Hotellerie | In Saas-Fee planen zwei Schweden ein dezentrales Projekt mit über 300 Betten
Ein starkes 65-Millionen-Ding

Bereit für die Realisierungsphase. Der schwedische Investor Peter Wittander (rechts) mit Architekt Reto Ricci.
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Interieur. So sollen die Appartements innen wirken.
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Einheitlich. Eines der drei neuen Hotels.
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SAAS-FEE | Per Abrahamsson und Peter Wittander, zwei Schweden, planen in Saas-Fee ein Hotelresort an sechs Standorten. Integriert sind darin die Hotels «Metropol», «Walser» und «Imseng». Beim «Imseng» werden drei identische neue Hotels gebaut.
Heute wird bei der Gemeinde das Baubewilligungsgesuch eingereicht. Nach dem Willen der Investoren geht es mit der Realisierung nun lieber heute denn morgen los.
Gestrenge Auflagen
Seit anderthalb Jahren wird am Projekt schon geplant und gearbeitet. Neben den üblichen Planungsarbeiten konnte für das Bauvorhaben bereits auch eine Bewilligung nach der «Lex Koller» eingeholt werden. Hier waren im Rahmen der Hotelkomplex-Richtlinien regulatorische Hürden zu überspringen, die noch strenger waren als die Auflagen in der Zweitwohnungsgesetzgebung für sogenannt touristisch bewirtschaftete Wohnungen durch Hotels. Dies auch aufgrund der ausländischen Investoren.
Das Konzept sieht über 300 Betten in 57 Wohneinheiten zwischen 70 und 200 Quadratmetern vor, ausgestattet mit vier bis zehn Betten.
An den beiden stillgelegten Hotels «Walser» und «Imseng» wird als Erstes Hand angelegt werden. Sie werden teilweise abgerissen und – mit den gleichen Aussenmassen – gemäss verändertem Raumkonzept neu erstellt. Das «Walser» ist bereits seit zwölf Jahren im Besitz von Peter Wittander, einem erklärten Liebhaber von Saas-Fee. Das ist denn auch weitgehend der Grund für das nun am Start stehende Projekt. «Saas-Fee ist, inmitten der eindrücklichen Viertausender und aufgrund seiner Schneesicherheit, ein Platz mit sehr viel Potenzial», sagt Wittander.
Einheitliches Bild
Das räumliche Zentrum des «Navigare Properties Hotel Resort» wird rund um das Hotel «Imseng» entstehen. Auf dessen Südseite wurde Boden gesichert, der beidseits der Strasse Platz für drei Appartementhäuser sowie das Informations-Center bietet. Die Häuser werden in Sachen Architektur bis hin zur Materialwahl bei der Innenausstattung identisch sein und so auch optisch eine Einheit bilden. Das Hotel «Imseng» wird ebenfalls grundlegend erneuert. Im Parterre, wo sich heute Tea-Room und Bäckerei befinden, wird das zentrale Resort-Restaurant zu stehen kommen. Von hier aus werden den Gästen sämtliche Mahlzeiten auf Wunsch bis ins Hotelzimmer geliefert. Neben der Verpflegung werden den Resort-Gästen weitere Dienstleistungen wie eine Skibar, Wellness und Yoga, ein Skiverleih, beheizte Skischuhregale 15 Meter neben dem Pistenende und eine Rezeption angeboten, wo beispielsweise auch direkt Skilehrer- und Bergführer-Reservationen möglich sind. Ähnliche Anlaufpunkte sind auch direkt im «Walser» und im «Metropol» vorgesehen.
«Unsere Gäste sollen zentral wohnen und kurze Wege haben zu den Bahnen und Pisten», sagt Wittander. Das gehöre zum Komfort. Nördlich des Parkplatzes gelegene Lokalitäten kamen deshalb gar nicht erst in Betracht. Bequem und gediegen soll auch die Ausstattung der Hotelzimmer sein. «Das ganze Resort strebt nach einem Level auf Fünf-Sterne-Standard», so Wittander. Für die dazugehörigen Dienste werden in der Wintersaison gut
25 Angestellte für Küche, Restaurant, Rezeption, Lieferung/Transport und Reinigung notwendig sein, im Sommer wird der Mitarbeiterstab kleiner sein. Der Wäscheservice wird ausgelagert.
Baldmöglicher Start
Wann die ersten Wohnungen in die Vermietung gehen können, hängt ab von der Baubewilligung durch die Gemeinde respektive der Behandlung allfälliger Einsprachen. Danach wird die Terminierung fixiert werden können. Gehofft wird, dass in drei bis vier Monaten mit den ersten Projekten losgelegt werden kann. Der zuständige Architekt Reto Ricci sagt, dass im Vorfeld der Eingabe das Gespräch mit der Gemeinde gesucht wurde. Der Austausch sei dienlich gewesen «und die Vormeinung war positiv», auch für die Entwicklung des Projekts. Parallel zum Warten auf die Baubewilligung wird die Ausführungsplanung jetzt mit Vollgas vorangetrieben.
Für die «Ricci Architekten» ist der Auftrag eine fordernde Aufgabe. «Ich könnte ab sofort zwei zusätzliche Angestellte beschäftigen», sagt Reto Ricci. Leider sei der Arbeitsmarkt bei den benötigten Fachkräften aber ausgetrocknet. Um näher an den verschiedenen Baustellen zu sein, wurde in Saas-Fee schon mal ein Büro eingerichtet.
Gemeinde und Tourismus äussern sich positiv
Das Resort verspricht der Baubranche interessante Auftragsvolumen. Hier wird die Investition ebenso gerne gesehen wie bei den touristischen Leistungsträgern der Station. «Wir erhoffen uns durch dieses Grossprojekt eine echte Belebung», sagte etwa Simon Bumann, CEO bei den Saastal-Bergbahnen, schon zu einem Zeitpunkt, als viele Informationen noch gerüchteweise im Umlauf waren. Dass es jetzt gut herauskommt, daran zweifelt er nicht. «Peter Wittander ist im Dorf schon länger bekannt, sucht offen den Kontakt. Die Angebotserweiterung im hochwertigen Preissegment wird uns guttun.» Positiv steht auch Gemeindepräsident Roger Kalbermatter zum Projekt. «Wir begrüssen das Vorhaben. Es bringt bewirtschaftete warme Betten und auch das Gewerbe wird davon profitieren können. Die gesetzlichen Hürden für ein solches Projekt sind hoch. Sofern es den kommunalen Reglementen entspricht, wird die Gemeinde gegen da Baugesuch nichts einzuwenden haben.»
Abrahamsson und Wittander wird die Rechnung aufgehen. Das kreierte Angebot fand bereits auf den Plänen hohen Zuspruch. «Den wichtigsten und härtesten Teil unserer Arbeit haben wir getan», verweist Wittander auf seine grauen Haare. «Für 52 der 57 Appartements liegen bei uns bereits schriftliche Kaufabsichten vor.» Bei Baubeginn werden diese verbindlich. Akquiriert wurde für die eigens hierfür gegründete «Navigare Properties» («Navigare Immobilien») bei den Kunden des Stammgeschäftes der beiden Schweden, der «Navigare Yachting». Vor 18 Jahren wurde hier mit der Vermittlung von Jachten im Hochpreissegment begonnen. Heute vermietet «Navigare Yachting« im Auftrag der Jachtbesitzer weltweit rund 300 Boote, weil es aus deren Sicht sinnlos ist, die Schiffe abgesehen vom zumeist kurzzeitigen Selbstgebrauch ungenutzt vor Anker liegen zu lassen. Damit wirft die Investition in ein Luxusgut auch eine bessere Rendite ab.
Bei den Appartements funktioniert das genau gleich. Wohlhabende Leute, zumeist aus Skandinavien oder dem weiteren nordeuropäischen Raum, sind offen für eine Investition in den Schweizer Bergen, zumal die Immobilien eine gewisse Rendite durch Weitervermietung versprechen. Der Anspruch der Alleinbenutzung eines Besitzes bestehe gerade bei der jüngeren Generation nicht mehr im Ausmass wie noch früher, sagt Wittander. Das sehe man typisch auch beim Carsharing.
Vom Meer in den Schnee
«Unsere Verträge beinhalten ein Vermietungsmanagement über 15 Jahre», so Wittander. Der Kundenstamm von 45000 Adressen aus dem Jachtgeschäft machte es offensichtlich möglich, für eine hochwertige Immobilie in den Walliser Alpen genügend Interessenten zu finden. «Die Preislage in Saas-Fee», so Wittander, «entspricht weitgehend unserer Klientel».
Die gesamten Investitionen für das Hotelresort betragen laut Peter Wittander rund 65 Millionen Franken. Die beiden Initianten werden einzig die Teile der zentralen Dienstleistungen für sich behalten.
Peter Wittander ist derweil bereits daran, dem Resort in den Alpen mit Sonne und Schnee ein ähnliches Angebot mit Sonne und Wasser folgen zu lassen. In Kroatien hat er bereits eine mögliche Destination am Meer ausfindig gemacht.
Thomas Rieder
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