Nachfolge | 24 Jahre lang führte Franz Schwegler-Dossetto das Parkhotel Beau Site in Zermatt – Rückblick
«Früher hat jeder Betrieb nur für sich gekämpft»

Führungswechsel. Roman Codina (rechts) übernimmt die Hoteldirektion des Parkhotels Beau Site in Zermatt von Franz Schwegler-Dossetto, der in Pension geht.
Foto: zvg

Parkhotel Beau Site. Der traditionsreiche Hotelbetrieb in Zermatt verfügt über 85 Betten.
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Zermatt | Als Direktor des Parkhotels Beau Site prägte Franz Schwegler-Dossetto die Zermatter Hotelwelt beinahe ein Vierteljahrhundert lang mit. Nun geht er in den Ruhestand. Mit Roman Codina präsentieren die Eigentümer-Familien Aufdenblatten und Julen einen erfahrenen Nachfolger.
Das Parkhotel Beau Site ist einer der traditionsreichsten Hotelbetriebe in Zermatt. Der markante 4-Sterne-Betrieb an der östlichen Talflanke wurde im goldenen Zeitalter des Alpinismus und der Belle Époque im Jahr 1907 erbaut. In den letzten 24 Jahren hielt hier Franz Schwegler-Dossetto als Direktor alle Fäden fest in der Hand. Per Ende April wurde er pensioniert.
«Das war für mich der schönste Moment, als der neongrüne Schriftzug am Kran hing»
Franz Schwegler-Dossetto, scheidender Direktor Parkhotel Beau Site
Schwegler-Dossetto kann auf ein ereignisreiches Vierteljahrhundert zurückblicken. In der Destination hat sich in all den Jahren vieles verändert, insbesondere auch die Mentalität der Leute im Tourismus, weiss er zu erzählen: «Früher hat jeder nur für sich gekämpft.» Das grosse Umdenken begann nach der Fusion der Zermatter Bahnunternehmen im Jahr 2002. «Ab da hat man realisiert, dass man gemeinsam mit viel mehr Kraft auf dem Markt auftreten kann», so Schwegler-Dossetto.
Gewachsener Zusammenhalt
Ein Entwicklungsprozess, der andernorts noch etwas mehr Zeit benötigte. Als das fusionierte Bahnunternehmen eine neue Familienstrategie lancierte und Kinder bis neun Jahre gratis beförderte, zog das Parkhotel Beau Site nach. «Wir wollten auch jungen Familien Urlaub in Zermatt ermöglichen», erinnert sich Schwegler-Dossetto. Damals noch Vorstandsmitglied im Zermatter Hotelierverein, wollte er alle Hotelbetriebe davon überzeugen mitzuziehen. Wenn alle Hotels mitmachen, kann die Familienfreundlichkeit über die Destination vermarktet werden, so seine Idee. Für eine derart koordinierte Aktion war es jedoch noch zu früh.
Seither hat sich einiges getan. Inzwischen machen 80 Hotelbetriebe mit, freut sich der frisch pensionierte Hoteldirektor: «Das Zusammengehörigkeitsgefühl hat sich stark entwickelt.» Die Strategie trägt ihre Früchte: «Wir hatten noch in diesem Winter wieder Gäste da, die als Kinder von dieser Aktion profitiert haben», erzählt er.
Buchungsplattformen als Suchmaschinen
Schwegler-Dossetto erlebte auch den Aufschwung der grossen Online-Buchungsportale wie booking.com von Anfang an mit. Die hohen Kommissionsgebühren, die diese den Beherbergern abzwacken, sind den Hoteliers ein Dorn im Auge. In Zermatt wissen sich viele Hoteldirektoren zu helfen. «Unsere Buchungsanteile auf diesen Plattformen sind sehr tief. Für uns haben sie eher die Funktion einer Suchmaschine», führt er aus. Wem das Parkhotel Beau Site auf der Plattform gefällt, sucht für weitere Informationen garantiert die Hotel-Webseite auf, schildert er das Suchvorgehen der potenziellen Gäste. Was dann zählt: «Der Buchungsablauf muss dort genauso einfach wie auf booking.com funktionieren», führt Schwegler-Dossetto aus.
Der pensionierte Direktor sieht in der Nutzung der Buchungsportale auch grosse Vorteile: «Man ist weltweit erreichbar. Und wir haben keine festen Preislisten mehr.» Wer wissen will, wie viel der Hotelaufenthalt kostet, muss den gewünschten Ferienzeitraum eingeben. Dieses dynamische Preismodell hilft dem Betrieb dabei, den Umsatz zu optimieren. Steigt die Nachfrage und wird das Angebot entsprechend knapper, wird der Preis nach oben angepasst und umgekehrt.
Die Eigentümer-Familien Aufdenblatten und Julen investieren seit Jahren viel Geld in die Digitalisierung und entsprechend auch in den Webauftritt. «Das ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist», betont Schwegler-Dossetto. In den letzten sechs bis sieben Jahren hat sich deswegen auch die Rezeptionsarbeit um 100 Prozent gewandelt.
Im Gleichschritt mit der aufkommenden Digitalisierung erhöhten sich aber ebenso die Ansprüche der Gäste. «Der Gast kann Betriebe auf der ganzen Welt vergleichen», so Schwegler-Dossetto. Deshalb müssten neben der Software auch die Dienstleistungen und der Service vor Ort stimmen. Und natürlich auch die Infrastruktur.
30 Millionen Franken in 24 Jahren
Während seinen 24 Jahren als Direktor wurden insgesamt 30 Millionen Franken investiert. Ein grosser Teil in die massiven Umbauarbeiten im Jahr 2002. Die Vorgeschichte: 1966 liessen Armand Aufdenblatten und Ambros Julen das Beau Site, das sie drei Jahre zuvor gekauft hatten, im Stile der damaligen Zeit umbauen. Das Belle-Époque-Hotel wurde um zwei Etagen aufgestockt und erhielt neu ein Flachdach, dem die eleganten Dachtürme zum Opfer fielen. Der «Eingriff» war aus architekturhistorischer Sicht ein No-Go, entsprach jedoch dem damaligen Zeitgeist. Als Aufdenblatten Jahre später in Luzern das Hotel Monopol erblickte, inspirierte ihn dessen Kuppel zu einer Rückbesinnung zu den Wurzeln des Parkhotels, weiss Schwegler-Dossetto zu erzählen. Der Eigentümer gleiste alles auf, und als er den Betrieb in die Hände der nächsten Generation weiterreichte, lag die Baubewilligung bereits auf dem Tisch.
Der Umbau liess auch Schwegler-Dossetto nicht kalt: «Das war für mich der schönste Moment, als der neongrüne Schriftzug des Hotels abmontiert am Kran hing», erinnert er sich. «Da war klar, dass für den Betrieb ein neues Zeitalter beginnt.» In einen neuen Abschnitt startet das Hotel auch nach seiner Pensionierung.
Sein Nachfolger Roman Codina verfügt über langjährige Erfahrung im Hotel Management. Codina war zwei Jahre lang Opening Manager des Hotels The Omnia in Zermatt, Vizedirektor des Mont Cervin Palace sowie im Hotel Bellevue Palace in Bern und leitete zuletzt vier Jahre lang das Grandhotel Giessbach in Brienz.
Martin Schmidt
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