DER TAGESKOMMENTAR | Zu Darbellays Schulreform
Schwer erziehbar

David Biner, stv. Chefredaktor.
Foto: Walliser Bote
Gleich alle drei Oberwalliser C-Parlamentarier in Bundesbern weibeln euphorisch für die gd-Schule in Bratsch. Selbst Staatsangestellte des Bildungsdepartements schicken ihren Nachwuchs in die private Institution, wo das Kind «noch Kind sein» dürfe. Im Grossen Rat wird nächste Woche über einen Vorstoss debattiert, wonach Eltern keine pädagogische Ausbildung mehr brauchen, wenn sie ihre Kinder zu Hause unterrichten wollen. Kann offenbar jede(r).
Der ganz normale Weg scheint aus der Mode zu kommen. Mehr noch: Die gute alte Volksschule muss für die Kleinen die Hölle auf Erden sein. So zumindest der Eindruck, wenn man den rabiaten Müttern zuhörte, die am Dienstag an einem Podiumsgespräch Bildungsdirektor Christophe Darbellay weismachen wollten, dass er mit seinen Reformplänen, die Stundenzahl auf Kindergarten-Stufe zu erhöhen, auf dem Holzweg sei. Wenn das so weitergeht, kommen demnächst Eltern auf die Idee, eine Abstimmung für Vierjährige zu fordern: Sollen die Kleinen doch selbst bestimmen, ob sie in die Schule wollen oder lieber noch ein Jahr bei Mama bleiben.
Die ganze Hysterie um die Schule im Allgemeinen und den Kindergarten im Besonderen schwächt die Institution Schule. Und damit auch die engagierten Lehrerinnen. Und sie wirft kein gutes Licht auf uns Eltern. Wir wissen alles am besten. Aber vielleicht sind manchmal wir das Problem. Und nicht das Einschulungsalter oder die Unterrichtsdauer.
David Biner
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