Freizeit | Reduzierter Saisonbetrieb auf dem Camping Rhone bereits in diesem Jahr
Das Aus nach 40 Jahren

Ende in Sicht. Die Tage des Campings Rhone sind gezählt. Ende August 2020 soll die Anlage endgültig geschlossen werden.
Foto: WB/Andrea Soltermann
Am 31. August 2020 gehen auf dem beliebten Campingplatz Rhone in der Talebene in Gampel endgültig die Lichter aus. An die 150 Dauergäste müssen bis dahin ihre festen Standplätze räumen.
Bereits in diesem Jahr müssen sich die Campinggäste mit einem reduzierten Saisonbetrieb begnügen. Das Restaurant, die Küche und der Kiosk bleiben geschlossen, wie aus einem Schreiben an die zahlreichen Stammgäste hervorgeht. Das Schwimmbad und die sanitären Anlagen bleiben jedoch in Betrieb.
Der Brief wurde von Vivian Brunner verfasst. Gemäss dem Sohn von Werner und Margrith Brunner-Neuweiler, welche die Anlage 1980 erworben und seither betrieben haben, hätten sich seine Eltern aus gesundheitlichen Gründen entschieden, den operativen Betrieb des Campings per Ende 2019 einzustellen. Zuvor seien viele Überlegungen hinsichtlich der Zukunft des Campingplatzes angestellt und verschiedene Optionen geprüft worden.
Das Schreiben datiert vom vergangenen 8. Februar. Sechs Tage später, am 14. Februar, ist Werner Brunner im Alter von 80 Jahren gestorben.
Standplätze bis 31. August 2020 zu räumen
Wie es in dem Schreiben weiter heisst, wird die gesamte Infrastruktur des Campings im Lauf des nächstes Jahres zurückgebaut. Die Dauermieter werden deshalb ersucht, ihre Standplätze bis spätestens 31. August 2020 zu räumen. Das Jahr 2020 könne bis August für den vollständigen Ab- und Rückbau ihrer Parzellen genutzt werden, teilte Vivian Brunner den Stammgästen weiter mit. Die Infrastruktur sowie Strom und Wasser stünden nächstes Jahr nur noch begrenzt zur Verfügung. Platzmieten würden für 2020 nicht mehr verrechnet. Für das laufende Jahr kündigte Vivian Brunner zusätzliche Informationen über die Räumung der Anlage an.
Brunner war am Dienstag telefonisch nicht erreichbar. Margrith Brunner-Neuweiler wollte sich auf Anfrage nicht zur bevorstehenden Betriebsschliessung äussern.
«Wie eine zweite Heimat»
Viele Dauercamper zeigten zwar Verständnis für die Beweggründe der Inhaberfamilie, bedauerten aber die bevorstehende Schliessung des Campings gleichwohl, sagte einer der Stammgäste auf Anfrage. Er selbst miete seit nunmehr 30 Jahren einen Stellplatz, der Campingplatz in Gampel sei so etwas «wie eine zweite Heimat» für ihn geworden. «Das geben wir nicht so gerne auf», sagte der Dauergast, der nicht namentlich genannt werden möchte.
Zusammen mit rund zwei Dutzend weiteren Betroffenen hat er inzwischen die Gemeinde Gampel-Bratsch angefragt, ob nicht sie den Campingbetrieb weiterführen könnte.
Gemeinde winkt ab
Der Handlungsspielraum der Gemeinde ist allerdings klein. «Auch der Gemeinderat musste mit grossem Bedauern und ein wenig überrascht von der Schliessung des Campings Rhone mittels Einschreiben erfahren», sagt Gemeindepräsident German Gruber. Die Gemeinde habe seit jeher versucht, dem Campingbetreiber die bestmöglichen Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, auch habe man die Bereitschaft gezeigt, die Nachfolgeregelung zu unterstützen. «Allerdings gilt auch hier, die Gemeinde darf sich nicht in Betriebsangelegenheiten einmischen», so Gruber.
«Die Ressourcen der Gemeinde Gampel-Bratsch sind beschränkt. Eine Betriebsführung durch die Gemeinde ist ausgeschlossen»
German Gruber, Gemeindepräsident Gampel-Bratsch
Er sei sich bewusst, dass der Camping für das lokale Gewerbe und die Geschäfte der Region ein wichtiger Faktor sei. Hinzu kommen jährlich rund 15 000 Franken an Kurtaxengeldern, die der Camping Rhone an Gampel-Bratsch Tourismus überweist. Trotzdem sei eine Betriebsführung durch die Gemeinde keine Option. «Die Ressourcen der Gemeinde Gampel-Bratsch sind beschränkt. Eine Betriebsführung durch die Gemeinde ist ausgeschlossen», so Gruber. Es stehe den Campern jedoch frei, sich in einer juristischen Form zusammenzuschliessen, die Anlagen von den jetzigen Eigentümern zu übernehmen und für den Betrieb allenfalls Personen anzustellen. «Die Gemeinde kann eine solche Lösung unterstützend begleiten, jedoch nicht in einer aktiven Rolle», erklärt Gruber weiter. Eine Variante, die wohl nur schwer realisierbar ist.
Open Air kaum betroffen
Kaum Auswirkungen dürfte die Schliessung des Campings Rhone auf das in unmittelbarer Nähe stattfindende Open Air haben. Der Wegfall des Campings sei «schon ein Verlust», doch in der bis zu 17 Hektaren grossen Camping- und Reservezone hätten die Besucher des Musikfestivals ausreichend Platz, ihre Zelte aufzuschlagen, sagte Mediensprecher Olivier Imboden auf Anfrage. Dort fänden sie zwar nicht den gleichen Luxus wie auf dem Camping Rhone vor, die Open-Air-Besucher seien aber auch «ein anderes Publikum». Mit den Campingplätzen in Visp und Raron stünden zudem Alternativen zur Verfügung.
Familiärer Charme
Margrith und Werner Brunner-Neuweiler waren stets bestrebt, ihren Betrieb weiterzuentwickeln und den Charme des Familiencampings gleichwohl zu bewahren. Über die Jahre ist aus dem Familienbetrieb ein respektabler Touristen- und Gästebetrieb geworden.
Einen grossen Schritt in eine neue Richtung machten die Inhaber mit dem Betrieb und dem steten Ausbau der festen Standplätze und der Mietobjekte. Diese beliebten Angebote prägen seit einigen Jahren das Erscheinungsbild des Campings Rhone.
Franz Mayr und Armin Bregy
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