig unterwegs. Niemand wird dazu gezwungen, auf 4000 Meter hohe Berge zu klettern. Klar: Auf der Suche nach dem besonderen Kick reizt manch einer seine eigenen Grenzen immer ein wenig mehr aus, bis er sie überschreitet. Der im letzten Jahr tödlich verunglückte Berg­steiger Ueli Steck ist ein berühmtes Beispiel. Es ist so – bei den meisten Bergdramen ist entweder menschlicher Leichtsinn oder schlicht und einfach Pech im Spiel. Dagegen hilft auch kein 1000-seitiges Regelwerk.

Frank O. Salzgeber

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