Gesundheit | Neue Richtlinien der SUVA im Fokus

"Ziel ist es nicht, die Arbeiter zu schikanieren"

Freizügige Bauarbeiter. Wird dieses Bild bald der Vergangenheit angehören?
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Freizügige Bauarbeiter. Wird dieses Bild bald der Vergangenheit angehören?
Foto: Walliser Bote

Quelle: WB 10.07.18 0
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Oberwallis | Die SUVA gab im Mai neue Richtlinien zum Sonnenschutz auf Baustellen heraus. Der Schweizerische ­Baumeisterverband (SBV) kritisierte diese heftig. Bei lokalen Bauunternehmen zeigt man sich ­jedoch gelassen und ­umsetzbereit.

Realitätsfern und aus dem ­Elfenbeinturm heraus nennt der SBV die neuen Regulie­rungen der SUVA, zu denen sie die Baufirmen ab dem 1. Januar 2019 verpflichten wollte. Ende Mai erstellte sie einen Katalog, der das «Oben-Ohne» der ­Baustelle verbieten, den ­Nackenschutz und die Stirnblende obligatorisch machen sollte. Die Baustellen sollten beschattet werden und ­während der Sommermonate von 11.00 bis 15.00 Uhr ­geschlossen bleiben. Diese Massnahmen wollte sie geltend machen, um dem Hautkrebs vorzubeugen, an dem in der Schweiz durchschnittlich drei Personen am Tag erkranken. Da sich seitens des SBV al­lerdings starker Widerstand regte, verzichtet sie auf die ­Einführung des Obligatoriums. Dazu nimmt Serkan Isik, der Mediensprecher der SUVA, ­Stellung: «Wir erlassen kein Verbot, möchten die Bevöl­kerung ­jedoch auf die Gefahr sen­sibilisieren.»

Nackenschutz und Stirnblende

Besonders der neuartige, er­weiterte Helm der SUVA war dem Verband ein Stein des ­Anstosses: Er sei eine praxisfremde Regulierung, die sogar das Sichtfeld der Arbeiter ­einschränke. Ganz aus der Luft gegriffen ist der Helm aber doch nicht. Die SUVA orien­tierte sich bei seiner Erstellung an Vorbildern aus Australien und optimierte sein Konzept so weit, dass das Sichtfeld des Arbeiters ungestört bleibt. ­Erste Reaktionen von Bau­stellen, auf denen dieser ge­testet wurde, sollen sich laut SUVA durchwegs als positiv ­gezeigt haben. Isik selbst hat Stirnblende und Nackenschutz beim Arbeiten im Garten ­angezogen und weiss Gutes ­davon zu berichten: «Der Stoff ist sehr leicht und meine Sicht wurde nicht gestört.»

Auch auf Walliser Baustellen getestet

Der Chef der Zengaffinen AG, Raoul Zengaffinen, kann diese Reaktionen bestätigen. «Bei einem Test auf einer unserer Baustellen sind die Helme sehr gut angekommen.»

Auch auf drei Baustellen der Ulrich Imboden AG seien die Helme akzeptiert worden. Benno Imboden, der Sicherheitschef der Firma, sagt dazu: «Zuerst wurden die Helme ­belächelt, dann aber erwiesen sie sich als eine gute Sache und wurden von den Arbeitern ­weiterempfohlen.» Imboden spricht sogar von Arbeitern, die sich vor der Herausgabe dieses Helmes selbst etwas Ähnliches gebastelt hätten. Der Na­ckenschutz käme sehr gut an, von der Stirnblende seien die Arbeiter aber weniger überzeugt.

Rigorosität führt am Ziel vorbei

Zengaffinen bringt Verständnis auf für die harsche Stel­lungnahme des Baumeister­verbandes. Zum Teil würden die Versicherungen zu tief in den Arbeitsalltag eingreifen und diesen mit ihren Re­glementierungen zu sehr ­bestimmen. «Das kann für den Arbeiter einschränkend wirken.» Zengaffinen weiss um die UV-Strahlung Bescheid, die sich in den letzten Jahren verstärkt hat, und versucht deswegen, die Arbeiter möglichst gut zu schützen. Pausen bei Hitze, Sonnencreme und Wasser ­stünden ihnen schon seit ­Jahren zur Ver­fügung.

Benno Imboden spricht von ähnlichen Erfahrungen: «Empfehlungen als Gesetze zu ­unterbreiten, kommt bei den Leuten nicht gut an. Besser ist es, sie sanft einfliessen zu ­lassen. Wer sie anwendet, wird sie zu schätzen wissen.»

Ihre beiden Positionen stimmen mit der Meinung des Mediensprechers der SUVA überein, der den Widerstand des Baumeisterverbandes ­versteht: «Unser Ziel ist es nicht, die Arbeitnehmer mit Regeln zu schikanieren. Wir möchten sie vom Schutz ­überzeugen.»

Konkrete Massnahmen der Firmen

Bei beiden Firmen wird vor­wiegend auf Sensibilisierung gesetzt und dem Arbeiter selbst wird die Verantwortung über den Umgang mit Sonnenschutz überlassen. «Bei uns ist es nicht verboten, oben ohne auf dem Bau zu arbeiten.», erklärt ­Benno Imboden und fügt ­hinzu: «Allerdings machen wir die Arbeiter auf das Hautkrebsrisiko aufmerksam.»

Auch die Firma Zengaffinen erlässt vor dem Obligatorium der SUVA keine eigenen ­Kleidervorschriften. «Diese können nur unter beidseitigem Einverständnis erteilt werden», gibt Zengaffinen an. Da er aber damit rechnet, dass die Empfehlungen bald zu Vorschriften werden könnten, bereitet er seine Firma vor: «Wir werden eine komplette Neuunifor­mierung durchführen, bei der der Schutz des Arbeiters im Zen­trum steht. Lange Hosen und langärmlige, luftdurch­lässige Oberteile werden ­zurzeit getestet und im ­Oktober zur Verfügung stehen.»

Bis die Empfehlungen der SUVA zu Gesetzen werden, bleibt dem Betrachter also ­weiterhin das Bild von Bauarbeitern ohne T-Shirts und in kurzen Hosen erhalten.

Cedric Zengaffinen
10. Juli 2018, 18:16
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