Telekommunikation | Die Swisscom plant eine Mobilfunkantenne im Kirchturm von Termen – direkt neben dem Schulhaus
Geht die Termer Kirche auf Sendung?

Im Dorfkern. Die geplante Antenne im Kirchturm läge direkt neben dem Schulhaus (links vom Friedhof).
Foto: Mengis Media
Das aufliegende Baugesuch für eine Mobilfunkantenne im Kirchturm mitten im Dorfkern sorgt für rege Diskussionen. Der Gemeinderat bezieht noch keine Position. Das Thema ist hochemotional und kontrovers.
Ein Blick auf die Entwicklung der Bevölkerungszahlen am Brigerberg zeigt: Termen und Ried-Brig stehen als Wohngemeinden hoch im Kurs. Beim Mobilfunkempfang hört die Attraktivität der beiden Gemeinden aber schlagartig auf. Zahlreiche Quartiere wie jene zwischen der alten und der neuen Simplonstrasse sowie im oberen Dorf in Ried-Brig oder rund um die Leischa in Termen sind wahrhafte Funklöcher. Klingelt dort das Handy, eilen die Anrufempfänger ins «Telefonzimmer», jenen Raum in der Wohnung, in dem Telefonieren gerade noch so funktioniert. Mancherorts klappt es zuverlässig nur auf dem Balkon. In anderen Wohnungen ist es völlig aussichtslos, den Anruf überhaupt entgegenzunehmen, und die Betroffenen melden sich übers Festnetz zurück. Abhilfe schaffen kann, abgesehen von wenig praktikablen Kabellösungen, einzig der Bau von neuen Mobilfunkantennen.
Interessenabwägung
Für eine solche liegt seit wenigen Tagen auf der Gemeindekanzlei in Termen ein Baugesuch auf. Mit dem Kirchturm hat die Swisscom dabei einen Standort im Auge, von dessen erhöhten Lage aus sie den Empfang im Ort auf einen Schlag für viele Quartiere deutlich verbessern könnte. Die Kirche liegt jedoch mitten im dicht besiedelten Dorfkern – und erst recht noch in direkter Nachbarschaft zum Schulhaus. Das sorgt für Kritik. Hinter den Kulissen wird bereits mobilisiert.
Gemeindepräsident Achim Gsponer hält sich auf Nachfrage noch bedeckt: «Wir warten die Einsprachefrist ab und müssen das Gesuch noch im Gemeinderat besprechen. Erst dann kann die Gemeinde Stellung nehmen.» Er weiss um die emotionale «Aufgeladenheit» des Themas. Deshalb rechnet er auch mit einer grossen Zahl von Einsprachen. Der Gemeindepräsident begrüsst aber grundsätzlich die Bestrebungen der Swisscom, etwas an der schlechten Empfangssituation ändern zu wollen. Gegenüber den Einsprechern stünden auf der anderen Seite womöglich einige Hundert Befürworter, die sich über den schlechten Empfang ärgern, gibt er zu bedenken.
5G in absehbarer Zeit
Die Swisscom reicht ihre Baugesuche technologieneutral ein. Während die Antenne also anfänglich mit 4G in Betrieb genommen werden soll, würde das Telekommunikationsunternehmen den Standort zu einem späteren Zeitpunkt auf 5G ausbauen. Für das Baugesuch sei die verwendete Frequenz entscheidend und nicht die Mobilfunkgeneration, heisst es vonseiten der Swisscom. Und diese ist bei 5G dieselbe wie bei den Vorgängertechnologien.
Im Termer Kirchturm ist eine Antenne mit sechs Sendemasten vorgesehen, die mit Leistungen von 600 Watt, 250 Watt, 600 Watt, 1140 Watt, 850 Watt und 1200 Watt für eine optimale Abdeckung unterschiedlich ausgerichtet werden.
Bereits im Mai 2014 hatte die Swisscom in Termen ein Baugesuch für eine Mobilfunkantenne eingereicht. Nach Vorgesprächen mit dem Gemeinderat entschied man sich damals für einen Standort neben dem Fussballplatz «Unner der Fura» weit abseits des Dorfkerns. Daraufhin ging bei den Haushalten ein anonymes Schreiben ein, in welchem die Einwohner zur Einsprache gegen die rund 20 Meter hohe Antenne aufgefordert wurden. Es kamen 26 Einsprachen zusammen. Nach Gesprächen mit den Beschwerdeführern entschied der damalige Gemeinderat, bei der kantonalen Baukommission in Sitten eine negative Vormeinung zum Projekt abzugeben. Die Swisscom zog ihr Baugesuch zurück.
Da der Standort im aktuellen Gesuch in der Wohnzone liegt, ist diesmal die Gemeinde selbst die zuständige Bewilligungsbehörde.
In Ried-Brig ist eine Swisscom-Antenne auf dem Dach des Werkhofs geplant. Gegen das Projekt gingen 50 Einsprachen ein, die seit längerer Zeit beim Kanton zur Beurteilung liegen.
Solange die gesundheitlichen Bedenken infolge eines 5G-Standards nicht mit Langzeitstudien aus der Welt geschafft werden können, werden die Ängste bleiben. Vonseiten der Swisscom verweist man in dem Kontext auf die strengen Grenzwerte in der Schweiz. Dazu sei die Wattzahl irrelevant für die reale Exposition. Für diese sei die Distanz zur Quelle massgeblich. Die grösste Quelle für Mobilfunkstrahlung ist beim durchschnittlichen Schweizer mit rund 90 Prozent das eigene Smartphone. Und: Wer in einem Funkloch telefoniert, kriegt weit mehr Mobilfunkstrahlung ab.
Martin Schmidt
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar