Sicherheit | Brig-Glis spricht von einem echten Bedürfnis – Visp ortet bei der polizeilichen Ausstattung Lücken

«Taser gehört zur Topausrüstung»

Pascal Kronig, Polizeikommandant Brig-Glis, mit einem der beiden neuen Taser.
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Pascal Kronig, Polizeikommandant Brig-Glis, mit einem der beiden neuen Taser.
Foto: mengis media

Quelle: WB 26.02.20 0
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Die Stadtpolizei Brig-Glis führt die neuen Taser bereits seit Fasnachten mit sich. In Visp werden die Polizisten derzeit mit dessen Umgang vertraut gemacht.  

Die Anschaffung der Taser entspreche einem echten Bedürfnis der Polizei, sagt Michael Graber, Ressortchef Öffentliche Sicherheit im Brig-Gliser Stadtrat. «So weit ich dies beurteilen kann, handelt es sich dabei um ein bewährtes Einsatzmittel, das seit gut und gerne 20 Jahren auf dem Markt ist.»

In Deutschschweizer Polizeikorps sei die Ausrüstung mit den sogenannten Destabilisierungsgeräten «absoluter Standard»: «Ich habe den Anspruch, dass die Stadtpolizei Brig-Glis optimal ausgerüstet ist, deshalb haben wir diese Taser beschafft, die gehören dazu.»

Pistole, Schlagstock und Pfefferspray bleiben

Die Pistole als härteres Mittel führten die Polizisten weiter mit, den Pfefferspray ebenfalls. Wobei dessen Anwendung in geschlossenen Räumen schwierig sei, da auch Unbeteiligte betroffen werden könnten. «Zur modernen Polizei gehört eine moderne Ausrüstung», so Graber weiter, «und wenn mit einem Taser ein einziger Einsatz einer Pistole vermieden werden kann, hat sich die Anschaffung bereits gelohnt.»

Die Anschaffung habe nicht mit steigender Kriminalität oder speziellen Vorkommnissen zu tun: «Bei Einsatzmitteln sollte nicht erst im Nachhinein reagiert werden. Wichtiger ist es, vorausblickend Massnahmen zu ergreifen und mit der Zeit zu gehen.» Was man zunehmend höre, ausserhalb und innerhalb der Schweizer Grenzen, sei der Einsatz von Messern. Graber: «Es geht um den Schutz der Bürger und der Polizisten selbst.» Speziell in Fällen, wenn Involvierte ausrasten würden oder gar bei Suizid versuchen.

«Mit dem Taser haben wir ein weiteres nicht-letales Mittel. Der Taser steht auf derselben Stufe wie Pfefferspray und Schlagstock», erklärt Pascal Kronig, Polizeikommandant Brig-Glis. Wie viele konkrete Fälle es während seiner 25-jährigen Arbeit als Polizist gegeben habe, in denen ein Taser möglicherweise zum Einsatz gekommen wäre, sei schwierig zu beurteilen: «Es gab sicherlich Situationen, in denen wir froh gewesen wären, hätten wir einen Taser gehabt.» Gemäss Kronig gibt es nachweislich keinen Todesfall, der auf den Einsatz eines Tasers zurückzuführen ist.

Zur Ausbildung gehöre sowohl ein praktischer wie ein theoretischer Teil mit dem Ablegen einer Prüfung mit Zertifikat. Einer der Briger Agenten ist für die Ausbildung sowohl der Visper wie der Briger Polizisten verantwortlich. Im März werden die Visper Polizisten mit dem Gerät ausgebildet.

In Fällen von häuslicher Gewalt einsetzen

Der Visper Regionalpolizei stehen verschiedene Einsatz- und Zwangsmittel zur Verfügung: «Grundsatz für deren Einsatz ist die Verhältnismässigkeit in der Anwendung», sagt Kommandant Daniel Bürki. Ein angestrebtes Einsatzziel sei immer mit dem mildestmöglichen Mittel zu erreichen.

In Zusammenarbeit und in Absprache mit anderen Polizeikorps sei festgestellt worden, dass die Ausstattung der Regionalpolizei Visp – unterhalb der Schusswaffen – unvollständig sei. Bürki: «Es fehlte das Mittel ‹Destabilisierungsgerät›, umgangssprachlich ‹Taser› genannt.»

Im Dienst könnten die Beamten zum Beispiel in Fällen von häuslicher Gewalt mit unkooperativen Personen konfrontiert werden, welche sich gegebenenfalls mit einer Hieb- und Stichwaffe oder einem anderen für die Polizisten und/oder Drittpersonen potenziell lebensbedrohlichen Gegenstand entgegensetzten: «Dabei könnte der Taser künftig zum Einsatz kommen», sagt Bürki.

Bei einem Angriff einer Person mit solchen Waffen oder Gegenständen auf die Polizei oder Drittpersonen müsste mit heutigem Ausrüstungsstand möglicherweise die Schusswaffe eingesetzt werden. Bürki: «Da kein milderes, nicht tödliches Einsatzmittel zur Verfügung steht, um eine solche Person zu stoppen.» Mit der Anschaffung des Tasers werde genau diese Lücke zwischen tödlich und nicht tödlich wirkenden Einsatzmitteln geschlossen.

Sämtliche Polizisten absolvierten eine zertifizierte Ausbildung zu dessen Einsatz. Dieser werde im Dienstbefehl geregelt. Ein Taser dürfe nur bei Gefahr von Leib und Leben für sich und/oder andere und sofern der Einsatz milderer Mittel nicht möglich sei, zum Einsatz kommen: «Wir bezwecken damit, die Einsatznotwendigkeit des möglicherweise tödlichen Schusswaffengebrauchs weiter zu minimieren», betont auch der Visper Kommandant. Es sei verkehrt zu meinen, der Taser sei nun «das allein seligmachende Mittel» und es werde «wild herumgetasert.»

Kronig hat die Wirkung des Tasers gar am eigenen Leib erprobt. Er sei bereits 2003 erstmals mit dem Gerät konfrontiert worden, war danach Instruktor, hielt Vorträge. «Richtig beschossen mit einer Einsatzkartusche wurde ich einmal.» Man bleibe bei Bewusstsein, die Stromstösse würden sich auf das motorische und sensorische Nervensystem auswirken (s. Text rechts).

Ein wesentlicher Vorteil des Einsatzgeräts sei es, dass dieses auf alle Personen gleich wirkt. Kronig: «Unabhängig vom psychischen oder physischen Zustand.» Er betont, dass seine Agenten auch bei gemeinsamen Einsätzen mit der Kapo ihre Taser mitführen und bei Bedarf einsetzen würden.

Daniel Zumoberhaus
26. Februar 2020, 17:33
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