Wirtschaft | Forstrevier «Inneres Nikolaital» hat sein Monopol beim Brennholzverkauf verloren
«Es ist ein dreckiges Geschäft»

Unter Druck. Früher war das Forstrevier «Inneres Nikolaital» fast der einzige Lieferant für Brennholz im Mattertal. Doch die Konkurrenz schläft nicht.
Foto: zvg
Mattertal | In den besten Zeiten hat das Forstrevier «Inneres Nikolaital» über 900 Kubikmeter Brennholz zubereitet und verkauft. Seit rund vier Jahren ist der Umsatz eingebrochen. Viele Kunden beziehen ihr Buchenholz jetzt bei anderen Anbietern. Ihr Brennholz stammt teilweise aus dem Ausland.
Was wäre eine Hotellobby ohne ein knisterndes Feuer im Cheminée? Vor allem an Winterabenden ein Muss. Bis vor gut vier Jahren war das Forstrevier «Inneres Nikolaital» fast der einzige Lieferant von Brennholz für die Hotels oder auch Restaurants in Zermatt und dem übrigen Mattertal. Doch dann sprangen gleich mehrere Kunden aus der Zermatter Hotellerie ab. «Sie bezogen ihr Buchenholz dann plötzlich von anderen Anbietern aus der Region. Diese beziehen aber das Holz zum Teil aus dem Ausland», so Revierförster Leo Jörger.
Unpraktisches Nadelholz
Bei den Hoteliers, aber vor allem auch bei den Restaurants, die beispielsweise einen Pizzaofen haben, ist Buchenholz gefragt. Es hat gegenüber dem Nadelholz einen höheren Brennwert, sprüht keine Funken und hinterlässt weniger Schmutz. Für viele Hoteliers ist das günstigere Nadelholz für ihren Betrieb deshalb unpraktisch.
Im Wallis gibt es nur sehr wenig Buchenwälder. Und in der Region Zermatt stehen praktisch ausschliesslich Nadelbäume. Immer mehr Brennholz wird heute aus dem Ausland importiert. «Auch wir müssen das Buchenholz einkaufen. Wir kaufen es aber in der Schweiz ein und nicht im Ausland, wo die Arbeiter zum Teil Hungerlöhne bekommen», sagt Jörger.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft – dies sieht auch der Revierförster so. Die Konkurrenten des Forstreviers könnten den Kunden zum Teil auch einen anderen Service anbieten. «Zum Teil können die anderen Anbieter den Kunden das Brennholz das ganze Jahr über mit ihren Elektrofahrzeugen direkt vor die Haustüre liefern. Wir können mit unseren Fahrzeugen den Kunden das Holz nur während der Bauzeit, also im Mai und Oktober, vor Ort liefern. Während der anderen Monate holen es unsere Kunden eigenständig am Zermatter Ortseingang ab», räumt Jörger ein.
Das Forstrevier muss jetzt also um seine Kunden buhlen – in einer freien Marktwirtschaft ganz normal. «Ich habe aber Mühe damit, wenn das Holz aus dem Ausland importiert wird und hier billig verkauft wird», betont Jörger. Aber schlussendlich sei es dem Hotelgast wohl egal, woher das Holz stamme. Das fehlende Bewusstsein für lokale Produkte macht dem Kreisförster zu schaffen – «aber das kann man wohl nicht ändern».
Woher das importierte Buchenholz stammt, mit dem andere Anbieter Hoteliers und Restaurants im Mattertal beliefern, wisse man nicht. Hört man sich in der Region etwas um, scheint es fast so, als wolle ein Konkurrent dem anderen das importierte Holz in den «Ster schieben».
Freie Marktwirtschaft
Mit der Brennholzlieferung habe man lediglich auf Kundenwünsche reagiert, sagte einer der lokalen Anbieter, der namentlich nicht erwähnt werden will. Auf die Frage hin, woher das Unternehmen sein Buchenholz beziehe, drohte es dieser Zeitung mit juristischen Schritten.
«Unser Buchenholz stammt ausschliesslich aus nachhaltiger Schweizer Waldwirtschaft», stellt Christian Kohler klar. Er beliefert mit seinem Betrieb in Täsch mehrere Kunden im Mattertal mit Buchenholz, darunter auch Hotels und Restaurants in Zermatt.
Schlechte Arbeitsbedingungen
Auch Christian Kohler sind die Importe aus dem Ausland ein Dorn im Auge: «Das importierte Buchenholz stammt aus dem Osten. Vornehmlich aus Polen, Rumänien oder auch aus der Ukraine. Beispielsweise in Polen verdienen die Arbeiter rund zwei Euro pro Stunde, das sind unzumutbare Bedingungen. Der Import wird dann meistens über deutsche Handelsfirmen abgewickelt. Am Schluss würde mich dieses Holz, fixfertig auf einem Palett aufgetischt, weniger kosten als ein Kubik Buchenholz, welches ich in der Deutschschweiz beziehe. Das ist die grosse Problematik. Es ist ein dreckiges Geschäft.»
Momentan seien seine Kunden noch bereit, für nachhaltiges Schweizer Holz zu bezahlen, wie lange das so bleibe, könne man aber nicht voraussagen.
Melanie Biaggi
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