Kantonalbank | Walliser Staatsrat fällte Entscheidung bezüglich künftiger Führung des Verwaltungsrats
Grichting wird neuer WKB-Präsident

Pierre-Alain Grichting. Will Verantwortung übernehmen.
Foto: Walliser Bote
Die Schlüsselposition an der strategischen Spitze der Walliser Kantonalbank geht an Pierre-Alain Grichting. Der Staatsrat entschied sich für den Unternehmer aus Naters/Siders als Nachfolger des zurücktretenden Jean-Daniel Papilloud.
Grichting wird an der ordentlichen Generalversammlung der WKB am kommenden 16. Mai in Martinach vom Staatsrat zur Wahl vorgeschlagen werden. Der Rest ist Formsache, besitzt der Kanton doch 70 Prozent des Aktienkapitals.
Das ideale Profil
Grichting (50), erst vor einem Jahr in den Verwaltungsrat gewählt, war neben Vizepräsident Stephan Imboden (62) bis vor zwei Wochen als aussichtsreichster Anwärter auf die Präsidentschaft gehandelt worden. Nun drehte sich der Wind in der Kantonsregierung zu seinen Gunsten. Der Staatsrat sah in Grichtings Profil die ideale Lösung. Der Unternehmer und Mitbesitzer der Zwissig AG in Siders verfügt über operative Führungserfahrung als mehrjähriger Leiter der UBS Wallis. Für ihn sprach auch das Alter sowie die Möglichkeit zur Kontinuität. Er ist zudem Vertreter des Mehrheitsaktionärs. Der Kanton bestellt sieben der neun VR-Mitglieder. Bei einer Wahl von Vizepräsident Imboden hätte schon in zwei Jahren wieder die nächste Nachfolge-Diskussion eingesetzt. Der Anwalt und Notar aus Sitten mit Visper Wurzeln hatte dagegen auch als Vertreter der Privataktionäre schlechtere Karten. Bisher waren die Präsidenten stets Vertreter des Mehrheitsaktionärs.
Für Imboden ist die Wahl von Grichting in Ordnung. Er könne damit sehr gut leben, sagt er glaubhaft. Seine Haltung sei stets gewesen, sich bei Bedarf zur Verfügung zu halten – ohne das Präsidialamt jedoch offensiv anzustreben.
Grichting will seine Tätigkeiten neu ordnen
Grichting wollte seine designierte Wahl gestern nicht näher kommentieren. Er warte für vertiefte Auskünfte gegenüber der Öffentlichkeit vorerst die Wahl vom 16. Mai ab. Aber natürlich freue er sich am Vertrauen, das ihm die Walliser Regierung durch die Nomination für dieses bedeutsame Amt entgegenbringe. Er sei bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Grichting führte gestern Vormittag mit dem Gesamtstaatsrat ein abschliessendes Gespräch, das er als gut und offen bezeichnete. Das habe er sehr geschätzt, genau wie die Tatsache, dass dabei seine politischen Ambitionen mit keinem Wort zum Thema geworden sei. Für ihn sei aber klar, dass sich das Präsidium der Kantonalbank mit keinem politischen Amt vereinbaren lasse. Die diesbezüglichen Pläne fährt der FDPO-Ständeratskandidat von 2015 deshalb zurück. In seinen sonstigen Tätigkeiten als Unternehmer und Verwaltungsrat werde er eine Neuordnung vornehmen. Wie viel Zeit das künftige Amt an der WKB-Spitze beanspruchen werde, sei im Voraus nicht abschätzbar. Die Konzentration auf die strategische Führungsrolle der WKB sei aber eine klare Priorität.
Eine zweite Frau
Wie der WB berichtete, hatten sich für den durch den Rücktritt von Präsident Jean-Daniel Papilloud frei gewordenen VR-Sitz eine ganze Serie von Bewerbern bemüht, darunter auch alt Staatsrat Maurice Tornay. Die heutige Regierung hielt davon wenig und wählte stattdessen Sandra Lathion in den Verwaltungsrat. Sie ist Juristin und hat als Mitarbeiterin bei der Eidg. Finanzmarktaufsicht FINMA ein erstklassiges bank- und finanzmarktspezifisches Profil vorzuweisen. Seit 2014 leitet sie die Abteilung Asset Management. Sandra Lathion wird die zweite Frau an der Seite von Chantal Balet, die in drei Jahren wegen der Amtszeitbeschränkung aus dem VR ausscheiden wird. Ihre Funktion bei der Finanzmarktaufsicht wird Lathion im Falle einer Wahl in den WKB-VR auf Ende August aufgeben.
Spekulationen
Die WKB ist in Walliser Wirtschaftskreisen seit jeher ein bevorzugtes Objekt für personalpolitische Spekulationen und Diskussionen. Die neueste geht so: Wirkt sich die Wahl des Oberwallisers Pierre-Alain Grichting an die Spitze des Verwaltungsrats nachteilig aus für Oliver Schnyder? Der 43-jährige Oberwalliser Jurist und vormaliges VR-Mitglied gehört der Generaldirektion an und wird als aussichtsreicher Kandidat gehandelt für das Präsidium der Generaldirektion am Tag, an dem der heutige CEO Pascal Perroud die Bank verlässt. Dieses Thema wird in einem Zeitrahmen von zwei bis fünf Jahren aktuell. Die Welschen dürften zu diesem Zeitpunkt zugunsten ihrer Protagonisten wohl gewisse Bedenken bezüglich des regionalpolitischen Oberwalliser Übergewichts ins Spiel bringen.
Thomas Rieder
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