Wirtschaft | «Avenir Industrie Valais / Wallis» möchte Tesla in den Kanton holen
Liebesgrüsse aus dem Wallis
Der Interessenverband der Walliser Industrie «Avenir Industrie Valais /Wallis» (AIVW) denkt derzeit über seine industrielle Vision bis 2030 nach. Mit dem amerikanischen Elektroautohersteller Tesla möchte man einen grossen Fisch in den Kanton locken.
Nebst Tourismus und Landwirtschaft stellt die Industrie einen wichtigen Wirtschaftssektor im Wallis dar. Der Interessenverband der Walliser Industrie «Avenir Industrie Valais/Wallis» (AIVW) mit über 100 Mitgliedsunternehmen möchte die Branche weiter vorwärtsbringen und schielt dafür seit Neuestem auch über den Atlantik. Am Montag präsentierte der AIVW in einer Medienmitteilung zu seinen Überlegungen zur Vision 2030 auch einen unkonventionellen Vorschlag: Man möchte eine «Gigafabrik» ins Wallis holen, eine Produktionsstätte für die in den Tesla-Elektroautos verbauten Batterien.
Die Gerüchteküche brodelt
Der amerikanische Unternehmer Elon Musk, der mit seinen Zugpferden Tesla und SpaceX mal bessere, mal schlechtere Medienpräsenz erreicht, möchte die Batteriezellen, die seine Tesla-Modelle antreiben, künftig selbst herstellen. Bisher stammen die Zellen vom japanischen Elektronikkonzern Panasonic. Für die Produktion sind auch Fabriken ausserhalb den USA geplant, notabene in Europa. Musk hat sich zum Ziel gesetzt, die Produktionsstätten bis Ende Jahr zu bauen. Über die Standorte der Fabriken brodelt seit einiger Zeit die Gerüchteküche. Wo sie gebaut werden sollen, wurde noch nicht entschieden.
AIVW-Präsident Eric Balet würde die Produktionsstätten aber gerne im Wallis sehen. «Wir müssen alles unternehmen, um das Wallis in die Liste der potenziellen Standorte zu bringen», lässt sich Balet in der Medienmitteilung zitieren. «Wir verfügen im Kanton über die notwendigen Kompetenzen, um zu rechtfertigen, dass es uns gelingen wird, die technischen Herausforderungen zu meistern», so Balet weiter.
Auf Anfrage sagt Balet, dass die Chancen, dass Tesla einen Produktionsstandort im Wallis eröffnen könnte, durchaus intakt seien. Dank dem EPFL-Ableger Energypolis in Sitten mit Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien und der geplanten Hyperloop-Forschungsanlage und -Teststrecke in Collombey-Muraz könnte das Wallis für Elon Musk durchaus interessant sein, vermutet Balet.
Amherd – Nicollier – Musk
Denn das Wallis sei objektiv betrachtet durchaus wettbewerbsfähig – auch auf internationaler Ebene. «Lonza ist doch ein Paradebeispiel dafür», sagt Balet, «das börsenkotierte Unternehmen investiert auch dank der guten Rahmenbedingungen weiterhin im Wallis.» Die effektive Wahrscheinlichkeit der Ansiedelung hänge aber vorderhand damit zusammen, welche Bedingungen der Kanton Tesla bieten könne. «Davon abgesehen sind die Chancen durchaus plausibel», so Balet.
Ohne Schützenhilfe wird es schwierig. Balet, der zwar durchaus überzeugt ist, dass die Kompetenzkarte zu Recht gespielt werden könne, ist sich bewusst, dass es grundsätzlich schwierig ist, mit Musk in Kontakt zu treten. Er erhofft sich gemäss Medienmitteilung und eigenen Aussagen, dass über Ecken persönliche Bekannte dabei helfen könnten, den Kontakt herzustellen. «Der Astronaut Claude Nicollier könnte als Bindeglied zwischen Elon Musk und Viola Amherd fungieren», sagt Balet, «manchmal muss man einfach versuchen, neue Wege zu beschreiten.»
Kontaktaufnahme erfolgt
Bereits im August 2017 sei vonseiten des Kantons ein erster Anlauf der Kontaktaufnahme mit Elon Musk erfolgt, sagte der für die Wirtschaft zuständige Staatsrat Christophe Darbellay – der gestern für diese Zeitung nicht zu erreichen war – gegenüber dem «Nouvelliste». Bisher sei eine Antwort des Elektroautoherstellers aber ausgeblieben. Worum es bei der Kontaktaufnahme vor zwei Jahren gegangen ist, war bisher nicht zu eruieren. Gegen einen zweiten Anlauf habe Darbellay nichts einzuwenden: «Es kostet nichts, es noch einmal zu versuchen», sagte er gegenüber dem «Nouvelliste», «aber man muss sich einfach bewusst sein, dass wir nicht die einzigen Interessenten sind.»
Darbellay möchte Tesla einen anderen Vorschlag unterbreiten: ein Kompetenzzentrum im Rahmen des EPFL-Ablegers in Sitten: «Im Idealfall sollte eine Tesla-Innovationszelle als Eckpfeiler des Swiss Innovation Park auf dem Campus von Energypolis etabliert werden. Es wäre realistischer, als 2023 von einer grossen Fabrik zu träumen», sagte er.
Balet sieht einen Teil seines Zieles indes bereits erreicht: «Der Zweck unseres Verbandes besteht darin, Debatten anzustossen und die kantonale Industrie ins Gespräch zu bringen. Die Idee, Tesla ins Wallis zu bringen, ist auch ein Tritt in den Ameisenhaufen.»
Adrien Woeffray
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