Infrastruktur | 18-Millionen-Projekt stellt Gemeinde vor finanztechnische Herausforderungen
Salgesch stimmt auch über neue Schule ab

Urnengang. Links der geplante Neubau mit Schule und Mehrzweckhalle, rechts das bestehende Schulhaus.
Foto: Visualisierung zvg
Salgesch | Im Weindorf Salgesch wird der kommende Wahlsonntag auch zum Abstimmungssonntag: Für gut 18 Millionen Franken sollen ein neues Schulhaus mit integrierter Mehrzweckhalle sowie verschiedene Vereinslokalitäten entstehen. Ein finanzieller Kraftakt, doch der Gemeinderat zeigt sich zuversichtlich, dass die Urversammlung dem Projekt grünes Licht geben wird.
Herzstück des vom Siderser Architekturbüro Giorla & Trautmann ausgearbeiteten Projekts «miteinander» ist das neue Schulhaus. Dieses käme neben der bestehenden Schule zu liegen und soll im Obergeschoss sechs Schulzimmer, ein Bastelzimmer, drei Gruppenräume für Spezialunterricht sowie ein Lehrerzimmer beherbergen. Im Erdgeschoss sind die Räumlichkeiten für die Spielgruppe und ein Mittagstisch für rund 100 Schüler vorgesehen; ausserdem ein Musikzimmer, welches abends auch vom örtlichen Gesangsverein genutzt werden könnte. Im Untergeschoss käme schliesslich die Turnhalle zu liegen, zudem auch ein Geräte- und ein Lagerraum, ein Raum für den Abwart, die Technik sowie das Musiklokal der ansässigen Harmonie.
Daneben beinhaltet das Projekt den Abriss der bestehenden Turnhalle, an deren Stelle ein Vorplatz entstehen soll, sowie neue Umkleidekabinen und eine Kantine für den Fussballverein.
Heutige Schule mehr als 100 Jahre alt
«Unser aktuelles Schulhaus genügt den Vorgaben nicht mehr», findet Gemeindepräsident Gilles Florey deutliche Worte. Denn während der Kanton bei Schulhäusern mit einer Lebensdauer von 40 Jahren rechne, datiere der bestehende Bau aus dem Jahr 1910. Die Zugänglichkeit für behinderte Personen sei ebenso wie die Energieeffizienz alles andere als optimal, zudem könne die heutige Schule auch den neuen Unterrichtsformen nicht gerecht werden. «Priorität Nummer eins», legt Florey die Notwendigkeit des Neubaus dar, «ist aber, dass unsere rund 90 Schüler mehr Platz und Raum benötigen.»
Vorsorglich und im Gegensatz zur Turnhalle soll deshalb auch das aktuelle Schulhaus nicht abgerissen, sondern lediglich geringfügig saniert werden: Denkbar sei nämlich, dass dort bei Bedarf dereinst wieder Klassen unterrichtet würden. Oder aber, dass dort die Gemeinde oder etwa die Verwaltung des Naturparks Pfyn-Finges Büroräumlichkeiten beziehen würden. «Das lassen wir bewusst noch offen», erklärt der Gemeindepräsident.
Vom Pro-Kopf-Vermögen zur Pro-Kopf-Schuld
Nun ist ein neues Schulhaus bekanntermassen alles andere als billig: Auf stolze 18,25 Millionen Franken käme das Projekt das kleine Dorf Salgesch (maximal) zu stehen. Man sei sich bewusst, dass dies für die Gemeinde eine grosse finanzielle Belastung darstelle, sagt Florey denn auch. Angesichts der soliden Gemeindefinanzen und der aktuell vorteilhaften Konditionen zur Kapitalbeschaffung sei der Zeitpunkt für einen Neubau allerdings günstig, glaubt er.
Tatsächlich weist Salgesch derzeit ein Pro-Kopf-Vermögen von gut 3000 Franken aus. Ein Wert, der sich nach einer allfälligen Annahme des Projekts innerhalb weniger Jahre in eine als «sehr gross» taxierte Pro-Kopf-Schuld von knapp 8000 Franken umwandeln würde. Gleichzeitig betont Florey, dass ein Neubau des Schulhauses die anderen geplanten Investitionen nicht gefährde. Tatsächlich zeigt ein Blick auf die Budgetplanung der Gemeinde, dass Salgeschs Verschuldung ab den 2030er-Jahren wieder unter 5000 Franken pro Kopf fallen und damit als «angemessen» gelten würde. Gelegen kommen hierbei auch die knapp anderthalb Millionen Franken, welche die Gemeinde vom Kanton in Form von Subventionen erhalten würde.
1,1 Millionen Franken für die Pfarrei
Während sich die Parzelle für die Umkleidekabinen und die Kantine in Gemeindebesitz befindet, käme das Schulhaus auf dem Boden der Pfarrei zu liegen. Geplant ist deshalb, dass die Gemeinde einen Baurechtsvertrag abschliesst und der Pfarrei während der nächsten 65 Jahre jährlich knapp 17000 Franken überweisen würde (sechs Franken pro Quadratmeter) – insgesamt also rund 1,1 Millionen Franken.
Derweil betont Florey, dass es sich bei dem Neubau um ein Projekt handle, welches schlussendlich allen Salgeschern auf die eine oder andere Weise zugutekäme. Der Gemeinderat gehe deshalb davon aus, dass die Urversammlung das Vorhaben deutlich unterstützen werde. Bewahrheitet sich dies, könnte im nächsten Herbst mit dem Bau begonnen werden. Bezugsbereit sein soll das Schulhaus dann ab dem Sommer 2022.
Fabio Pacozzi
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