Archäologie | Beim Seniorenzentrum Naters gabs bereits 2005 wichtige Hinweise auf eine steinzeitliche Siedlung
Wichtige archäologische Funde

Funde. Dies sind einige der beim Aushub in Naters gefundenen «Werkzeuge» aus Silex und Bergkristall.
Foto: DHDA/ARIA SA

Aushub. Die Untersuchungen sind von grösster Bedeutung für das Wissen um das Neolithikum.
Foto: DHDA/ARIA SA
Naters | Beim Bau des Seniorenzentrums wurden bereits Überreste einer spätneolithischen Siedlung entdeckt. Wegen dieser Siedlungsspuren wurden rund um den aktuellen Ausbau des Hauses St. Michael erneut Sondierungen durchgeführt.
Wegen der Nähe zu einer 2004 entdeckten Fundstelle wurden in Naters erst kürzlich erneut Sondierungen im Erdreich durchgeführt (der WB berichtete). «Diese dienen zur Abklärung, ob und in welchem Umfang archäologische Zeugnisse bei Bauarbeiten gefährdet sind», erklärt Archäologin Corinne Juon von der Dienststelle für Hochbau, Denkmalpflege und Archäologie. Fördern die Sondierungen relevante Ergebnisse zutage, also archäologische Zeugnisse, werden die Bauarbeiten mit den Ausgrabungen koordiniert.
Das 2007 fertiggestellte Haus St. Michael wird teilaufgestockt und durch einen Südanbau erweitert. Der Spatenstich für dieses 8,8-Millionen-Franken-Projekt war Ende Oktober erfolgt. Der Mehrwert der Aufstockung und der Umbauarbeiten besteht im Wesentlichen darin, dass künftig ausschliesslich Einzelzimmer angeboten werden.
Wetterbedingter Grundwasseranstieg
Beim Aushub für das Altersheim Naters stellte man also 2004 bereits archäologische Spuren fest. Diese konnten jedoch lediglich während dreier Tage untersucht werden; die Arbeiten mussten wegen eines wetterbedingten Grundwasseranstiegs vorzeitig abgebrochen werden. Nichtsdestotrotz sind diese Untersuchungen von grösster Bedeutung für das Wissen um das Neolithikum im Oberwallis. Es handelt sich gemäss Juon um eine Periode, aus welcher im Vergleich zu den für Sitten verfügbaren Informationen im oberen Kantonsteil noch wenig bekannt ist.
Bedeutende Strukturen – reiches Fundmaterial
Damals wurde auf einer wenige Quadratmeter grossen Fläche eine neolithische Siedlung mit zahlreichen Strukturen und reichem Fundmaterial ausgehoben. 33 Gruben wurden gefunden, zwei Feuerstellen und 29 Pfostenlöcher entdeckt, dazu sehr gut erhaltene Keramikscherben, Steinmaterial und verbrannte Eicheln.
Die Keramik zeigte gemäss einem Bericht in «Archäologie im Oberwallis» (Curdy und Meyer 2015) Parallelen zu Petit-Chasseur in Sitten und Vallon-des-Vaux in der Westschweiz. Die darüberliegenden Schichten würden Scherben bis in die jüngere Eisen- und Römerzeit enthalten. Die C-14-Datierung stimme gut mit denjenigen aus Bitsch bei der Massaboden-Schulhauserweiterung überein und datierten ins Jung- und Endneolithikum. In einer späteren Untersuchung konnten gar noch mutmasslich ältere Schichten festgestellt werden.
Früheste Zeit der Neolithisierung
Von einem in der Nähe gelegenen Fundort ergaben sich gemäss Juon gar noch ältere Daten als beim Haus St. Michael. Damit befindet man sich in der frühesten Zeit der Neolithisierung im Wallis, ja gar der ganzen Schweiz. Als Neolithisierung wird die Verbreitung des Ackerbaus und der Viehhaltung zu Beginn des Neolithikums (Jungsteinzeit) bezeichnet.
Ergebnisse ausstehend
Was die jüngsten Sondierungen ergaben, wird bei der Dienststelle für Hochbau, Denkmalpflege und Archäologie noch ausgewertet. Mit ersten Ergebnissen ist im Januar 2020 zu rechnen.
Daniel Zumoberhaus
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar