Wildtiere | Mehrere Füchse im Oberwallis sind an Staupe erkrankt und mussten erlegt werden
Kommt es erneut zur Epidemie?

Krankes Tier. Dieser an Staupe erkrankte Fuchs ist von Jäger Pius Salzgeber im Auftrag von Wildhüter Richard Bellwald erlegt worden. Das Tier ist stark abgemagert und an seinem After weist es ein hässliches Geschwür auf.
Foto: Pius Salzgeber
Oberwallis | Das für Fuchs, Dachs und Marder höchst gefährliche Staupe-Virus grassiert derzeit wieder im Oberwallis. Hunde sind dank der jährlichen Impfung geschützt, für den Menschen ist das Virus ungefährlich.
Die Staupe ist eine hochansteckende fieberhafte Viruserkrankung, die bei hunde- und marderartigen Tieren oft tödlich verläuft. Die Krankheit kam in der Schweiz bis Ende der 2010er-Jahre zwar immer wieder mal vor, doch im Jahr 2009 kam es zu einer regelrechten Epidemie, der im Walliser Talgrund bis zum Jahr 2011 rund die Hälfte des Fuchsbestandes zum Opfer gefallen ist.
Vor einem Monat die ersten Fälle im Oberwallis
Damals wurde die Krankheit von Osten her via St. Gallen, Graubünden und Uri ins Wallis eingeschleppt. In den letzten Jahren war es relativ ruhig. Doch in diesem Jahr scheint das Virus wieder vermehrt in der Fuchspopulation zu grassieren. Rolf Kuonen, Wildhüter in der Region Leuk, beobachtete vor rund einem Monat ein krankes Tier. Seither sind in seiner Region mehrere Fälle nachgewiesen worden: «Ich selbst habe in Salgesch acht, in Niedergampel einen und in Varen und Leukerbad je zwei kranke Tiere erlegt», teilt er mit. In den letzten Wochen und Tagen scheint sich die Krankheit nach Osten auszudehnen. Denn auch Richard Bellwald, Wildhüter im Lötschental und den Sonnigen Halden, hat Fälle registriert: «Ich kenne aus Baltschieder zwei und aus Raron einen Fall. In Raron hat ein von mir beauftragter Jäger das Tier erlegt, in Baltschieder ist einer der Füchse tot in einem Garten aufgefunden worden», erklärt er.
Wie viele Füchse, Dachse und Marder bereits der heimtückischen Krankheit im Oberwallis zum Opfer fielen, kann nur schwer geschätzt werden. Zwar ist die bisher bekannte Anzahl der Fälle relativ zur gesamten Fuchspopulation noch eher gering, doch die Dunkelziffer ist hoch, die meisten verendeten Tiere lassen sich kaum auffinden. Auch Claire Zen Ruffinen von der Dienstelle für Veterinärwesen kann keinen Überblick liefern: «Die Staupe gehört nicht zu den meldepflichtigen Krankheiten. Deshalb sind wir nicht imstande, eine Anzahl der betroffenen Wildtiere zu geben.»
Die Frage, ob es im Oberwallis erneut zu einer regelrechten Epidemie kommt, lässt sich somit nicht beantworten. Fakt ist, das Virus kann sich rasend schnell verbreiten. Und zwar nicht nur über den direkten Kontakt mit einem erkrankten Tier, sondern auch über Kot- oder Urinkontakt, teilt Wildhüter Richard Imboden mit, der für die Augstbord-Region zuständig ist. Selbst hat er noch keine Kenntnis von Staupe-Fällen in seiner Region. «Im Winter war bei uns leider die Räude weitverbreitet. Die von Milben befallenen Tiere kratzen sich das Fell ab und verenden elendiglich», teilt er mit. Jagdchef Peter Scheibler hofft, dass sich die Epidemie vor acht Jahren nicht wiederholt: «In den letzten Jahren beobachteten wir immer wieder einzelne Fälle. Und vielleicht sind die derzeit registrierten auch Einzelfälle. Es kann aber leider sehr schnell gehen und das Virus breitet sich rasant aus.»
Haushunde sind über die Impfung geschützt
Wie bereits erwähnt, die Staupe ist eine heimtückische Krankheit. Nachdem das Virus über die Maul- oder Nasenschleimhaut des Tieres aufgenommen wurde, vermehrt es sich in den Lymphknoten. Kann der Körper innerhalb der ersten neun Tage ausreichend Antikörper bilden, kommt es im Allgemeinen zu keinen Krankheitssymptomen. Unterbleibt die Bildung von Antikörpern, befällt der Erreger neben dem Verdauungs- auch den Atmungsapparat und den Ausscheidungstrakt. Befällt es zudem das Nervensystem, nimmt die Krankheit einen oft tödlichen Verlauf. Allen Krankheitsverläufen gemeinsam ist das Auftreten hohen Fiebers, das bis auf 41° C ansteigen kann, sowie Appetitlosigkeit und Apathie. Ist das Nervensystem befallen, kommt es zu Augenschädigungen bis hin zur Blindheit, epileptiformen Anfällen und dem typischen Muskelzittern, dem «Staupetick». Wer an Füchsen, Mardern und Dachsen solche Symptome entdeckt, sollte unbedingt einen Wildhüter benachrichtigen. Zwar kann das Virus auch Hunde und Katzen befallen, doch müssen sich die Besitzer meist keine Sorgen machen. Wer die normale jährliche Dreifach-Impfung bei seinem Tier durchführen lässt, kann beruhigt sein, dass sein Tier nicht erkrankt, auch wenn es an einem Kothaufen eines erkrankten Tieres herumgeschnüffelt hat.
Werner Koder
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar