Medizin | Der Walliser Schönheitschirurg Christian Zuber über Natürlichkeit, Körperkorrekturen und die Zeichen der Zeit

«Besser als perfekt geht nicht»

Tendenz steigend. Auch Walliser suchen vermehrt Chirurgen auf.
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Tendenz steigend. Auch Walliser suchen vermehrt Chirurgen auf.
Foto: IStockphoto

Quelle: 1815.ch /pan 21.02.18 0
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Dr. Christian Zuber strafft Gesichter, formt Brüste, korrigiert Nasen, verjüngt. Durchschnittlich behandelt der Walliser Mediziner in seiner Sittener Privatpraxis rund 800 Personen jährlich. Ein Teil seiner Patienten sucht ihn als Handchirurgen auf, andere empfinden ihr Äusseres als verbesserungswürdig.

Ohne den Blick für ein ausgewogenes Gesamtbild zu verlieren und «mit ästhetischem Gespür» forme er Neues, konstruiere, setze instand. Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Chirurgie, so Christian Zuber, in denen allzu oft bekämpft, rigoros weggeschnitten oder entfernt werden müsse. Unter ­anderem haben dieser Faktor sowie sein glühendes Interesse für die Mikrochirurgie-Technik letztendlich dazu geführt, dass er sich während seines ­Medizinstudiums der Schönheits- und Wiederherstellungschirurgie verschrieben hat. Da es damals schweiz­weit kaum Koryphäen auf dem Gebiet der kosmetischen Chirurgie gab – der Fokus wird laut Zuber auf die Wiederherstellungschirurgie gelegt – liess er sich während sechs Monaten in einer Klinik in Rio de Janeiro (BRA) weiter­bilden.

Schönheits-OP’s werden gern verschwiegen

Brasilien – «place to be», wenn es um Körperkult und Schönheitsoperationen geht. Gemäss der Internationalen Gesellschaft für Plastische Chirurgie rangiert das Land zwischen Amazonas und Zuckerhut bei der Anzahl kos­metischer Eingriffe weltweit auf Platz zwei hinter den USA. «In Brasilien ist es ganz normal, sich kosmetischer Operationen zu bedienen», weiss Zuber aus Erfahrung. «Eingriffe rund um die Schönheit werden dort offen kommuniziert, sie gehören einfach dazu. Ich habe viel gelernt.» Ganz anders gehe man mit der Thematik im Wallis um, so Zuber im Gespräch. Obschon sich hierzulande immer mehr Personen aufgrund ästhetischer Kriterien von einem Spezia­listen behandeln lassen, würden operative und nicht-operative Schönheitseingriffe immer noch tabuisiert, im Umgang damit sei Diskretion und Zurückhaltung gefragt. Zuber, dessen ­geschultes Auge rasch erkennt, ob jemand nachgeholfen hat oder nicht, ­erklärt: «Der Schönheit mit chirurgischen und medizinischen Mitteln nachzuhelfen, gilt immer noch als ­moralisch bedenklich und wird als unnötig erachtet, da den Eingriffen meist keine gesundheitlichen Probleme zugrunde liegen.»

Die Doppelmoral in der Schönheitsindustrie

Geht es um den Stellenwert der Schönheit, würden in der Gesellschaft zweierlei Massstäbe angesetzt. Einerseits wird die Natürlichkeit hochgehalten und das Credo, sich so zu akzeptieren, wie man ist, propagiert. Man übt sich in Bescheidenheit, wahre Schönheit kommt von innen. «Andererseits», hält Zuber dagegen, «werden, um einem gesellschaftlich geprägten Schönheitsideal zu entsprechen, Zähne gebleicht, Make-up aufgetragen, teure Anti-Falten-Cremes benutzt, Augenbrauen gezupft, Beine und Achselhöhlen rasiert, versilberte Haare überfärbt.» In der Öffentlichkeit wird permanent das Bild von perfekter Schönheit kolportiert, «viele streben nach diesem Ideal, wollen jung und dynamisch wirken. Aber nur wenige geben es offen zu».

Leiden am Makel

Gleichzeitig stellt Zuber klar, dass ästhetisch-plastische Chirurgen viel mehr als nur sogenannte «Beauty-Docs» sind, überschnell zum Skalpell oder zur Injektionsnadel greifen: ­«Natürlich korrigiere ich unförmige Hakennasen, hängende Augenlider, ausgeprägte Tränensäcke, abstehende Ohren oder zu grosse Brüste – Eingriffe, die nicht lebenswichtig sind. Bei den meisten Betroffenen, die ich behandle, ist jedoch ein nicht zu unterschätzender Leidensdruck vorhanden. Der äussere Makel macht den ­Patienten zu schaffen, Tag für Tag.» Davon wollen sie sich befreien. Der Entschluss für eine Korrektur des Körpers wird gemäss Zuber meist gut durchdacht und nicht aufgrund einer oberflächlichen Lust auf eine Veränderung getroffen – zumindest im Wallis. «Warum also sollen diese Menschen mittels eines verhältnismässig sanften, nicht selten ambulanten Eingriffs, der oft nur unter lokaler Betäubung durchgeführt werden kann, nicht unterstützt werden?»

Und ein nicht unwesentlicher Teil seiner Arbeit, erklärt Zuber weiter, der sich nach seinem Facharzttitel in plastischer, rekonstruktiver und ästhetischer Chirurgie auf das Nebengebiet der Handchirurgie spezialisierte, beinhalte auch die funktionelle Wiederherstellung des Körpers mithilfe mikrochirurgischer Verfahren. «Etwa bei ­Deformationen der Finger durch rheumatoide Arthritis.» Ein weiteres Beispiel seien körperformende Massnahmen etwa an Bauch, Oberschenkeln oder Oberarmen, die etwa bei Patienten nach massiver Gewichtsabnahme zu einem neuen Körpergefühl führen könnten.

Unaufdringliche Ergebnisse

Nachdem Christian Zuber während acht Jahren als Chefarzt für Plastische Chirurgie im Spital Sitten tätig war, gründete er im Jahr 2006 seine Privatpraxis «Swiss Alps Clinic» in Sitten, wo er derzeit einem acht­köpfigen Mitarbeiter-Team vorsteht. Vorab wird Zuber von Personen aus dem Ober- und dem Unterwallis, von mehr Frauen als Männern, konsultiert. Bei den Männern sei die Nachfrage nach ärztlicher Hilfe in Sachen Aussehen in den vergangenen Jahren – wie weltweit – angestiegen, so ­Zuber. Überpralle Brüste und aufgespritzte Lippen sind Christian Zubers Sache nicht. «Einige Operationen sind einfach nur unglaublich dumm und gefährlich», sagt er zu den in den Medien verbreiteten Extrembeispielen, die unter anderem auch dafür verantwortlich sind, dass die Schönheitschirurgie einen zweifelhaften Ruf geniesst. Vielmehr hilft Zuber der Schönheit der Walliserinnen und Walliser dezent auf die Sprünge, praktiziert eine sanfte Schönheits­chirurgie. Das Resultat soll nicht operiert aussehen, nicht offensichtlich sein. In seiner Praxis würden Augenlidplastiken, Fettabsaugungen und Brustoperationen am häufigsten gefragt.

«Für den Gang zum Schönheitschirurgen gibt es kein typisches Alter», meint Zuber. An seine Tür klopfen Personen aus allen Altersklassen. Er hat jedoch festgestellt, dass ein perfekter Körper vor allem bei jungen Menschen in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Die Jugend sei körperfixierter geworden. Die ältere Generation würde die kosmetisch-chirurgischen Behandlungen freilich öfter nutzen, um den Zeichen der Zeit entgegenzuwirken. «Für einige stimmt ab einem gewissen Alter die Selbstwahrnehmung nicht mehr mit ­ihrem Spiegelbild überein.» Das Gesicht, die Visitenkarte des Menschen, wirkt müde und abgekämpft, die Gesichtszüge erschlaffen. Die eigene Empfindung sei jedoch eine ganz andere. «Diese Disharmonien lassen sich mithilfe eines Gesichtsliftings oder mit anderen nicht-invasiven Methoden, etwa mit Hyaluronsäure- oder Botoxinjektionen korrigieren.» Dabei, so der 55-Jährige, sollen Ausstrahlung und individuelle Merkmale keineswegs einer glatten und ausdruckslosen Maske zum Opfer fallen.

Auch Absagen an Patientinnen

«Die innere und die äussere Schönheit werden in Einklang gebracht. Ältere Patienten haben nicht den Wunsch, die verlorene Jugend zurückzuholen. Es geht ihnen darum, Bestehendes zu erhalten und zu verbessern, frisch und un­verbraucht auszusehen.» Es gibt laut Christian Zuber also triftige Gründe, der Schönheit «künstlich» nachzuhelfen. Nichtsdestotrotz hat der Walliser Spezialist für plastische Chirurgie auch mit Patienten zu tun, die ihn mit teils unrealistischen Erwartungen aufsuchen. «Einige Personen gelangen mit einer bestimmten Vorstellung an mich, die ich nicht erfüllen kann, bei denen mit medizinischen oder chirurgischen Mitteln keine Verbesserung erreichbar ist. Der ­Körper setzt automatisch Grenzen.»

Im Vordergrund für einen seriösen ästhetischen Chirurgen stehe immer ein harmonisches Äusseres. In etwa fünf Prozent der Fälle, die Zuber in seiner Klinik abklärt, sei kein Eingriff angezeigt. «Ich erinnere mich an eine Patientin, die sich an ihrer Nase störte. Nach den Kriterien der plastischen Chirurgie war die Nase der Frau jedoch perfekt und passte zu ihrem Gesicht.» Zuber operierte nicht. Denn: «Besser als perfekt geht nicht.»

Perrine Andereggen
21. Februar 2018, 15:34
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