Wirtschaft | In der Lonza rumort es – WKB-Skandal – abgewehrte und vollzogene Konkurse

Ein turbulentes Wirtschaftsjahr neigt sich dem Ende zu

Licht ins Dunkel. An der Jahreskonferenz im Januar dürfte Albert M. Baehny mitteilen, in welche Richtung er die Lonza führen möchte.
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Licht ins Dunkel. An der Jahreskonferenz im Januar dürfte Albert M. Baehny mitteilen, in welche Richtung er die Lonza führen möchte.
Foto: Walliser Bote

Quelle: WB /wek 29.12.19 0
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Wallis | Das Jahr 2019 hat aus wirtschaftlicher Sicht dem Wallis einige sehr besondere und höchst ungewöhnliche Begebenheiten beschert.

Allen voran bei der Lonza AG. Noch nie in der Geschichte des mit Abstand wichtigsten Arbeitgebers des Oberwallis haben im selben Jahr gleich zwei CEOs den Bettel hingeworfen. Richard Ridinger verkündete seinen Abgang höchst überraschend bereits im Januar, nachdem er in den letzten sieben Jahren das Ruder des im Sturmtiefs taumelnden Schiffs herumgerissen und es in ruhige, erfolgsverwöhnte Gewässer geführt hat.

Gleich zwei CEOs sind weg

Und im November hat sein Nachfolger Marc Funk seinen Rücktritt erklärt. Dass gleich zwei CEOs im selben Jahr ihren Spind räumen, ist doch höchst ungewöhnlich. Der Unterschied zwischen den beiden Rücktritten: während Ridinger seinen Sessel aus eigenem Antrieb räumte, ist Marc Funk wohl aus seinem Amt geschasst worden. Der Ursprung beider Fälle hat den gleichen Namen: Albert M. Baehny, seit Mai 2018 als neuer Verwaltungsratspräsident tätig und somit mächtigster Mann im Konzern. Im Fall von Richard Ridinger scheint es im zwischenmenschlichen Bereich zu atmosphärischen Störungen gekommen zu sein. An der Leistung Ridingers kann es nicht gelegen haben. Weshalb sollte ein erfolgreicher Manager, dem der Lohn erst wenige Monate zuvor auf satte 5,5 Millionen Franken erhöht worden war, von sich aus den Bettel hinwerfen? Im Fall von Marc Funk scheint Albert Baehny aufgrund von sehr unterschiedlichen strategischen Ansichten die Reissleine gezogen zu haben. Zwar wird dies von der Lonza-Spitze nicht bestätigt, doch scheint es sich um den geplanten Verkauf der Sparte Feinchemie LSI im Visper Lonza Werk zu drehen. Aus Konzernkreisen ist durchgesickert, dass Marc Funk die Sparte LSI rasch abstossen wollte, weil sie mit 19 Prozent eine deutlich geringere operative Marge als die gut 33 Prozent der weitaus lukrativeren Sparte Pharma/Biotech aufweist. Während Marc Funk aus dem Gemischt-Konzern Lonza möglichst schnell einen reinen Pharmazulieferer machen wollte, trat Albert Baehny auf die Bremse, um das traditionelle Chemiegeschäft als zweites Standbein zumindest zunächst noch als Absicherung zu halten, zumal die Marge dort auch leicht zulegt. Im Januar wird Lonza zur Bilanz-Medienkonferenz nach Basel laden. Dort wird Albert Baehny zum ersten Mal der Öffentlichkeit seine Ideen präsentieren, in welche Richtung er den sehr erfolgreich wirtschaftenden Lonza-Konzern führen will. Wir sind gespannt.

DSM investiert kräftig

Angesichts der Turbulenzen rund um das LSI-Geschäft der Lonza war eine weitere Meldung höchst interessant: während sich nämlich das Flaggschiff der Oberwalliser Wirtschaft mit seinem traditionellen Geschäft anscheinend schwer tut, setzt die Nachbarin jenseits der Rhone, die holländische DSM, exakt auf dieses Geschäftsmodell. Der globale Marktleader in der Vitaminproduktion investierte im letzten Jahr in seinem Laldner Werk 55 Millionen Franken in den Ausbau seiner Anlagen für die Vitaminproduktion. Gemäss Terminplan soll die auf diverse Gebäude aufgeteilte Anlage im vierten Quartal 2020 gebaut sein. Die Investition in Lalden ist für die DSM ein langfristiges Bekenntnis zum Standort im Wallis mit der Lonza als wichtigem Nachbar, Partner und Rohstofflieferant. Und widerspiegelt den Glauben der DSM an das Vitamingeschäft, das die Firma auch in Zukunft mitgestalten will. Während der Lonza eine EBITDA-Marge ihrer Feinchemie-Sparte von 19 oder 20 Prozent anscheinend zu wenig ist, gibt sich die DSM mit einer Marge von 18 Prozent offensichtlich zufrieden. Anders lässt sich die hohe Investition in das Laldner Werk jedenfalls nicht erklären.

WKB-Skandal wirft erst jetzt so richtige Wellen

Die grössten Wellen aus wirtschaftlicher Sicht schlugen im Jahr 2019 aber die Enthüllungen rund um die Walliser Kantonalbank. Zwar hat sich der eigentliche Fall bereits im Jahre 2009 ereignet, doch die richtig hohen Wellenbrecher schlugen erst in diesem November ans Ufer. Rückblick: die Walliser Kantonalbank hatte 2009 dem französischen Medizinal-Unternehmen Alkopharma einen Kredit in der Höhe von gut 90 Millionen Franken gewährt. Die Firma pfuschte mit verkauften Medikamenten, deren Ablaufdaten bereits abgelaufen waren. Weil dieser Skandal aufflog, ging Alkopharma später konkurs. Durch diese Pleite verlor die WKB satte 21,6 Millionen Franken. Erst dieses Jahr kam heraus: am Ursprung einer der höchsten Firmen-Abschreiber der WKB stand deren ehemaliger CEO und VR-Präsident Jean-Daniel Papilloud. Dieser soll zwei Schreiben verfasst haben, in denen er der Firma Alkopharma, die von seinem Busenfreund, dem Franzosen Alain Bouaziz geführt wurde, einen tadellosen Leumund attestierte. Papillouds eigenhändige Bonitätsprüfung sollte die Glaubwürdigkeit von Alkopharma gegenüber möglichen Geschäftspartnern erhöhen, allen voran der WKB. Im August 2009 schliesslich stellte Papilloud dem Verwaltungsrat der WKB einen Antrag für den Kredit über gut 90 Millionen Franken. Und es kommt noch dicker: Papilloud soll sich sogar als Mitarbeiter von Alkopharma ausgegeben haben. Davon zeugten Visitenkarten von Alkopharma, auf denen Papilloud als Generalverwalter des Unternehmens aufgeführt worden sei. Der Fall beschäftigt seither nicht nur die Gerichte, sondern wirft auch ein überaus fahles Licht auf das Geschäftsgebaren der Walliser Kantonalbank. Weil die damaligen und heutigen WKB-Verantwortlichen bis heute eisern schweigen. Die WKB will den Fall anscheinend totschweigen und still und leise einfach zur normalen Tagesordnung übergehen. Das dürfte ihr nicht leicht fallen. Denn es ist mit Sicherheit mit neuen Enthüllungen zu rechnen. Die Bank täte gut daran, in die Erklärungs-Offensive zu gehen. Nicht zuletzt, um das Vertrauen der Kunden zurück zu gewinnen.

Provins am Rand der Pleite

Ordentlich durchgeschüttelt hat es dieses Jahr auch die Genossenschaft Provins, den mit Abstand grössten Weinproduzenten der Schweiz. Provins steht bei verschiedenen Kreditgebern tief in der Kreide und hat aufgrund schleppenden Verkäufen ein massives Liquiditätsproblem. Der Kanton wurde gebeten, die Rückzahlung eines Kredites über 6,8 Millionen Franken teilweise aufzuschieben. Dieses Anliegen wird derzeit geprüft. Zudem hofft Provins bei seinen Gläubigern, einen Zahlungsaufschub für eine Anleihe in Höhe von 4,1 Millionen Franken zu erreichen. Die Gläubigerversammlung dafür ist für den 8. Januar angesetzt. Zudem stehen bis Ende 2020 noch weitere Rückzahlungen von Schulden in der Höhe von 8,5 Millionen Franken an. Provins steckt enorm tief in der Tinte. Um einen Weg aus der Misere zu finden, wollte Provins einen Paradigmenwechsel herbeiführen. Das Anliegen, nur noch Teile der Ernte und nicht die produzierte Gesamtmenge ihrer Genossenschafter abnehmen zu dürfen, ist von der GV hochkant abgeschmettert worden. Wie es mit Provins weiter geht, ist derzeit vollkommen in der Schwebe.

Kaviar-Produktion eingestellt

Endgültig die Segel streichen mussten zwei Firmen, die sehr hoffnungsvoll gestartet waren: die Rede ist von der Kasperskian AG und der Valais Prime Food AG. Verschiedene Investoren um den ehemaligen Nestlé-Chef Peter Brabeck-Letmathe hatten in den Jahren 2014/15 satte 30 Millionen Franken in die Kasperskian AG im Leukerfeld investiert. Die Idee hinter der Kaviar-Zucht war innovativ und stach hervor. Anstatt die Tiere zu töten, wurden sie lediglich «gemolken», die Kaviarentnahmen erfolgte also bei lebendigem Leibe. Dazu versprach man den Kunden, auf diese Weise den besten Kaviar der Welt herstellen zu können, hiess es damals. Die Rechnung ging nicht auf. Den das Konzept kam nie so richtig auf Touren. Weil der (zu) teure Kaviar im Laden blieb, steckte man alsbald bei verschiedenen Gläubigern mit mehreren Millionen Franken mächtig in der Kreide. Ende März 2019 zogen die Aktionäre die Reissleine und beschlossen die Firma zu liquidieren, im August wurde der Konkurs eröffnet.

Mit ebenso hohen Ambitionen war die Valais Prime Food AG gestartet. Rund 1,5 Millionen Franken sind im Jahre 2015 in die Betriebshallen in Niedergesteln investiert worden, weitere Investitionen folgten. Aufgrund mangelnder Liquidität beschloss man im Jahr 2018 einen Kapitalschnitt mit gleichzeitiger Kapitalerhöhung. Letztendlich sollte alles nichts helfen: im Dezember diesen Jahres musste beim Bezirksgericht LeukWestlich Raron die Bilanz hinterlegt werden.

Weniger Pech hatten die Bergbahnen Hohsaas. Diese standen bei mehreren Lieferanten und Geschäftspartnern mit rund 6,5 Millionen Franken in der Kreide. Der einzige Ausweg erschien in einem 90-prozentigen Forderungsverzicht bei gleichzeitigem Kapitalschnitt. Lange waren die Verantwortlichen der Hohsaas Bergbahnen im Ungewissen. Seit Dezember scheint klar: die Rettung der Hohsaas Bergbahnen kann wohl in letzter Sekunde abgewendet werden. Nach dem vollzogenen Kapitalschnitt könnte das Bergbahn-Unternehmen für potenzielle Investoren wieder interessant werden. Man schielt auf die Schröcksnadel-Gruppe, die sich bei den Saastal-Bergbahnen eingekauft hat. Ob der Deal gelingt, steht aber noch in den Sternen.

Werner Koder
29. Dezember 2019, 15:22
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