Gondo | Eine Gemeinde ohne Schreiber
Spannungen im Grenzort

Gemeinde Gondo. Schreiber und Rat haben sich überworfen.
Foto: Keystone
Eine Personalie gibt in Gondo und darüber hinaus zu reden. Und sie lässt viele Fragen offen. Auch, ob eine Gemeinde aus dem Exil zu führen ist.
Keines der drei Gemeinderatsmitglieder von Gondo-Zwischbergen wohnt noch im Grenzort. Die Geschicke der Gemeinde werden von der anderen Seite des Simplons geleitet, von den Talzentren rund um Brig. Auch der bisherige Gemeindeschreiber wohnt in Brig. Aber als Quasi-Statthalter betreute er gut zehn Jahre lang die Geschäfte der Gemeinde. Jetzt ist er weg. Und auf beiden Seiten des Simplons stellt man sich Fragen.
Wollte man Schreiber loswerden?
Gemeindepräsident Roland Squaratti sagt auf Anfrage, der Schreiber sei seit Anfang Jahr krankgeschrieben. Gerüchte, wonach man dem Beamten gekündigt habe, dementiert er. Squaratti räumt aber ein, dass es Spannungen gegeben habe zwischen dem Schreiber und den anderen beiden Ratsmitgliedern. Er selbst habe mit ihm aber nie Probleme gehabt, sagt der Präsident. Der Schreiber selbst reagierte nicht auf Anfragen dieser Zeitung.
Von hier weg gehen die Versionen auseinander, die nun rund um diese Personalie kursieren. Die einen sagen, der Schreiber habe bisweilen die Grenzen seines Amtes überschritten. Die anderen sagen, dass er ja gar keine andere Wahl hatte, so allein in Gondo und ohne Gemeinderat vor Ort.
Squaratti sagt, dass man von der Dispens des Schreibers überrumpelt worden sei und dass man die momentane Nachfolgerin «in einer Feuerwehrübung» habe installieren müssen im Gemeindebüro. WB-Informationen zufolge wurde die Frau aber ordentlich rekrutiert, also mit einem gängigen Bewerbungsverfahren. Und die Kündigungsfrist bei ihrem früheren Arbeitgeber wurde ebenfalls eingehalten.
Hatte der Gemeinderat also von langer Hand geplant, den Schreiber loszuwerden? Er habe mit ihm Anfang Jahr das Gespräch suchen wollen, wie es nun weitergehen solle, sagt dazu der Präsident.
Offen für Fusion
Fest steht heute: Mit dem vorläufigen Wegfall des Schreibers kommt die Gemeinde ins Schwimmen. Es fehlt in Gondo nun schlicht das Wissen, wie eine Gemeindeverwaltung im Alltag funktioniert. Selbst die Nachbargemeinde Simplon hilft mit ihrem Personal aus. Ernsthafte Vorzeichen für eine nötige Fusion auf der Simplonsüdseite?
Die beiden Gemeinden hätten jüngst eine Kommission ins Leben gerufen, die dieser Frage nachgehen soll, bestätigt Squaratti. In erster Linie gehe es aber darum, mögliche Synergien auf Verwaltungsbasis festzumachen. Macht es Sinn, manche Bereiche zusammenzulegen, etwa das Bauwesen oder die Einwohner- und Fremdenkontrolle?
Auch für eine Fusion im politischen Sinn zeigt sich Squaratti offen, plädiert aber für einen grösseren Wurf auf die andere Seite des Passes. Aus Sicht des Gemeinderats nachvollziehbar. Allein die Reisekosten würden sinken.
David Biner
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