Justiz | Feuer oberhalb von Niedergampel geriet ausser Kontrolle
Gesalzene Rechnung für Grillmeister

Ein Flächenbrand oberhalb von Niedergampel erforderte im Sommer 2019 einen grossen Einsatz der Air Zermatt und der Feuerwehr Gampel-Steg.
Foto: RENATE RUFFINER
Ein Mann löste im Sommer 2019 mit einem offenen Feuer vor seinem Ferienhaus oberhalb von Niedergampel um ein Haar einen Waldbrand aus. Nun muss er neben einer Geldstrafe und Busse auch für die Löschkosten aufkommen.
Der Brandfall ereignete sich am 29. Juni 2019. In unmittelbarer Nähe zur Strasse zwischen Getwing und Bratsch war an diesem Tag der Besitzer eines alten Holzhauses mit Aufräumarbeiten um seine Liegenschaft beschäftigt. Das Haus war erst ein Jahr zuvor in seinen Besitz übergegangen. Aufgrund der laufenden Renovationsarbeiten verfügte er über keinen Strom und somit keine Kochgelegenheit. Am Nachmittag entzündete er deshalb in einem Erdloch vor seinem Haus Äste, um Fleisch zu braten. Der improvisierte Grill war schon zuvor einige Male im Einsatz gewesen.
Rasches Handeln des Nachbarn
Als der Mann weiteres Holz für Grillfeuer rüstete, bemerkte er, dass sich das Grillfeuer rund ums Erdloch ausbreitete. Obwohl er versuchte, mit einer Schaufel Erdreich über das Feuer zu schütten, breitete sich das Feuer rasch grossflächig aus. Wohl auch deswegen, weil zu jener Zeit im Wallis grosse Trockenheit und Hitze herrschte. Die Flammen drohten aufs benachbarte Haus überzugreifen.
Nur dem raschen Handeln seines Nachbarn war es zu verdanken, dass sich das Grillfeuer nicht zu einem grossflächigen Waldbrand ausweitete. Er intervenierte in Windeseile mit einem Gartenschlauch und versuchte die Flammen in Schach zu halten. Gleichzeitig alarmierte er die Stützpunktfeuerwehr Gampel-Steg. Dieser gelang es innert kurzer Zeit, mit einem Grossaufgebot von Feuerwehrleuten den Brand unter Kontrolle zu bringen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Einsatzleiter einen Lösch-Heli der Air Zermatt anforderte, wie der «Walliser Bote» seinerzeit berichtete.
Wie in Brandfällen üblich, zog der Brand auch polizeiliche Ermittlungen nach sich. Mit dem Resultat, dass der Mann wegen fahrlässiger Verursachung einer Feuersbrunst verurteilt wurde. Dies geht aus einem Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Oberwallis vom November 2019 hervor. Diese bestrafte den Mann mit einer bedingten Geldstrafe von 3600 Franken. Dazu muss er eine Busse von 900 Franken sowie Verfahrenskosten von 500 Franken zahlen.
Viel tiefer ins Portemonnaie greifen musste der Mann allerdings für die Berappung der Kosten des Löscheinsatzes. Wie Recherchen des «Walliser Boten» zeigen, stellte die Air Zermatt der Gemeinde Gampel-Bratsch für den einstündigen Einsatz des Lösch-Helis runde 3800 Franken in Rechnung. Die Stützpunktfeuerwehr Gampel-Steg ihrerseits bezifferte ihren Aufwand mit 200 Mannstunden mitsamt Löschfahrzeugen. Insgesamt 8200 Franken Einsatzkosten läpperten sich für den Einsatz der Stützpunktfeuerwehr zusammen. Kosten, welche die Gemeinde Gampel-Bratsch aufgrund der klaren Sachlage dem Auslöser der Feuersbrunst in Rechnung stellte. Der Brandauslöser soll den Betrag in der Höhe von 12 000 Franken bereits anstandslos beglichen haben.
Bleibt anzumerken, dass das Vorgehen der Gemeinde Gampel-Bratsch natürlich aufgrund geltender Gesetzgebung dem Regelfall entspricht. Die Feuerwehren erstellen nach erfolgten Löscheinsätzen Einsatzprotokolle zuhanden ihrer Standortgemeinden. Ebenso stellen die Heli-Unternehmen für allfällige Löscheinsätze aus der Luft eine Rechnung an die Gemeinden. Ist der Verursacher des Brandes bekannt, hat dieser für die Rechnungen aufzukommen. Oder dann seine Haftpflichtversicherung.
Hilfefonds der Air Zermatt
Sind die Gemeinden bei grossen Kosten für Löscheinsätze aus der Luft überfordert, können sie einen Antrag auf finanzielle Unterstützung zuhanden eines Hilfefonds (HLO) stellen. Wie Gerold Biner, CEO Air Zermatt, erklärt, wurde der Fonds vom Zermatter Helikopterunternehmen nach den grossen Waldbränden im Oberwallis ins Leben gerufen. «Bis auf eine beteiligen sich alle Gemeinden des Oberwallis mit einem jährlichen Beitrag von 1000 Franken am Fonds. Seit der Gründung sind so über eine Million Franken an Gemeinden im Oberwallis ausgezahlt worden», sagt Biner. Die Air Zermatt beteiligt sich selber mit doppeltem Beitrag am Fonds. Anträge werden von einem externen Gremium behandelt.
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