Grossraubtiere | CSPO-Präsident Alex Schwestermann fordert «schnellstmögliche Ausschaffung» des Braunbären
Aletsch-Bär ist untergetaucht

Braunbär. Vom Braunbär im Aletschgebiet fehlt fünf Tage nach seiner Beobachtung durch Wanderer jegliche Spur. (Symbolfoto eines in der Schweiz fotografierten Braunbären.)
Foto: Keystone
Obwohl seit dem letzten Samstag durchwegs Wildhüter nach dem Bären in der Aletschregion Ausschau halten, gibt es keine Hinweise darauf, wo sich das Grossraubtier zurzeit aufhält. Gleichzeitig ruft der Bär bereits Politiker auf den Plan.
Ein kurzes Video von Wanderern, Fotos von Tatzenspuren im Schnee und Kot, der möglicherweise eine DNA-Analyse zulässt, um welchen Bären es sich im Aletschgebiet handelt. Das sind die einzigen Hinweise, die ein Braunbär am letzten Samstag auf der Moosfluh am Rande des Aletschgletscher hinterlassen hat. «Seither gab es keine weiteren Beobachtungen. Weder von uns noch von Drittpersonen», sagt Sven Wirthner, Chef der Oberwalliser Wildhüter, am Mittwoch gegenüber dem «Walliser Boten».
Durchgehend im Gelände
«Wir haben uns bereits kurz nach den Videoaufnahmen am Samstagmittag ins Gebiet der Moosfluh begeben, um die Präsenz des Bären vor Ort zu bestätigen», sagt Wirthner. «Letztlich konnten wir am Samstag aber nur Tatzenspuren dokumentieren. Diese hinterliess der von den Wanderern aufgeschreckte Bär, als er sich zügig über Schneefelder hinunter Richtung Aletschgletscher davonmachte. Vermutlich Richtung Aletschwald, der sich im eidgenössischen Jagdbanngebiet und zugleich in Naturschutzgebiet befindet.» Immerhin hat man Losung entlang der Spuren gefunden. «Diese wurde in ein spezialisiertes Labor geschickt, um nach Möglichkeit festzustellen, ob es sich allenfalls um den Bären M29 handelt, der schon seit mehr als einem Jahr zwischen den Kantonen Uri und Bern und dem Wallis pendelt.»
Vermutlich vom Kanton Bern her zugewandert
Wäre das der Fall, handelt es sich beim Grossraubtier im Aletschgebiet um ein Exemplar, das sich äusserst menschenscheu verhält. Wie zuletzt im Aletsch existieren kaum Videos oder Fotos von diesem Bären. Nachsuchen von Wildhütern im Nachgang von Sichtbeobachtungen in den Kantonen Bern und Uri verliefen wie jetzt im Aletschgebiet meist ergebnislos. Letztmals hat dieser Bär am 8. Mai in Innertkirchen im Kanton Bern Tatzenspuren im Schnee hinterlassen. Zwischen Innertkirchen und dem Aletschgebiet liegen knapp 100 Kilometer Distanz. Damit es wohl am wahrscheinlichsten, dass dieser Bär in den letzten Wochen seinen Weg vom Kanton Bern her ins Wallis gefunden hat. Klarheit wird möglicherweise die DNA-Analyse schaffen.
Intensives Monitoring der Wildhut
Laut Wirthner ist es Ziel der Wildhut, festzustellen, ob sich der Bär fest in der Aletschregion installiert oder bereits wieder weitergezogen ist. «Seit dem letzten Samstag sind deshalb jeden Tag ein oder mehrere Wildhüter im Gebiet unterwegs, um Hinweise zu finden. Gleichzeitig könnten uns möglicherweise die Wildtierkameras, die im Zusammenhang mit dem Projekt der Rotwildbesenderung im Aletschgebiet installiert wurden, Hinweise liefern», hofft Wirthner. «Natürlich werden wir auch die Daten der besenderten Rothirsche im Aletschwald auswerten. Die Präsenz eines Bären könnte sich auch auf das Verhalten des Rotwilds auswirken.»
Bei der Wildhut erhofft man sich zudem Hinweise von Drittpersonen, vor allem auch von Mitarbeitern der Aletsch Bahnen, mit denen man in regem Austausch stehe. Sollte es zu einer Zufallsbegegnung mit dem Bären kommen, wird geraten, sich mit möglichst natürlichem Reden bemerkbar machen. «Keinesfalls sollte man sich dem Raubtier nähern oder wegrennen, sondern sich langsam zu-
rückziehen, denn Bären können viel schneller laufen als Menschen», mahnt Wirthner zur Vorsicht. Panik aber sei nicht angebracht. Bären würden den Kontakt zu Menschen in der Regel scheuen.
Walker und Schwestermann fordern Massnahmen
Der Braunbär auf der Riederalp beschäftigt nun auch die Politik. Gleich zwei Oberwalliser Grossräte haben am Mittwoch im Walliser Grossen Rat dringliche Interpellationen als Reaktion auf die Präsenz des Grossraubtiers auf der Riederalp deponiert. CVPO-Grossrat und Nationalratskandidat Guido Walker sorgt sich um die Gewährleistung der Sicherheit der Bevölkerung wegen des Aletsch-Bärs. «Die Ausbreitung von wilden und gefährlichen Grossraubtieren im Kanton Wallis stellt eine völlig neue Situation bezüglich der öffentlichen Sicherheit dar. Sie erfordert spezielle Massnahmen zum Schutz von Menschen, Haustieren, Hab und Gut, sollte sich der Bär weiterhin im Aletschgebiet aufhalten», schreibt Walker.
Weitaus populistischer ist der politische Vorstoss von CSPO-Präsident und Nationalratskandidat Alex Schwestermann. Er sieht die Sicherheit der Bevölkerung und der Touristen durch den Bären gefährdet. Er wirft die Frage auf, ob der Braunbär bewusst im Aletschgebiet ausgesetzt wurde, um dem grossen Problem der Regulation der Hirschpopulation im Aletschgebiet abzuhelfen. «Der Bär im Aletschgebiet muss so schnell wie möglich wieder ausgeschafft werden. Der Kanton Wallis verträgt nebst den Problemgrossraubtieren Luchs und Wolf kein zusätzliches Grossraubtier», schreibt Schwestermann in seiner dringlichen Interpellation. Antworten auf die aufgeworfenen Fragen und Forderungen wird Staatsrat Jacques Melly (CVP) morgen Freitag im Walliser Grossen Rat liefern müssen.
Norbert Zengaffinen
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