Wirtschaft | Heizölpreis fällt auf unter 70 Franken
«Verrückt, wie oft das Telefon klingelt»

Bestellungen am Fliessband. Die Heizölpreise sind tief wie lange nicht mehr.
Foto: Symbolbild Keystone
Wallis | Seit Jahresbeginn ist der Heizölpreis in der Schweiz um über 20 Franken gefallen. Nach dem gestrigen Taucher läuteten die Telefone in den Büros der Oberwalliser Lieferanten praktisch pausenlos.
Keine unnötigen Risiken eingehen: Nach diesem Grundsatz bestellen die meisten Haushalte ihr Heizöl. Ist der Preis tief und daheim Platz im Tank, ziehen die Bestellungen an. So auch in den letzten Wochen, in denen der Preis pro 100 Liter Heizöl von deutlich über 90 Franken zu Jahresbeginn auf knapp unter 80 Franken sank. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus.
Kein Nachverhandeln
Als der Preis für grössere Liefermengen bei den günstigsten Anbietern gestern gar auf unter 70 Franken sank, liefen bei den Oberwalliser Heizöllieferanten die Telefonleitungen so richtig heiss. «Wir erleben derzeit natürlich eine Ausnahmesituation», sagt Vital Willa, Geschäftsführer Oberwalliser Kohlenkontor, mit Blick auf die gescheiterten Verhandlungen der Ölstaaten, sich auf eine Drosselung der Fördermenge zu einigen.
Als direkte Folge schossen gestern auch im Oberwallis die Bestellmengen durch die Decke. «Es ist verrückt, wie oft heute das Telefon klingelt», sagt etwa Angelika Heldner, In-Albon Brennstoff AG.
Bei einer derartigen Entwicklung gibt es immer auch Kunden, die kürzlich zum deutlich höheren Preis bestellt haben. Im Nachhinein also zu früh zugeschlagen haben, da sie von einem guten Geschäft ausgegangen sind. Das kann für Unmut sorgen. Und auch zur Nachfrage, ob denn beim Preis nicht noch etwas zu machen sei. Dies ist jedoch bei keinem Anbieter möglich. Die In-Albon Brennstoff AG gibt ihre Bestellungen beispielsweise direkt weiter. Das Heizöl wird zu Echtzeit-Preisen bestellt. Würde das Unternehmen den Preis in einer Bestellung aufgrund der Marktentwicklung zu einem späteren Zeitpunkt nach unten anpassen, würde es selbst auf der Differenz sitzen bleiben. «Wir können schliesslich auch nicht bei steigenden Preisen Geld nachverlangen», so Heldner. «Es zählt der vereinbarte Preis», sagt auch Willa.
Bei Bestellmengen jenseits der 10000 Liter konnten die 100 Liter bei der Migrol gestern gar für unter 67 Franken geordert werden.
Schwierige Prognosen
Wenn möglich, geben die Unternehmen den Kunden Empfehlungen ab, wann ein günstiger Bestellzeitpunkt sein könnte. Gegenwärtig bestünden jedoch derart viele Fragezeichen, dass eine Prognose unmöglich sei. «Wenn es schnell abwärtsgeht, kann es ebenso schnell wieder in die andere Richtung gehen», so Willa.
Lieferengpässe würden wegen der aussergewöhnlichen Situation hingegen keine entstehen. «Viele Kunden wünschen beispielsweise, dass ihr Heizöl Ende März oder im April ausgeliefert wird», sagt Willa. So kommt es nicht zu einer Konzentration, die nicht zu bewältigen wäre.
Martin Schmidt
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