Theater | Erfolgreiche Premiere der Bühne Mörel mit «Väter und Söhne»

Suche nach der richtigen Lebensform

Benjamin Zeiter begeistert in der Rolle des Jewgenii Wasiljew.
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Benjamin Zeiter begeistert in der Rolle des Jewgenii Wasiljew.
Foto: Walliser Bote

Quelle: WB 10.11.19 0
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MÖREL | Eine eindrückliche Premiere feierte die Bühne Mörel am Freitagabend mit dem Stück «Väter und Söhne». Festhalten an alten Idealen und Werten oder weg damit? Das Theater stellt die Suche nach gültigen Lebensregeln in den Vordergrund. Ein subtile Inszenierung, die überzeugt.

Als Zuschauer ist man mittendrin, im Geschehen der Theateraufführung von «Väter und Söhne» der Bühne Mörel. Zusammen mit Schauspielern, die auf ihren Auftritt warten, sitzt das Publikum rund um die Spielfläche. Man wähnt sich als Besucher auf der Gartenterrasse des Gutsherrn Nikolaj Petrowitsch, gespielt von Claudio Albrecht.

Sein Sohn Arkadij kommt nach bestandenem Universitätsexamen heim und bringt seinen Studienfreund Jewgenij mit. Die beiden bringen frischen Wind in die träge Idylle des Landguts, aber sorgen auch bald schon für handfeste Konflikte. Die zwei Jungspunde bezeichnen sich als Nihilisten und stellen Werte und Ideale der Vätergeneration infrage. Janusch Ittig als Arkadij und Benjamin Zeiter als Jewgenij reden, streiten und politisieren und ziehen die Zuschauer vollständig in die Geschichte hinein. Gefühle lehnen sie ab. Nichts als die Naturwissenschaft und alles, was nützt,lassen sie gelten. Die jungen Männer stellen diese Rollen mit einer Heftigkeit und Radikalität dar, die fast vergessen lässt, dass man hier einer Theatervorstellung beiwohnt und nicht eine Episode echtes Leben im Russland Mitte des 19. Jahrhunderts mitverfolgt.

Subtile Inszenierung

Die subtile Inszenierung vermag die Stimmungen aus
Turgenjews Roman einzufangen und wiederzugeben. Die scheinbare Idylle und Gemütlichkeit und die offenen und unterschwelligen Konflikte werden ohne Effekthaschereien dargestellt. Mit Ernsthaftigkeit und spielerischer Leichtigkeit zeigt das spürbar zusammengewachsene Ensemble grosses Theater. Trotz der ernsten Themen gibt es immer wieder Grund zum Lachen. So gibt der Gutsbesitzer, der weder von seinen Verwandten noch von den Bediensteten als Oberhaupt und Befehlsgeber akzeptiert wird, mit seinen unbedarften Aussagen immer wieder Grund zur Heiterkeit.

Zusammengewachsenes Ensemble

Die 13 Schauspielerinnen und Schauspieler hätten es verdient, ausgiebig gewürdigt zu werden. Hier nur so viel: Sandro Giglio als Onkel Pawel, Elmar Heinen als Vater von Jewgenij und Sebastian Kuonen in einer Doppelrolle als Kammerdiener bei den Kirsanows und Aushilfsdiener bei den Bazarows überzeugen ebenfalls. Jeder findet auf seine ihm eigene Art und Weise einen Zugang zu seiner Rolle. Spürbar, dass die Emotionen und Haltungen der gespielten Personen ihren Ursprung ganz im Innersten der Darsteller haben.

Mit jugendlicher Leichtigkeit und Unbekümmertheit betören Anouk Ittig, Justine Jost und Danja Zehnder. Ihnen gelingt es, die jungen Frauen mit ihren Charakterzügen in feinen Nuancen und mit Subtilität auf die Bühne zu bringen. Dunja Bumann in der Rolle der Anna Sergejewana bietet mit ihrer kühlen Art Jewgenij in einem komplexen Annäherungsspiel die Stirn und zeigt ihm die Meisterin. Samira Locher in der Rolle der Geliebten des Gutsherrn spielt ihre Rolle differenziert und sinnlich. Petra Schöpfer als Jewgenijs Mutter überzeugt mit Herzlichkeit und verkörpert am Schluss des Stücks eine trauernde Mutter mit beeindruckendem Können. Marianne Heinen als Fürstin Olga brilliert in der kurzen Rolle der etwas schrägen Adligen.

Kostümbildnerin Isabel Schumacher schlägt mit den Kostümen einen Bogen von vergangenen Zeiten zur Neuzeit. Das Bühnenbild von Sarah Taroni kommt schlicht daher. Mit wenigen Objekten gelingt es ihr, die Zuschauer auf die Gartenterrasse eines russischen Herrensitzes zu versetzen.

Grossartiges Theater

Die Bühne Mörel zeigt mit dem Stück um Beziehungsspiele und dem Ringen nach Lebensformen grossartiges Theater. Die Figuren mit all ihren Widersprüchen sind keine Karikaturen, sondern werden lebendig dargestellt. «Väter und Söhne» ist ein von Bernadette Wintsch-Heinen und Mani Wintsch klug inszeniertes Theater. Eine packende Geschichte, erzählerische Ausgewogenheit, unangestrengte Darsteller und amüsante Szenen liessen den Theaterabend zu einem eindrücklichen Erlebnis werden, das nachwirkt.

Nathalie Benelli
10. November 2019, 16:36
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