Open Air Gampel | Festivals und ihre Gäste stehen wegen Abfallmengen in der Kritik

Deutlich kleinere ­Müllberge in Gampel

Wegwerfkultur. Dank eingesammelten Zelten und Pavillons muss in diesem Jahr weniger weggeworfen werden.
1/1

Wegwerfkultur. Dank eingesammelten Zelten und Pavillons muss in diesem Jahr weniger weggeworfen werden.
Foto: Walliser Bote

Quelle: WB 20.08.18 0
Artikel teilen

Neben Musik und ausgelassener Stimmung machten die grossen Open-Air-Festivals in diesem Jahr vor allem mit einem Thema von sich reden: den Abfallbergen. Sobald alle Lichter ausgehen, lassen die Besucher vielerorts das reine Chaos zurück. Nicht so nach dem diesjährigen Open Air Gampel.

Der Anblick soll nicht schöngeredet werden. Auch in diesem Jahr türmen sich auf dem Festivalgelände des Open Air Gampel Müllhaufen, wohin das Auge reicht. Wie wäre es auch anders zu erwarten: Schliesslich haben hier von Donnerstag bis Sonntag tagtäglich bis zu 30 000 Besucher gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Dennoch ist das Bild vor Ort keinesfalls mit jenem aus dem Vorjahr vergleichbar.

Massenhaft zurückgelassene Zelte

Denn als die Festivalbesucher 2017 abreisten, liessen sie Aberhunderte Zelte und Pavillons auf dem Gelände zurück. Zelte und Pavillons, die im Handel für Beträge ab 20 Franken erstanden werden können und die den Zeitaufwand nicht wert zu sein scheinen, wieder zusammengepackt und mitgenommen zu werden. Aufgrund der Bilder, die im Anschluss an die Grossveranstaltungen kursieren, geraten die betroffenen Festivals wie das Open Air Frauenfeld, das Open Air St. Gallen oder auch das Open Air Gampel (OAG) in Verruf. Mehr noch als der Ruf der Veranstaltungen leidet jedoch jener der Festivalgänger – die zum grossen Teil aus der Gruppe der 17- bis 25-Jährigen stammen. Dass es auch anders gehen würde, haben die Festivalbesucher und das OAG mit der diesjährigen Ausgabe angedeutet. Das Festival arbeitete mit dem «No tent waste»-Projekt zusammen. Von sechs Schweizer Hilfswerken lanciert, wollen die Projektverantwortlichen dabei helfen, dass noch intakte Zelte und Pavillons nicht einfach in der Kehrichtverbrennung landen.

Die Festivalbesucher konnten nicht mehr benötigte Gegenstände wie Schlafsäcke, Klappstühle und Zelte bereits während dem Festival an einem Stand beim Festivaleingang abgeben. Und nachdem am späten Sonntagnachmittag die letzten Festivalbesucher vom Gelände verschwanden, begann ein Dutzend freiwilliger Helfer von «No tent waste» mit der Unterstützung von 20 weiteren Personen des OAG-Teams, nach intaktem Campingmaterial zu ­suchen. Gemäss Onlinebericht von Radio «SRF 3» kamen auf diese Weise innerhalb von nur vier Stunden 400 Pavillons, 200 Zelte, 100 Liegematten und 50 Schlaf­säcke zusammen. Die zusammengetragenen Gegenstände sollen an Bedürftige und Obdachlose unter anderem in Paris weitergegeben werden.

Leute sind besser sensibilisiert

Das Abfallproblem dürfte mit solchen und ähnlichen Projekten kaum gelöst werden. Doch Olivier Imboden, Mediensprecher des OAG, ist überzeugt, dass die Besucher inzwischen besser für das Thema sensibilisiert sind: «Die Leute werfen mittlerweile weniger auf den Boden.» Das liege unter anderem auch am Getränkedepot. Aber auch am Abfalltrennsystem, so Imboden weiter. Durch die zunehmende Abfalltrennung steige auch der Abfallanteil, der anschliessend recycelt werden kann. Im vergangenen Jahr kamen rund 120 Tonnen Abfall ­zusammen. Davon wurden 30 Tonnen recycelt. Die nicht recycelten Abfälle sind trotz der in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsenen Besucherzahlen zurückgegangen.

Zeltdepot wird diskutiert

Das Open Air St. Gallen hat der gewachsenen Zahl der liegen gebliebenen Zelte vor Jahren mit einem Depot in Höhe von 20 Franken den Kampf angesagt. Seither würden die Besucher jährlich ­zwischen 85 und 90 Prozent der Zelte wieder mitnehmen, kommuniziert der Veranstalter.

«Ein Zeltdepot wird auch in Gampel Jahr für Jahr diskutiert», sagt Imboden. Bisher habe man sich jedoch dagegen entschieden. Dasselbe gilt auch für ein Mülldepot. «Stattdessen verteilen wir am Eingang Abfallsäcke, die die Besucher gratis benutzen können», so Imboden. Und der Gang über das Festivalgelände zeigt: Das Angebot wird genutzt. Auf dem gesamten Gelände liegen vollgestopfte Müllsäcke herum.

Wer ist schuld?

Im Kampf gegen die Abfallberge an den Festivals sieht Imboden drei Gruppen in der Verantwortung: den Handel, der viel zu billige Zelte herstellt. Die von einer Einweg- und Wegwerfkultur geprägten Besucher und nicht zuletzt auch das Festival. «Gampel macht viel für die Nachhaltigkeit. Wir haben bereits vor Jahren gemeinsam mit dem Kanton eine Nachhaltigkeitscharta ausgearbeitet und sind in dieser Hinsicht auch ein wenig Pioniere», betont er. Einerseits, wolle man damit einen Beitrag leisten, dass bei den Besuchern mit Hinblick auf die Abfallberge ein Umdenken stattfindet. Dann geht es den Veranstaltern aber natürlich auch um das eigene Portemonnaie: «Weniger Abfall bedeutet für das Festival weniger Kosten», so Imboden. Aktuell gebe das Open Air Gampel etwa 160 000 Franken für die Abfallentsorgung aus. In diesem Betrag enthalten ist die Arbeit der seit Jahren ­eingesetzten, sogenannten Trash Heroes.

Verantwortung übernehmen

Damit der Abfallberg zukünftig weiter sinkt, werden neben den Veranstaltern und den Besuchern auch der Handel und mit ihm die Produzenten Verantwortung übernehmen müssen. Jene produzierenden Unternehmen, die ihre Kunden seit Jahren an immer kürzere Produktzyklen und somit immer kurzlebigere Waren gewöhnt haben.

Martin Schmidt
20. August 2018, 17:21
Artikel teilen

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login
Corona Infoseite

Wallis: Abgesagt oder verschoben wegen Corona

Veranstaltungen

  • Hier ansehen.
  • Newsticker
  • Meistgelesen
  • 20:00 Ab morgen ein neues News-Portal für das Oberwallis
  • 19:45 Polizei löst Party auf
  • 17:00 Eine Region – ein News-Portal
  • 16:21 Update: Flächenbrand in Törbel verläuft glimpflich
  • 12:47 Staubtrockene erste Aprilhälfte
  • 09:58 Türkischer Präsident Erdogan lehnt Rücktritt seines Innenministers ab
  1. Zermatter Murmeltierplage: Fast 200 Tiere geschossen
  2. Giftige Schlangen im hinteren Binntal
  3. Ab morgen ein neues News-Portal für das Oberwallis
  4. «Ich wurde fünf Stunden lang brutal vergewaltigt»
  5. Staubtrockene erste Aprilhälfte
  6. Update: Flächenbrand in Törbel verläuft glimpflich
Aktuelle Verkehrsmeldungen

Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Offene Fragen zur Corona-Pandemie

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben bis auf weiteres im Walliser Bote.

RZ | Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und [...]

Oberwalliser Baby-Galerie

Mateo Ewald SteinerValea ImfeldTena Matijevic
zur Baby-Galerie
Anmeldung - WB Newsletter

Walliser Bote - Newsletter

    Täglich informiert mit dem WB-Newsletter!
  • Jetzt registrieren unter: www.1815.ch/newsletter

1815.märt - Jetzt inserieren

Hier können Sie Ihre Inserate direkt, günstig und flexibel im Walliser Bote und der Rhone Zeitung aufgeben.

Logo WalliserBote
  • Walliser Bote - Stellen
  • Walliser Bote - Immobilien
  • Walliser Bote - 5 Liber
  • Walliser Bote - Fahrzeuge
  • Walliser Bote - Diverses
  • Walliser Bote - Erotik
Logo Rhonezeitung
  • Rhone Zeitung - Inserate
  • Rhone Zeitung - 5 Liber
  • Rhone Zeitung - Baby Galerie - Kostenlos

Publikationen 2020

  • WB Publikationen 2020 [PDF]
  • RZ Publikationen 2020 [PDF]
Tweets von @1815_online
Rotten Verlag News

Kultur Wallis

    mehr

    Kursangebote

    Fehler beim laden der XML Datei

    mehr

    Das Walliser Erlebnismagazin

    Bergluft

    • Bergluft Nr. 30 [PDF]
    • Bergluft Nr. 29 [PDF]
    • Bergluft Nr. 28 [PDF]
    • Bergluft Nr. 27 [PDF]
    • Bergluft Nr. 26 [PDF]
    • Bergluft Nr. 25 [PDF]
    • Bergluft Nr. 24 [PDF]
    • Bergluft Nr. 23 [PDF]
    Deutlich kleinere ­Müllberge in Gampel | 1815.ch
    • Login
    • ePaper
    • Babies
    • Umfragen
    • Videos
    • Bilder
    • Wetter
    • Suchen
    • 1815 Märt
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Impressum
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    Mengis Gruppe: Pomona Media AG
    Rotten Verlags AG
    Alpmedia AG
    1815.ch
    Wetter-Cam
    : °/°
    • Login
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    • Babies
    • Umfragen
    • Bilder
    • Videos
    • Sie sind hier:
    • Home
    • News
    • Newsletter
    • wb
    • Deutlich kleinere ­Müllberge in Gampel

    Sitemap

    Impressum

    NEWS

    • Wallis
    • Schweiz
    • Ausland
    • Sport

    ABONNEMENTS

    • Aboservice
    • Alle Aboangebote
    • Probeabo
    • Ferienumleitung
    • Adresse ändern

    VERLAG & SERVICES

    • Regio Info
    • RSS
    • Werbung
    • Tarifdoku: WB, RZ, 1815

    MENGIS GRUPPE

    Pomonastrasse 12
    3930 Visp
    Tel. +41 (0)27 948 30 30
    Fax. +41 (0)27 948 30 31
    • Kontakt

     

    • Mengis Druck und Verlag AG
    • Rotten Verlags AG
    • Alpmedia AG

    © 2025 Mengis Druck und Verlag AG - Alle Rechte vorbehalten | Kontakt | Impressum | Datenschutzerklärung | AGB Abo | AGB Werbung | AGB 1815.club | AGB Rotten Verlags AG

    Website by update AG, Zürich