Gesellschaft | 90 Jahre Cäsar-Ritz-Stiftung. Eine Erfolgsgeschichte für die Gommer Jugend
Stiftungszweck wird breiter gefasst

Cornelia Ritz Bossicard, neue Präsidentin der Cäsar-Ritz-Stiftung.
Foto: zvg
Zum 90-jährigen Bestehen weitet die Cäsar-Ritz-Stiftung in Niederwald ihren Stiftungszweck aus. Sie unterstützt künftig auch alle Jugendlichen, die im Goms eine Ausbildung in der Produktion von regionalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen absolvieren.
Die Unterstützung erfolgt im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Stiftung. Sie ist laut Statuten reserviert für Jugendliche aus dem Bezirk Goms. Damit wird der Kuratoriumsgedanke der regionalen Hilfestellung gefördert… und ausgebaut. Ausgebaut auch in dem Sinne, dass neben der Förderung von Lernenden in den Berufssektoren Gastronomie (bisher) und Landwirtschaft (neu) zusätzlich einmalige Unterstützungsbeiträge von bis zu 10000 Franken gesprochen werden können für kulturelle Zwecke im Bezirk Goms, insbesondere in Verbindung zur Jugendausbildung und/oder zu Cäsar Ritz.
Stipendien seit 1961
Für Gommer Jugendliche, die einen Beruf in der Gastronomie erlernen, werden bereits seit 2005 Stipendien geleistet. Dies ganz im Geist und in der Tradition von Cäsar Ritz (1850–1918), der es von seinem Geburts- und Heimatort Niederwald aus bekanntlich zum «König der Hoteliers und Hotelier der Könige» brachte.
Begonnen hat die berufliche Nachwuchsförderung aus Stiftungsgeldern 1961 vorerst mit der Unterstützung von
Jugendlichen aus Niederwald. Wer aus dem Dorf stammte und eine Berufslehre oder ein Studium absolvierte, wurde unterstützt. Laut dem langjährigen Stiftungsratspräsidenten Beat Mutter konnten seitens der Stiftung bisher insgesamt «über 200 Stipendien ausgerichtet werden. Üblicherweise belaufen sich die Unterstützungsbeiträge auf 2500 Franken pro Lehrjahr und werden explizit den Lernenden ausgehändigt. So kamen im Verlaufe der letzten 60 Jahre immerhin 1,1 Millionen Franken in die Verteilung.»
Die bezugsberechtigten Jugendlichen kommen ohne grossen persönlichen Aufwand in den Genuss der Unterstützung. Sie können sich via Website www.caesarritz-Stiftung.ch informieren. Um Bestand, Sinn und Zweck der Stiftung bekannt zu machen, wurden in den OS-Schulen des Bezirks gemeinsam mit den Lehrbetrieben auch schon Informationsveranstaltungen durchgeführt.
Cornelia Ritz Bossicard neue Präsidentin
In diesen Tagen erfährt die Stiftung neben der durch eine Statutenrevision ermöglichten Ausweitung ihres Zwecks auch eine personelle Veränderung in der Leitung. Neue Präsidentin wird auf den 1. November 2019 Cornelia Ritz Bossicard (Uster/Blitzingen). Die Unternehmerin und Beraterin war schon bisher Mitglied des dreiköpfigen Kuratoriums an der Seite von Beat Mutter und René Diezig. Mutter präsidierte die Stiftung in den letzten 17 Jahren, Diezig kennt deren Innenleben auswendig. Er verfasste aus den vorliegenden Unterlagen eine entsprechende Schrift zur Stiftung, die am 18. Oktober 1929 von Marie-Louise Ritz in Luzern gegründet worden war.
Die Familie verzichtete
Darin liest sich, dass die Gründerin nach dem ursprünglichen Gedanken einer Familienstiftung deren Zweck mit der Zeit änderte. Sie wie ihr Sohn Charles hatten zwar das lebenslange, uneingeschränkte Nutzungsrecht des Stiftungskapitals, verzichteten aber darauf. So wandelte sich der Zweck schliesslich im Sinne von Gatte Cäsar Ritz anlässlich seines letzten Heimatbesuchs, «den strebsamen Burschen des Ortes die Möglichkeit zu bieten, ein Handwerk zu erlernen und die weite Welt zu sehen», wie sich Marie-Louise Ritz erinnerte.
Aus dem Kinderheim wurde nichts
Cäsar Ritz dachte einst daran, im Goms ein Kinderheim einzurichten, in dem Kinder von Familien aus Niederwald wie von Angestellten des Hotels Ritz in Paris eine gesunde und frohe Unterkunft und eine gute Erziehung finden sollten. Dieses Ansinnen kam nie zustande. Das Stiftungskuratorium, dem bis zu ihrem Tode 2011 auch Cäsar Ritz’ Schwiegertochter Monique Ritz angehörte, ist der Überzeugung, dass die Nutzniessung des Vermögens mit dem angepassten Stiftungszweck optimal für die Förderung der Gommer Jugend eingesetzt wird.
Die Auszahlung von Stipendien begann ab 1961. Bis zu ihrem Tod im selben Jahr besass Stiftungsgründerin Marie-Louise Ritz die uneingeschränkte, lebenslängliche Nutzniessung des Vermögens. Sohn Charles hatte fünf Jahre zuvor darauf verzichtet. Bis dahin befanden sich die Einlagen des Stiftungskapitals in der Höhe von rund 256000 Franken in einer reinen Familienstiftung. Nach dem Nutzniessungsverzicht des Sohnes wurde die Stiftung gemeinnützig.
Für Mutter und Diezig nahmen am letzten Samstag Christine Gundi und Alain Diezig neu im Kuratorium Einsitz. Im Goms ist man stolz darauf, dass weiterhin Leute über das Vermögen der Cäsar-Ritz-Stiftung walten, die einen direkten Bezug zum Geburtsort von Cäsar Ritz besitzen.
Thomas Rieder
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