Gewerbe | Überraschender Rücktritt von Belinda Bammatter als Präsidentin beim Oberwalliser Metzgermeister Verbands
Metzger Stocker solls richten
Nochmals am selben Tisch. Belinda Bammatter gibt das Präsidium des Metzgerberbands ab, Willi Stocker übernimmt.
Foto: Walliser Bote
Oberems | Nach nur einem Jahr als Präsidentin tritt Belinda Bammatter zurück. Ihr Rücktritt an der GV kam unerwartet und war im Vorfeld nicht absehbar. Der bisherige Vizepräsident Willi Stocker übernimmt.
Die nun bereits wieder abgetretene Präsidentin war vor einem Jahr in Raron mit viel Tratra ins Amt gehievt worden. In einer von Männern dominierten Gilde wagte sie sich als erste Frau überhaupt daran, ihren Mann zu stehen.
Die frisch gebackene Präsidentin des Metzgermeisterverbands gab offenherzig kund, dass sie junge Leute für ihren Beruf begeistern möchte. Dass sie wegkommen will vom Bild des Metzgers als böser Schlachter. Sondern vielmehr die geschulten Fachmänner und Fach-
frauen in den Vordergrund stellen will. Und sich mit Top-
Produkten aus einheimischen Fleisch von der Grossverteilern abheben möchte.
Letzteres zumindest scheint gelungen. Wirft man einen Blick auf die gewonnenen Preise und Auszeichnungen. Für andere Belange wollte Bammatter den Kontakt mit der Berufsberatung Oberwallis suchen, um die vielseitigen Weiterbildungsmöglichkeiten zu unterstreichen.
Bammatter wollte viel verändern. Doch nun ihr selbst gewählter Abgang. «Aus persönlichen Gründen», wie sie am Rande der Generalversammlung im Restaurant Emshorn sagte (siehe Interview unten). Offenbar stand es aber um die Beziehung mit anderen Vorstandsmitgliedern nicht zum Besten. Das gaben hinter vorgehaltener Hand gleich mehrere Verbandsmitglieder preis.
Staldens Präsident Egon Furrer war an der GV als Verbandsmitglied dabei und sprach sich für den Verbleib von Bammatter als Präsidentin aus: «Ich fand es toll, dass unser Verband mit einer Frau an der Spitze wegweisend war.» Das habe den fortschrittlichen Charakter unterstrichen. «Schade, dass die Zusammenarbeit im Vorstand nicht geklappt hat.» Nun müssten neue Kräfte im Vorstand den Verband führen.
Bammatter liess sich nicht mehr umstimmen
Neu als Präsident ins Amt gewählt haben die mehr als 20 anwesenden Metzger am Sonntag den bisherigen Vizepräsidenten Willi Stocker. Dieser sagte: «Wir vom Vorstand waren selber überrascht, dass Belinda Bammatter zurücktritt.» Es habe weder Streit noch persönliche Anfeindungen gegeben, welche Präsidentin Bammatter zu ihrem unerwarteten Schritt veranlasst habe. «Wir waren mit ihrer Arbeit stets zufrieden und haben sogar
an der GV versucht, sie umzustimmen. Leider war das nicht möglich.»
Am vergangenen Montag habe man noch gemeinsam eine Vorstandssitzung des Verbands abgehalten. Zwei Tage später, also am Mittwoch habe Bammatter ihren Entscheid schriftlich mitgeteilt.
Fabian Molinari ist neu Verbands-Vizepräsident
Neu in den fünfköpfigen Vorstand gewählt wurde an der Generalversammlung in Oberems Fabian Molinari. Er sieht die Aufgabe als eine willkommene Herausforderung, den Verband und dessen Aufgaben mitzugestalten. Auf den Wechsel angesprochen, meinte er: «Stocker ist die gute und passende Wahl für diese Aufgabe mit seinem Wissen und Gewissen für Fleischwaren.»
Nach der überraschenden Rochade geblieben ist Heinz Arnold, der sein Amt abgeben wollte. Er hatte Ende des vergangenen Jahres bereits seine Metzgerei in Raron aufgegeben: «Der zeitliche Aufwand wurde mit zu gross.» Er kümmert sich beim Verband um die Betreuung der Lehrlinge. Dass Bammatter freiwillig aus dem Vorstand ausscheidet, findet er schade: «Es ist aber letztlich ihre Entscheidung, die wir akzeptieren müssen.» Es habe niemand gegen sie gearbeitet.
Nebst Arnolds Iischi Metzg in Raron schloss im vergangenen Jahr auch die Metzgerei Murmann in Naters. Und das Unternehmen Valais Prime Food AG, das auf die Herstellung und den Vertrieb von regionalen Fleischprodukten aus dem Wallis spezialisiert war, musste Rekurs anmelden.
«Fleisch ist ein Genussmittel»
Stocker gab weiter zu verstehen, dass am Image des Metzgerberufs und dem Produkt Fleisch gearbeitet werden müsse: «Fleisch ist ein Genussmittel.» Es gelte, den Trend nach immer mehr vegetarischen Menues auf den Speiseplänen an Schulen oder etwa beim Militär aufzuhalten: «Da müssen wir einen Riegel schieben.» Wegen Fleisch sei bis anhin noch niemand gestorben. Der Fleischverbrauch im Oberwallis sei zwar stabil: «Er darf aber keinesfalls zurückgehen», führte Stocker aus.
Gelder für die Förderung des Nachwuchs
Es mangelt weiter an jungem Personal. Es finden sich kaum Schulabgänger, die den Metzgerberuf erlernen. Ein Patentrezept hatte auch die nun abgetretene Verbandspräsidentin im vergangenen Jahr nicht. Ihr Ansatz lautete, dass die Motivation am besten über den Magen geht. Sicherlich wird künftig vermehrt in die Nachwuchsförderung investiert. Denn alle Metzger kämpfen mit den selben Vorurteilen.
Ob des überraschenden Abgangs von Bammatter waren die anderen Geschäfte fast in Vergessenheit geraten. Im Gegensatz zu Schlachtbetrieben im Unterwallis habe man im Oberwallis weder in Gamsen noch in Gampel Probleme gehabt, fügte Stocker noch an. Das Vereinsjahr sei als solches ein gutes Jahr gewesen.
Nach dem offiziellen Teil der GV und einem Rundgang durchs Dorf nahmen die Metzger ihr Mittagessen ein. Dabei durfte ein gutes Stück Fleisch natürlich nicht fehlen.
Daniel Zumoberhaus
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