Zermatt Unplugged | Concierge Christian Wilke erfüllt die Wünsche der Musiker und gut situierter Gäste – Porträt
Jeder Wunsch ist ihm Befehl

«Machen das Unmögliche möglich.» Der 28-jährige Christian Wilke ist Chef-Concierge im Mont Cervin Palace.
Foto: WB / ANDREA SOLTERMANN
Er arbeitet dort, wo andere die beste Zeit ihres Lebens verbringen. Christian Wilke steht im Anzug und blauer Krawatte hinter einem Holztresen. Er blättert in einer dicken Agenda, nimmt Telefonate an, begrüsst die Gäste. An seinem Revers hängt ein Symbol – zwei gekreuzte, goldene Schlüssel. «Les Clefs d’Or» verraten, Christian Wilke ist ein Concierge.
Mit jungen 28 Jahren ist er gar der jüngste Chef-Concierge der ganzen Schweiz. Und das nicht in irgendeinem Hotel: Er arbeitet in einem der traditionsreichsten Zermatter Häuser – im Mont Cervin Palace. Gebaut wurde es zwei Jahre vor der Erstbesteigung des Matterhorns im Jahr 1862. Im Moment gebe es viele Dinge zu erledigen, die mit dem Zermatt Unplugged in Verbindung stehen. So gebe es Gäste, die sich spontan für ein Konzert entscheiden und noch ein Ticket brauchen. Auch wenn das Konzert längst ausverkauft ist, müssen Wilke und sein 17-köpfiges Team ein Konzertbillett organisieren. «Wir versuchen jeden Wunsch zu erfüllen, auch wenn er auf den ersten Blick unmöglich erscheint. Wir machen das Unmögliche möglich.»
Anträge mit Eisstatuen
Der Gast solle sich auf seinen Aufenthalt konzentrieren können. «Wir organisieren den Rest.» Doch immer wieder gebe es besondere Herausforderungen – so wie vor drei Jahren: Ein Mann wollte seiner Geliebten in einer Kapelle am Berg einen Heiratsantrag machen. Vor der Kapelle sollte eine Eisstatue stehen und zwar in Form des Logos der Firma des zukünftigen Ehepaars. Innerhalb von 48 Stunden musste ein Produzent gefunden, die Eisstatue geformt und vor die Kapelle transportiert werden. Als die Statue aus Basel in Zermatt ankam und vor dem Hotel stand, bog prompt das Liebespaar um die Ecke. «Wir mussten die Statue mit Schnee bedecken, dass die Frau keinen Verdacht schöpfte», sagt Wilke dazu.
Das sei anspruchsvoll gewesen, die Wunschliste der Gäste kenne jedoch keine Grenzen: «Jede Woche kommt etwas Neues hinzu, das bisher noch nie passiert ist. Diese Komplexität ist das Schwierige, aber auch das Spannende am Job des Concierge.» Noch wichtiger sei jedoch, die Wünsche zu erfüllen, die der Gast gar nicht erst ausspricht. Deshalb führen viele Concierges ein Buch namens «Cardex», in dem die Vorlieben der Gäste notiert werden. Christian Wilke habe sein Buch allerdings im Kopf. Und da ist so einiges gespeichert. «Jeder unserer 1500 Stammgäste hat spezielle Wünsche, die vor seiner Ankunft organisiert werden müssen», sagt Wilke.
Berühmte Gäste
Nicht nur während des Zermatt Unplugged habe das Mont Cervin viele Gäste, die oft im Rampenlicht stehen: «Das oberste Gebot ist deshalb Diskretion», sagt der Concierge Wilke. «Der Gast kauft sich mit dem Aufenthalt nicht ein Zimmer, sondern ein Erlebnis.» Wie viel das Erlebnis denn koste? Der Concierge rechnet vor: «Eine Junior Suite, Transportservice mit dem Auto, ein Skilehrer, gutes Essen – ein solcher Urlaub kostet im Mont Cervin für zwei Personen zwischen 16 000 und 20 000 Franken pro Woche.» Christian Wilke, ursprünglich aus Köln, drückt sich im Gespräch stets sehr vornehm aus. Er habe schon immer ein Faible für die noble Welt gehabt. Er kommt aus einer «guten Familie», wie er sagt. Da lerne man, wie man sich zu verhalten habe.
Während des Zermatt Unplugged gastieren gleich mehrere Bands im Fünfsternehotel. Ob sie denn mehr Extrawünsche hegen als die normalen Gäste? «Künstler sind halt Künstler», sagt Wilke und lacht. «Sie sind äusserst anspruchsvoll.» Doch es gebe sehr grosse Unterschiede. So seien etwa die «Ronnie Scott’s All Stars» total unkompliziert. Andere Künstler hingegen verlangen innerhalb von zwei Minuten eine Thaisuppe aufs Zimmer.
Im Mont Cervin Palace herrsche ein Standard, an den sich auch die Gäste halten müssen. Ein Standard, an den sich Wilke gar in seinem Privatleben hält. Als Concierge schlüpft er in keine Rolle, es ist sein Leben. Er sei privat, so wie er auf der Arbeit sei. In keinem Zermatter Restaurant erwische man ihn in einem T-Shirt.
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