Bildungswesen | FernUni und FFHS versprechen sich viel vom neuen Hochschulcampus
«Erreichen jetzt eine neue Dimension»

Arbeiten am Campus der Zukunft. David Bittel (Bauleiter), Anne Gramatzki (Markus Schietsch Architekten), Bruno Attinger (Baukommissionspräsident), Yvonne Ganz (Immobilienverantwortliche FFHS), Michael Zurwerra (Rektor FFHS) und Stéphane Pannatier (Verwaltungsdirektor FernUni), von links.
Foto: Pedro Rodrigues
Brig-Glis | Seit bald einem Jahr dominiert eine Grossbaustelle das hintere Briger Rhonesandquartier. FernUni Schweiz und Fernfachhochschule Schweiz bauen dort einen gemeinsamen Campus. Doch weshalb benötigen zwei Einrichtungen für die Fernbildung überhaupt einen eigenen, grossen Campus?
«Wir platzen aus allen Nähten», sagt Michael Zurwerra, Rektor der Fernfachhochschule Schweiz (FFHS). In nur fünf Jahren habe sich die Zahl der an der FFHS Eingeschriebenen um fast 1000 Studenten auf mittlerweile 2400 Studenten erhöht. Was wiederum dazu geführt habe, dass sich auch die parallel mit den Studentenzahlen wachsende Verwaltung an ihrem jetzigen Standort an der Briger Überlandstrasse immer mehr mit Notlösungen zufriedengeben musste.
Bestätigt wird das Platzproblem von Stéphane Pannatier. Der Unterwalliser amtet als Verwaltungsdirektor der FernUni, deren Verwaltung sich ebenfalls im selben Gebäude befindet. «Das Gebäude in der Überlandstrasse war super für unsere Pionierphase. Jetzt aber erreichen wir eine neue Dimension.» Pannatier gibt denn auch gleich ein Beispiel: Für die Inbetriebnahme der neuen Forschungslabors habe man sich letztes Jahr ins Natischer World Nature Forum einmieten müssen. Damit sind die Mitarbeitenden heute auf zwei Standorte verteilt, was nicht gerade ideal sei. Mit der Eröffnung des neuen Campus Mitte 2021 werde man dann auch die Labors ins Rhonesand zügeln können.
Kommt hinzu: Die Räumlichkeiten, welche sich FernUni und FFHS heute teilen, mieten sie vom Spital. Da das Spital die entsprechende Immobilie in Zukunft aber wohl selbst wieder in Beschlag nimmt, hätte man wahrschein-
lich sowieso irgendwann zügeln müssen.
Arbeitsplätze für die Schulverwaltungen
Dennoch bleibt die Tatsache, dass die beiden Hochschulen zusammen mittlerweile zwar 4300 Studierende aufweisen – diese allerdings nur zu 20 Prozent (FFHS) bzw. gar nur zu 5 Prozent (FernUni) Präsenzunterricht haben. Zudem findet dieser namentlich bei der FFHS grossteils in Zürich statt, weshalb die Fernfachhochschule dort im nächsten Jahr ebenfalls in einen neuen Campus direkt am Hauptbahnhof ziehen wird. Lehrveranstaltungen in Brig dagegen sind und bleiben eher spärlich gesät. Wozu also im Oberwallis einen grossen, fünfstöckigen Campus hochziehen?
Die Antwort: Schon seit jeher dient das Saltinastädtchen als Hauptsitz der beiden Bildungsinstitutionen. Die Verwaltungen sind mehrheitlich im Wallis angesiedelt, weshalb der neue Campus in erster Linie den administrativen Mitarbeitern als neuer Arbeitsort dienen wird. Gleichwohl wird das Gebäude auch einige Unterrichtszimmer sowie eben die Forschungslabors beherbergen.
Lokale Wirtschaft ankurbeln
Dabei werde vom Campus dereinst die ganze Region profitieren, sind sich die Verantwortlichen sicher. Gerade von den Forschungslabors und den in Brig angesiedelten Lehrdepartementen, die nicht zuletzt wegen des neuen Hochschulcampus in Brig bleiben, könnten in Zukunft die Öffentlichkeit und insbesondere auch die KMUs im Oberwallis profitieren. Dies, indem gemeinsame Projekte realisiert werden könnten oder Wissenstransfer von der Hochschule zur Privatwirtschaft ermöglicht werde. Der neue Hochschulcampus ist deshalb nach Meinung des Rektors der FFHS, Michael Zurwerra, eine grosse Chance fürs Oberwallis.
Mehr noch: Analog der Entwicklung anderer moderner Hochschulstandorte in der Schweiz sei es durchaus denkbar, dass mit der Zeit eigene Start-ups aus dem Campus hervorgehen werden, hofft derweil Stéphane Pannatier. Ausserdem sei der Campus auch wichtig für das Image des Kantons und der Gemeinde. «Er verdeutlicht, dass das Wallis nicht nur aus Tourismus und Landwirtschaft besteht. Auch in der Bildungswelt übernehmen wir eine Pionierrolle.»
Hauptsitze in Brig-Glis
Grundlegende Idee eines Fernstudiums war es einst, dass damit auch der peripher lebenden Bevölkerung ausserhalb der grossen Zentren – etwa im Wallis, in Graubünden oder im Jura – ein Studium ermöglicht werden sollte. 1992 wurde deshalb in Brig-Glis die FernUni, sechs Jahre später die FFHS gegründet. Freilich kam es dann ganz anders als geplant: Die meisten der 4300 Studenten von FernUni und FFHS, typischer-
weise Berufstätige, Sportler oder Eltern, stammen heute aus dem Mittelland.
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