FC Naters Oberwallis | Von hundert auf null, Spiel- und Trainingsbetrieb ab sofort eingestellt
Eine Pizza, und Tschüss

Marco Walker, derzeit ein Trainer ohne Team.
Foto: mengis media / Alain Amherd
Der Oberwalliser Fussball steht still, selbst die Trainings mussten eingestellt werden. Was für Auswirkungen hat das auf das Aushängeschild, den Erstligisten FC Naters Oberwallis?
Er staunte nicht schlecht. Als Marco Walker am letzten Freitagabend das Gelände des «Stapfens» betrat, kamen ihm Juniorenspieler entgegen. Irgendwie gut gelaunt und in lockerer Stimmung. Die hätten doch jetzt Training, oder? Hatten sie nicht mehr.
Kurz vorher war der Erlass des Bundesrats und des Schweizerischen Fussballverbands in Kraft getreten, dass ab sofort der Meisterschaftsbetrieb bis hinunter in die Regionalligen unterbrochen wird. Die Weisung ging so weit, dass keine Trainings mehr durchgeführt werden dürfen. Das U-Team auf dem Kunstrasen liess man die Lektion beenden, seither geht auf dem «Stapfen» nichts mehr. «Die Situation ist für alle nicht schön», so Walker.
Individuelles Programm
Die 1.-Liga-Spieler sassen in der Kabine, erfuhren vom Entscheid und liessen erst mal eine Pizza kommen. Dann entliess sie der Trainer in eine trainingsfreie Woche. Man solle sich erst einmal an die veränderte Situation gewöhnen und anpassen, so ein Trainer, dessen Spieler alle berufstätig oder im Studium engagiert sind.
Ende dieser Woche nimmt Walker mit allen Kontakt auf und erstellt ihnen ein individuelles Trainingsprogramm. Man könne nicht die gesamte physische Vorbereitung jetzt einfach ausklingen lassen. Das weiss einer wie er, der zwölf Saisons lang beim FC Basel für die Physis der Profis zuständig war, ganz genau. Mindestens bis Ende April, also sechs Wochen lang, findet kein Teamtraining mehr statt.
Nein, so einen Break von einem Tag auf den andern, das habe er in seiner Fussballer-Karriere noch nie erlebt, «und ich hoffe, es bleibt eine einmalige Sache». Ab sofort ist er ein Trainer ohne Team, und so kann er sich früher als erwartet auf sein zweites berufliches Standbein einstellen: die Tätigkeit als Immobilienmakler im Unternehmen des Präsidenten.
Der, Hans Ritz, muss sich frühzeitig auch Gedanken über die wirtschaftlichen Folgen des Unterbruchs machen, die bei einem Abbruch der Saison noch gravierender ausfallen dürften.
Ein Ausfall von 100000 Franken
Der Sponsorenlauf vom Ostersamstag fällt aus, zudem das Dorfturnier, «und damit fehlen uns schon Einnahmen von rund 100000 Franken». Der Ausfall der Heimspiele fällt finanziell nicht sonderlich ins Gewicht, mehr als 250 Zuschauer sind selten dabei. Das sind ohnehin mehrheitlich Klubmitglieder.
Hans Ritz bleibt ein Optimist, was diese Saison betrifft. «Wenn der Spielbetrieb Anfang Mai wieder aufgenommen werden kann, dann bringen wir die verbleibenden zwölf Spiele in zwei Monaten mit zusätzlichen Mittwochspielen durch.» Ob das so möglich wird, das weiss heute keiner.
Der Präsident arbeitet seit Jahren daran, sein Team in die Promotion League zu bringen. Jetzt bewegt man sich nahe an den Aufstiegsspielen wie selten zuvor – und dann dieser Break mit allen Ungewissheiten. «Das wäre für uns doppelt schmerzlich, eine solche Saison ohne Ertrag abbrechen zu müssen.»
Aufgehoben wäre vielleicht nur aufgeschoben, Trainer Marco Walker und Sportchef Jean-Paul Brigger sind auch in der nächsten Saison dabei. Für den Sportchef gibt es derzeit nicht viel zu tun, oder doch? «Die Kaderplanung für die nächste Saison ist ein laufender Prozess», so Brigger. Für ihn relativiert die neue Situation jedoch vieles. «Es geht jetzt erst einmal darum, dass wir dieses Virus überstehen, den Spezialisten glauben und uns dementsprechend verhalten, damit alles bald einmal wieder gut wird.» Damit auch der Ball wieder rollen kann.
Hans-Peter Berchtold
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