Städtebau | Visper Masterplan geht in die 2. Etappe – Zeit für eine Auslegeordnung

Visp bald «Visphattan»?

Rasantes Wachstum. Bis die Bauland-Rückzonungen in Visp fällig werden, ist die Gemeinde komplett verbaut.
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Rasantes Wachstum. Bis die Bauland-Rückzonungen in Visp fällig werden, ist die Gemeinde komplett verbaut.
Foto: mengis media/Alain Amherd

Quelle: WB /mk 21.02.20 0
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Visp | In wenigen Jahren ist Visp vollständig überbaut. An einer verdichteten Bauweise – auch in die Höhe – führt künftig kein Weg vorbei. Die Visper Raumplanungschefin Deborah Eggel erklärt, warum Visp trotzdem kein kleines Manhattan wird.

Der NEAT-Bahnhof, die Entwicklung der Lonza oder die Zuwanderung von Menschen aus den Seitentälern: All das hat den Visper Bauboom in den letzten Jahren stark begünstigt. «Umso mehr wollen wir uns raumplanungstechnisch nicht zufällig entwickeln, sondern vorausplanen und gezielt bestimmen, in welche Richtung es gehen soll. So ist der Visper Masterplan entstanden», resümiert Deborah Eggel, Leiterin Bau und Planung der Gemeinde Visp.

Visp in sieben Jahren komplett verbaut

Auf die Frage hin, wie viel Bauland in Visp noch brach liegt, sagt Eggel: «Nicht mehr viel, vielleicht noch 20 Prozent. Und alles ist bereits sehr dicht bebaut.» Selbiges gelte für die Gewerbe- und Industriezonen.

Gleichzeitig müsste Visp im Zuge des neuen Raumplanungsgesetzes etwas Bauland rückzonen. Eggel merkt jedoch an, dass es hierfür noch keine Planungszone gibt: «Gemäss den Unterlagen des Kantons aus dem Jahr 2015 warens 22,2 Hektaren zu viel, 2016 noch 15,4.» Der Überbauungsfaktor in Visp sei sehr gross. So schnell, wie man sich momentan entwickle, werde Visp in sieben Jahren, also bis das Rückzonungsdossier abgeschlossen werden müsse, komplett überbaut sein. Bis dann wird Visp, das heute 7800 Einwohner zählt, die Stadtgrenze von 10 000 Einwohnern längst passiert haben. Die Urbanisierung wird also rasant voranschreiten. Was laut Eggel aber nicht a priori etwas Schlechtes ist: «Es ist vielmehr ein Wandel. Urbane Themen wie etwa Geschäfte, die rund um die Uhr geöffnet haben, sind laut einer Studie des Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis AG (RWO) bei gewissen Leuten recht angesagt.» Den Kontrast dazu, sprich den ländlichen Raum mit Ein- oder Mehrfamilienhäusern und anderen Wohnqualitäten, finde man dann in Eyholz.

Vier neue Quartiere im Visier

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Urbanisierung hat Visp mit der inneren Verdichtung begonnen und dafür vor vier Jahren die eingangs erwähnten vier Quartiere der ersten Etappe des Masterplans bestimmt. Dieses Jahr kommen vier weitere Quartiere dazu; einerseits Stockmatten Nord und Bahnhof Nord. In Letzterem, wo der neue Bahnhofzugang Nord entstehen soll, steht heute noch nichts. Und auch im Norden gegen die Lonza hin ist heute noch Niemandsland. «Dabei ist das Gebiet Bahnhof Nord eigentlich der Zugang zu unseren Schul- und Wohnquartieren. Von einem städtebaulichen Ankommen kann da – wie auch gegen die Lonza hin – heute nicht die Rede sein», so Eggel.

Ebenfalls im Visier hat der Gemeinderat das Gebiet, wo früher die MGBahn ihren Umschlagplatz hatte, sowie das Gebiet, wo heute noch das alte Migros-Gebäude steht.

Höhere Gebäude beim Bahnhof möglich

Auch in der zweiten Etappe des Masterplans steht Verdichtung im Vordergrund. Und wie siehts mit höheren Bauten aus? Eggel dazu: «Im Bereich des Bahnhofs sind etwas höhere Gebäude möglich, aber sicher nicht 40 Meter hohe oder so. Generell stecken die Bauzonen den Rahmen ab.»

Derweil können Bauzonen theoretisch auch angepasst werden. Und praktisch? «Wir haben eine Höhen-Studie über die ganze Stadt machen lassen. Anders als im Bereich des Bahnhofs, wo es möglich ist, etwas höher zu gehen, nimmt dieses Potenzial kontinuierlich ab, je mehr man sich vom Bahnhof entfernt. Was auch mit Sichtbezügen zu tun hat. So würde man dann beispielsweise plötzlich die Altstadt nicht mehr sehen oder Berge und andere Dinge, die man gerne sehen möchte, wenn es um Wohnqualität geht», so Eggel. Ganz wichtig seien ferner auch Freiräume. Die könne man nicht einfach zubauen, sondern müsse man weiter aufmachen.

Das Bauland bald erschöpft, Bauen in die Höhe nur beim Bahnhof möglich und überall verdichten: Sind da Freiräume überhaupt noch möglich? Oder wohnen die Visper künftig in «Zündholzschachteln»? Eggel: «Bis jetzt haben wir es gut geschafft, das Gleichgewicht zwischen Höhe, Breite und Freiräumen zu halten.» Hierbei sei auch wichtig, wenn man weniger Freiräume habe, diese hochwertiger zu gestalten. So steht heute zum Beispiel im Baugesetz, dass jeder Neubau über einen Kinderspielplatz verfügen muss. Resultat: Teils gruselige Spielplätze mit quietschenden Schaukeln und halben Rutschbahnen, wo nicht wirklich jemand spielen möchte.

Gegensteuer für solch unschöne Entwicklungen gibt die Gemeinde etwa im Litternaquartier (1. Etappe des Masterplans), wo anstelle der alten Litternahalle eine neue, grosse Siedlung entsteht. «Hier haben wir als Auflage einen Landschaftsarchitekten hinzugezogen, der die Freiflächen mit Wasserspielen hochwertig gestalten soll», so Eggel. Bei üblichen Wohnzonen wie W2, W3 oder W4 sei vieles sehr generell gehalten. Mit Quartierplänen hingegen könne man viel spezifischer auf solche Dinge eingehen.

Weiter denken beim ehemaligen Migros-Areal

Die Wahl der Quartiere erfolgt nach dem Handlungsbedarf. Wie eben beim Bahnhof Nord, wo es heute weder einen Bahnhofplatz noch ein Empfangsgebäude gibt. Oder im Gebiet, wo die alte Migros leer steht. «Entweder knallt man da jetzt einen neuen Riegel hin oder man denkt weiter und nimmt vielleicht noch den Parkplatz von der Gemeinde, das Gebäude von Planax (ehemals Restaurant Müra) oder das «Gifthüsi», wo einst eine Bäckerei drin war, dazu. Und hat dann ein ganzes Paket mit viel mehr Möglichkeiten», so Eggel. Im hinteren Bereich gegen die Märtmatte hin (Richtung Osten) seien zudem Gebäude am Zerfallen. Mancher habe dort zwar was renoviert. Aber unter dem Strich fehle dort doch ein bisschen «das Leben». Dabei ist dieses Gebiet ein zentraler Ort in Visp, also eigentlich beste Lage.

«Enteignungen waren bislang nie nötig»
Deborah Eggel, Leiterin Bau und Planung Gemeinde Visp

Bei solchen Projekten wird zwangsläufig auch die Enteignung von Gebäuden oder Bauland zum Thema. Wie Eggel weiss, braucht das sicher Geduld: «Aber wir sind immer noch mehr oder weniger mit allen einig geworden. Enteignungen waren bislang nie nötig.»

Das ist der Masterplan

Mit seinem Masterplan will der Visper Gemeinderat die raumplanerischen, wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Bedürfnisse für die nächsten 20 bis 30 Jahre koordinieren. Vier Jahre sind vergangen, seit das Stimmvolk die ersten vier Quartierpläne (Litterna, G-Areal Lonza, Stockmatten Süd und Bäret) verabschiedet hat.

Dieses Jahr kommen vier weitere Quartiere dazu; einerseits Stockmatten Nord und Bahnhof Nord. In Letzterem soll der geplante neue Bahnhofzugang Nord entstehen. Die beiden anderen Quartiere betreffen das Gebiet, wo früher die Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn) ihren Umschlagplatz hatte sowie das Gebiet, wo heute das alte Migros-Gebäude steht.

Martin Kalbermatten
21. Februar 2020, 16:20
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Infos

Urversammlung

Die 2. Etappe des Visper Masterplans kommt voraussichtlich im Mai vor die Urversammlung; vorausgesetzt, dass alles gut klappt. Schliesslich hat punkto Umweltschutz oder Denkmalpflege auch der Kanton ein Wörtchen mitzureden. Und bezüglich Bahnhof Nord sind auch die SBB sowie das Bundesamt für Verkehr (BAV) mit im Boot. Unter anderem muss auch ein Gleis verschoben werden. Wie viel das Projekt Bahnhof Nord kostenmässig verschlingen wird, kann die Gemeinde noch nicht sagen. So ist auch noch unklar, wie viel die SBB vom neuen Bahnhofgebäude für sich beanspruchen wird. Die Gemeinde ist primär für die Planungssicherheit zuständig. Im Moment ist dort noch alles Verkehrszone. Für ein Empfangs-
gebäude mit gemischter Nutzung bräuchte es eine entsprechende Umzonung.

Konkreter zur zweite Etappe des Masterplans will sich der Gemeinderat vorläufig noch nicht äussern. Wie Gemeindepräsident Niklaus Furger auf Anfrage sagt, werde die Bevölkerung zum gegebenen Zeitpunkt umfassend informiert

Kommentar: Zenit erreicht

Visp wächst und wächst und wächst. Wie Pilze schiessen die Überbauungen aus dem Boden. Zu leiden haben darunter nicht zuletzt die Bergdörfer, wo immer mehr Menschen ins Tal abwandern. Aber auch für Visp könnte es mit der Zeit ungemütlich werden. Wenn die Gemeinde in sieben Jahren – dann als Stadt mit weit über 10000 Einwohnern – komplett überbaut ist, muss noch dichter und noch höher gebaut werden. Zunehmend kleinerer Wohnraum mit zunehmend weniger Freiräumen und Aussicht ist die logische Konsequenz. Der Masterplan der Gemeinde mag das ideale Instrument sein, um aus dieser Entwicklung das Bestmögliche herauszuholen. Doch zaubern kann man damit nicht. So sollte sich Visp die Frage stellen, ob Wachstum um jeden Preis nicht doch die falsche Maxime ist. Der Massstab für die ohnehin schon florierende Gemeinde sollte vielmehr Wohn- und Lebensqualität sein. Und dies lässt sich mit ungebremstem Wachstum auf Dauer kaum vereinbaren.

Martin Kalbermatten

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